Jugendschutz durch vorprogrammierte Handys

W e t z l a r (PRO) – Rund 83 Prozent der Eltern fragen nicht nach den Inhalten, die ihre Kinder auf den Handys gespeichert haben. Das geht aus einer Studie hervor, die jetzt von der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein vorgestellt wurde.
Von PRO

Anlass für die Studie war die steigende Zahl von jugendgefährdenden Inhalten, die in Form von pornografischen oder gewalthaltigen Videoclips immer häufiger den Weg auf die Handydisplays von Jugendlichen finden. Die Untersuchung „Handy – kindersicher vorprogrammieren? Pornografie und Gewalt auf Handys“ wurde von Petra Grimm, Professorin an der Stuttgarter Hochschule der Medien, im Auftrag der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) durchgeführt.

Laut der Untersuchung haben 93 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Videos mit problematischen Inhalten schon einmal gehört. 42,5 Prozent haben solche Kurzfilme bereits gesehen. 5,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an, selbst Videos mit problematischen Inhalten auf ihrem Handy zu haben oder gehabt zu haben.

Als eine mögliche Handlungsoption empfiehlt die Studie eine kindersichere Vorkonfiguration der Mobiltelefone durch die Anbieter. Durch die Voreinstellungen werden über die Basisfunktionen hinausgehende Sonderdienste standardmäßig blockiert oder können gesondert angefordert werden.

Handy-Hersteller müssen ihrer Verantwortung gerecht werden

Die Nutzung technischer Möglichkeiten sei ein wichtiger Faktor, um zu verhindern, dass problematische Inhalte auf Mobiltelefone gelangen können. Deshalb begrüßte Bauchrowitz es ausdrücklich, dass vor kurzem der erste Hersteller ein Handy mit Vorsperrung auf den Markt gebracht habe und diese Technik anderen Herstellern kostenlos zur Verfügung stellen wolle. „Alle Handyhersteller müssen sich möglichst bald ihrer besonderen Verantwortung für den Jugendmedienschutz stellen und ihre Handys technisch kindersicher machen“, so Bauchrowitz.

Medienkompetenz stärken

Die effektivste und nachhaltigste Gewaltprävention bleibe allerdings die Vermittlung von Medienkompetenz. Kinder und Jugendliche müssten in die Lage versetzt werden, Medieninhalte zu bewerten, um sie gezielt auszuwählen und sich bewusst gegen gefährdende Inhalte zu entscheiden. „Wir müssen unsere Kinder dazu erziehen, ‚Nein‘ zur Gewalt zu sagen, denn wer dies tut, den können auch gewalthaltige Inhalte in den Medien nicht reizen oder gar zur Nachahmung anregen“, so Bauchrowitz.

Online-Broschüre informiert Eltern

Als Hilfestellung für Eltern hat die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle Nordrhein-Westfalen e. V. die Broschüre „Gewalt auf Handys“ erstellt. Diese war bisher nur in gedruckter Form verfügbar, wird aber ab sofort auf den Webseiten der drei Projekte klicksafe, handysektor und Internet-ABC als Pdf-Datei zur Verfügung gestellt. In der Broschüre wird erklärt, was beim Gebrauch von Handys verboten ist und wie Eltern ihre Kinder schützen können. Zudem beschäftigt sich Autor Sebastian Gutknecht, auch mit der Problematik Schule und Handy.

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