Diskussion um „Harry Potter“ an Chemnitzer Schule

C h e m n i t z (PRO) – Eine Chemnitzer Schule hat in einer fünften Klasse die Lektüre eines "Harry Potter"-Romans vom Lehrplan genommen. Eltern hatten zuvor Bedenken über die in den Romanen verbreitete Magie und Gewalt geäußert. Das Kultusministerium reagierte mit Unverständnis auf die Entscheidung der Schule, der Schulleiter respektiert die Einwände.
Von PRO

Der Schulleiter des Kepler-Gymnasiums in Chemnitz, Stephan Lamm, erklärte in dieser Woche gegenüber der sächsischen Tageszeitung „Freie Presse“, die Schule respektiere die Gefühle der Eltern. Der „Harry Potter“ werde nicht mehr als Einzelwerk in der betreffenden fünften Klasse behandelt. Es handelt sich offenbar um den ersten Band der Reihe, „Harry Potter und der Stein der Weisen“.

Schulleiter will religiöse Gefühle respektieren

Zuvor habe es eine breite und offene Diskussion in der Klasse und mit den Eltern gegeben, verteidigte Lamm die Entscheidung der Schule. Eine Mehrheit habe sich dafür ausgesprochen, „Harry Potter“ weiterhin im Unterricht zu behandeln. Lamm habe persönlich nichts gegen den Zauberlehrling Potter, dennoch wolle er die religiösen Gefühle der betreffenden Eltern respektieren. Die zwei Elternpaare hatten sich vor allem an der bei den „Potter“-Romanen breiten Raum einnehmenden Magie gestört.

Es sei weiterhin möglich, „Harry Potter“ in der fünften Klasse in Gruppenarbeit zu behandeln. Die Kinder der Eltern, die daran Anstoß nehmen, könnten sich mit einer anderen Lektüre befassen. In der siebten Klasse stehe „Harry Potter“ fächerübergreifend auf dem Lehrplan, so Lamm. Dort werde er literarisch, naturwissenschaftlich und schauspielerisch behandelt.

Kritik an der Entscheidung

Das sächsische Kultusministerium und der Arbeitskreis für Jugendliteratur reagierten mit Unverständnis auf das Verhalten der Schule. „Mit Harrys Rechtschaffenheit und Mut kann man sich wunderbar identifizieren“, sagte etwa Arbeitskreissprecherin Julia Lentge.

Die schulpolitische Sprecherin der Linkspartei im sächsischen Landtag, Julia Bonk, rügte die Entscheidung der Schule als „Akt der Selbstzensur“. „Der Schulleiter spricht damit geradezu eine Einladung an religiöse Fundamentalisten aus, den Bildungs- und Erziehungsauftrag staatlicher Schulen nach eigenem Gutdünken zu stören“, warnte sie. Bonk forderte den Schulleiter Lamm auf, die Entscheidung zurückzunehmen. Was an staatlichen Schulen unterrichtet werde, dürfe nicht unter dem Vorbehalt der Zustimmung aller möglichen religiösen Glaubensrichtungen stehen.

Die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Sachsen, Ursula Kruse, sagte, aus der Entfernung lasse sich die Entscheidung der Schule nur schwer beurteilen. Generell müssten Kinder aber lernen, dass sie in ihrem Leben mit unterschiedlichen Meinungen konfrontiert würden. Dies könnten sie bei und mit „Harry Potter“ lernen.

Bereits im Jahr 2003 hatte der damalige Kardinal Joseph Ratzinger scharfe Kritik an den „Potter“-Romanen geübt. Der heutige Papst Benedikt XVI. sah darin „subtile Verführungen, die unmerklich und gerade dadurch tief wirken und das Christentum in der Seele zersetzen“.

Von der britischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling sind bisher sechs „Harry Potter“-Bände erschienen. Am 21. Juli soll der siebte und letzte Band, „Harry Potter and the Deathly Hallows“ (etwa: „Harry Potter und die tödlichen Heiligen“), auf den Markt kommen. Die Geschichten spielen in einem Internat für Zauberei und Hexenkunst. Die „Potter“-Romane gelten als die erfolgreichsten Jugendbücher der vergangenen Jahre. Von den ersten sechs Bänden wurden weltweit bislang mehr als 300 Millionen Exemplare verkauft. Sie wurden in 63 Sprachen übersetzt. Zahlreiche Christen kritisieren an den „Harry Potter“-Romanen neben der „Magie“ etwa auch die Grausamkeit und Gewalt, Flüche oder die Lügen Harry Potters, die in den Bänden zur Genüge vorkommen.

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