Otto Schaude, Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten sowie langjähriger Vorsitzender des Altpietistischen Gemeinschaftsverbandes, ist tot. Der wichtige Vertreter des Pietismus verstarb am Dienstag in Eningen unter Achalm im Alter von 72 Jahren.
Von PRO
Foto: Evangelischer Gemeinschaftsverband Württemberg e.V., Die Apis
Otto Schaude war Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten (ELKUSFO)
„Mit Otto Schaude verliert die Evangelische Kirche in Deutschland, zumal unsere Württembergische Landeskirche und die gesamte Bewegung des Pietismus, einen ihrer profiliertesten Vertreter und herausragenden Repräsentanten“, schreibt Steffen Kern, Vorsitzender des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg, die Apis, in einem Nachruf zum Tode Schaudes. Dieser sei „für viele ein weiser und treuer Wegbegleiter, persönlicher und geistlicher Berater, ein treuer Bruder und herzlich geliebter Freund“ gewesen.
Schaude wurde am 15. Juni 1944 in Wippingen bei Blaubeuren auf der Schwäbischen Alb als Sohn eines Landwirts geboren. Er hatte vier Geschwister. Er selbst sagte: „Es war für mich die in den Jahren gewachsene Erkenntnis, dass es uns allein darum gehen muss, bleibende und tragfähige Grundlagen fürs Leben zu gewinnen, also das, was im Leben und Sterben trägt und hält. Das wurde uns Geschwistern durch unsere Eltern mitgegeben. Sie machten uns Jesus und die Bibel lieb.“
Er war der erste Sohn des Dorfes, der Abitur machte. Anschließend studierte er an der Pädagogischen Hochschule in Reutlingen. Im Jahr 1970 heiratete er seine Ehefrau Brigitte. Zunächst arbeitete er als Lehrer an einer Grund- und Hauptschule. Von 1970 bis 1975 leitete er die Grundschule in Reutlingen-Altenburg. Im Jahr 1973 gründete er die Freie Evangelische Schule Reutlingen. Schaude initiierte die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Bekenntnisschulen (AEBS) wesentlich mit und hat bei der Gründung von etwa 30 christlichen Bekenntnisschulen mitgewirkt.
„Profilierter Pietist“
1991 übernahm Schaude den Vorsitz im Vorstand des Altpietistischen Gemeinschaftsverbandes (Apis), den er bis zu seinem Ruhestand 2008 inne hatte. Von 1983 bis 2008 war er Mitglied der Württembergischen Evangelischen Landessynode. Dort war er Vorsitzender des Ausschusses für Jugend und Bildung, sowie im Theologischen Ausschuss, im Ältestenrat und in der Leitung des Gesprächskreises „Lebendige Gemeinde“ tätig. Bei der Verabschiedung aus seinem Amt bei den Apis verlieh ihm Landesbischof Frank Otfried July die Silberne Johannes-Brenz-Medaille, die höchste Auszeichnung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Seit Oktober 2010 war Schaude Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten (ELKUSFO), der flächenmäßig größten lutherischen Kirche der Welt.
Am Dienstag starb Schaude im Alter von 72 Jahren an Krebs.
Der Pfarrer und Journalist Steffen Kern schreibt über seinen Amtsvorgänger als Vorsitzender bei den Apis: „Otto Schaude vertrat den Pietismus profiliert und klar, hatte dabei aber stets das Ganze der Kirche im Blick und wurde von kirchenpolitisch Andersdenkenden immer als fair und verlässlich wahrgenommen und geachtet. Nie ging es ihm um Polemik oder Verzeichnung einer anderen Position. Aber seine scharfe Argumentation ließ wenig Widerspruch zu und eröffnete zugleich Wege, die für alle gangbar waren.“ Kern sagte gegenüber pro, Otto Schaude sei für ihn ein „väterlicher Freund, Wegbegleiter und Impulsgeber“ gewesen. „Seine biblisch-theologische Klarheit und Tiefe hat mich sehr geprägt. Besonders eindrücklich steht mir seine Leidenschaft für die pietistische Bewegung und die Kirche vor Augen: Oft spontan ging er in der Synode ans Rednerpult, entwickelte frei eine brillante Argumentation und vertrat oft mit aufgeschlagener Bibel in der Hand seine Position.“ Schaude sei für ihn ein Vorbild darin, „vor Augen zu behalten, dass das, was uns trägt, nicht unser Mühen, Schaffen und Verhandeln ist, sondern allein Gottes Gnade“. (pro)
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