Online-Dschihad: Das Internet als Plattform der Islamisten

Eine Videobotschaft der "Globalen Islamischen Medienfront" (GIMF), die am Mittwoch im Internet veröffentlicht wurde, ist eine erneute Drohung von militanten Islamisten. Wieder nutzten potentielle Terroristen das Internet als Plattform für ihre Botschaften. Das Web dient immer häufiger auch zur Rekrutierung - zunehmend von Kindern und Frauen.
Von PRO

Mit Comic-Figuren und Darstellern in „Mickey Maus“-ähnlichen Kostümen zeigen islamische Terroristen, wie man sich schon im Kindesalter auf den Dschihad vorbereitet. Immer öfter versuchen Terror-Organisationen, Kinder im Internet für den Dschihad zu gewinnen.

Auf der Internetseite der palästinensischen Terrorgruppe Hamas beispielsweise ist ein kleiner Junge in Gebetshaltung zu sehen. Er kniet unter einem funkelnden Sternenhimmel auf seinem Gebetsteppich. Auf den ersten Blick wirke die hellblau unterlegte Internetseite freundlich und harmlos, heißt es in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ). Dass aber ein anderer Sinn hinter diesem Auftritt steckt, ist schnell klar: Die Terrorgruppe will kleine Kinder für den Dschihad anwerben.

Die Anzahl der Internetauftritte von Terroristen steigt stetig. „1998 gab es weltweit zwölf Terrorseiten, 2003 waren es 2.650, im September 2007 haben wir 5.860 Seiten gezählt“, warnte der israelische Kommunikationsforscher Gabriel Weimann auf einer Tagung des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden.

Anwerben junger Selbstmordattentäterinnen

Doch nicht nur Kinder, sondern auch junge Frauen gehören zu der neuen Zielgruppe. Für sie gibt es auf rosa-farbigen Internetseiten spezielle Angebote, wie sogenannte „Mudschahedina“, Kämpferinnen und Selbstmordattentäterinnen, sich selbst und ihre Kinder am Dschihad beteiligen können.

So werde das Internet von Islamisten als Propagandainstrument genutzt und diene zudem als Rekrutierungswerkzeug, sagte Elmar Theveßen, stellvertretender Chefredakteur des ZDF und Terrorexperte. „Menschen werden direkt angesprochen und aufgefordert, beim sogenannten Heiligen Krieg mitzumachen.“

Hinzu komme, dass das Internet von Extremisten für die Verbreitung von handwerklichen und technischen Anleitungen zur Vorbereitung von Attentaten verwendet werde. „Das Internet ist für Islamisten so etwas wie eine virtuelle Universität des Dschihad“, so Theveßen. Laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (F.A.Z.) sei es aber eine sehr ungeordnete und führerlose „Universität“, reich an falschen und irreführenden Informationen. Viele Anleitungen seien nicht erprobt und für die Attentäter selbst gefährlich, sagte der Arabist Jassin Muscharbasch gegenüber der SZ. Weiter wies Muscharbasch darauf hin, dass die Hinweise im Internet ernst zu nehmen seien. Allerdings solle man nicht von der Zahl der Seiten auf ihre Gefährlichkeit schließen. „Man kann das Wissen über Terrormethoden nicht mit Können gleichsetzen.“

Propaganda mit Videos

Gerade mit Hilfe von Videobotschaften wollen die Terrorgruppen ihre Taten bildlich dokumentieren. Darin zeigen sie erfolgreiche Terroranschläge oder Ermordungen von Entführten. Sie benutzen die Bilder aber auch zu Propagandazwecken, um weitere Anhänger zu werben. „Es werden etwa durch Bilder aus Irak oder Pakistan, die das vermeintliche Leid der Muslime in diesen Ländern zeigen, Emotionen erzeugt“, so Theveßen. Aber auf den Internetseiten der Terrorgruppen sei die Grenze zwischen fundierter Information und Propaganda nicht immer klar zu erkennen. Gerade dort würden häufig Bilder gezeigt, „die mit falschen Behauptungen beschriftet sind. Es wird der Eindruck geschaffen, als sei das auf den Fotos Gezeigte die Wahrheit. Dies ist in vielen Fällen jedoch nicht so“, fügte der Terrorexperte hinzu.

Drohbotschaft der GIMF

Die Propaganda militanter Islamisten für den deutschsprachigen Raum habe in den vergangenen Jahren die GIMF aufbereitet, berichtet die F.A.Z. Erst am Mittwoch hatte die GIMF auf ihrer Internetseite mit einer Videobotschaft unter dem Titel „Aufruf an die Regierungen von Deutschland und Österreich“ gedroht, in dem die Terroranschläge vom 11. September 2001 verherrlicht werden.

In dem Video kündigte die GIMF eine Winter-Offensive der Taliban in Afghanistan an, die auch auf deutsche Soldaten abziele. Weiter heißt es, der aufwendige Krieg, den die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten gegen den Islam führten, habe die „wahren“ Muslime in ihrer festen Haltung noch bestärkt. Jene „Heuchler“, die ihren „Unglauben und die Schleimerei“ dem Dschihad vorzögen, „rufen dazu auf, in die Religion der Demokratie einzutreten, indem man sich an den Wahlen beteiligt oder indem man menschengerechte Gesetze anerkennt und befolgt“. Auch auf die in der deutschen Öffentlichkeit diskutierte „Konversionswelle“ wird angespielt: „Unzählige Geschwister haben mit der Erlaubnis Allahs wieder zurück zu ihrer Religion gefunden.“

„Staat muss Sicherheit im Internet gewährleisten“

Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, sagte in der SZ, dass die Bedeutung der Terrorgefahr in Deutschland ausgeblendet werde. Der Staat müsse die Sicherheit auch im Internet gewährleisten. „Wir müssen den von Terroristen und Schwerstkriminellen längst vollzogenen digitalen Quantensprung aufholen. Das Internet darf kein verfolgungsfreier Raum sein.“

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