Die XXXI. Olympiade, die am Freitagabend in Rio de Janeiro startet, wirft schon länger ihre Schatten voraus – das Thema Doping, aber auch die Zustände am Austragungsort sorgen für große Fragezeichen. Es bleibt zu hoffen, dass der Druck internationaler Aufmerksamkeit in diesen Tagen Veränderungen anstößt. Ein Kommentar von Jonathan Steinert
Das Olympiastadion in Rio de Janeiro ist Austragungsstätte für die diesjährige Olympiade
Am Freitag starten die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro – ein gigantisches Sportfest vor traumhafter Kulisse. Doch Schatten liegen über diesen Spielen: abgesehen von baulichen Mängeln stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit der errichteten Sport- und Wohnstätten für die Athleten, den Folgen für die Umwelt und vor allem die Frage: Wie kann sich Rio einen milliardenteuren Spaß leisten, während etwa jeder Fünfte Einwohner in einem der Armutsviertel lebt? Wenn wenig Geld der öffentlichen Hand für Schulen und das Gesundheitswesen zur Verfügung steht, Kriminalität und der Drogenkrieg noch das Leben in Teilen der Stadt beherrschen? Die Regierung ist von Korruption erschüttert, die Wirtschaft hat sich von ihrem Hoch verabschiedet.
Und unabhängig vom Standort Brasilien: Was bedeutet der olympische Wettkampf noch, wenn doch fortwährend der Verdacht des Dopings über den Arenen schwebt? Veranstaltungen wie Olympia oder auch die internationalen Fußballturniere sind Maschinerien von Funktionären, Politikern und Medien, die sich um sich selbst drehen.
Kann man sich angesichts dessen überhaupt guten Gewissens auf die Spiele freuen? Diese Frage ist im Grunde nicht neu. In anderer Weise stellte sie sich beispielsweise auch bei den Olympischen Winterspielen in Russland 2014 oder den Sommerspielen in Peking 2008: Darf und sollte eine solche Veranstaltung, der eine Friedensidee innewohnt, in Ländern ausgetragen werden, wo Menschenrechte nur willkürlich angewandt werden?
Menschen sind wichtiger als eine Sport-Show
Es wäre also verfehlt, jetzt allein auf den Austragungsort Rio und die dortigen Unzulänglichkeiten und Probleme zu schauen. Es sind grundsätzliche Fragen der Ethik und Verantwortung, die die Sport- und Politikfunktionäre beantworten müssen. Insofern ist es gut, dass einmal mehr die Schwierigkeiten über die Vergabe der Austragungsrechte so deutlich sichtbar werden wie in Rio. Denn dadurch wird die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, was das Sportereignis mit schönen Bildern, spannenden Wettkämpfen und großen Emotionen zuzudecken versucht – nämlich die eigentlichen Probleme eines Landes sowie des Sportbetriebs selbst.
Es bleibt zu hoffen, dass durch die kurzfristig erhöhte internationale Aufmerksamkeit auch langfristige Entwicklungen in Brasilien folgen, die dem Land und seiner Bevölkerung zugute kommen; dass Olympia nicht einfach nur ein verpuffendes Fest gewesen sein wird, sondern eine Zäsur, die mit Nach- und öffentlichem Druck veränderungen anstößt, die den Menschen im Land dienen. Mehr noch als die Fußball-Europameisterschaft angesichts der Terror-Angst macht gerade dieser Fokus auf Rio deutlich: Es gibt wichtigere Dinge im Leben als den Sport. Nämlich das Leben und die Würde der Menschen.
Bei allem Schatten im Sport und dem Drumherum: Mit dieser Hoffnung darf man sich freilich guten Gewissens auf Olympia freuen. (pro)
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