„Ohne Wahrheit ist der Frieden in Gefahr“ – Friedenspreis geht an ZDF-Reporterin

Der Augsburger Friedenspreis 2023 geht an die ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf. Der Preis wird alle drei Jahre von der Stadt Augsburg und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern vergeben.
Von Jörn Schumacher
Katrin Eigendorf

Die ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf berichtet seit Beginn des Krieges aus der Ukraine. Die Journalistin erhält in diesem Jahr den Augsburger Friedenspreis. Das gab der Jury-Präsident Axel Piper, Regionalbischof im Kirchenkreis Augsburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, am Dienstag beim Hohen Friedensfest in Augsburg bekannt.

Piper, der seit 2004 Sprecher der Kurzandachten „Auf ein Wort“ beim Bayerischen Rundfunk ist, sagte am Dienstag beim Festakt vor dem Augsburger Rathaus, Katrin Eigendorf stehe für einen „menschenzugewandten, kritischen und klar reflektierten Journalismus“. Die Journalistin habe stets „die Schwachen und die Opfer im Blick“. So habe sie bei ihrer Berichterstattung aus Afghanistan im Jahr 2021 angesichts der Machtübernahme der Taliban ihren Blick vor allem auf die Situation der Frauen im Land gerichtet. Die Berichte aus der Ukraine gäben nun „einen beeindruckenden, komplexen, scharfsinnigen, konzentrierten, vielschichtigen Überblick über die Entwicklung des Krieges.“ Die Auszeichnung unterstreiche die Bedeutung eines unabhängigen, mutigen Journalismus für die Bewahrung und die Schaffung von Frieden. Gerade der Krieg in der Ukraine zeige aber derzeit in Russland ein „abscheuliches Gegenbeispiel“, nämlich staatliche Propaganda und die Abschaffung des Medienpluralismus. Dies habe erst den Boden für den Überfall Russlands auf die Ukraine bereitet. Piper schloss mit den Worten: „Wenn die Wahrheit mundtot gemacht wird, ist der Friede in Gefahr! Wer für die Wahrheit, für die freie Berichterstattung, für einen seriösen Journalismus arbeitet, arbeitet für den Frieden.“

„Charakterstärke und Courage“

Die Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg, Eva Weber, hob die Bedeutung von gutem Journalismus hervor: „Nur dank der Berichterstattung von Journalisten können wir Fake News entlarven und die staatlichen Kommunikationsmechanismen, die wir von Diktaturen kennen, als solche kenntlich machen.“ Unter Beifall fügte sie hinzu: „Damit leisten Journalistinnen und Journalisten einen essenziellen Beitrag zum Erhalt unserer demokratischen Werte, unserer Freiheit und letztendlich unseres Friedens.“ Wer unter Lebensgefahr in Kriegsgebieten arbeite und dabei unbestechlich und „unmanipulierbar“ bleibe, zeige „Charakterstärke und Courage“. Die CSU-Politikerin fügte hinzu: „Wir dürfen im Hinblick auf das Grauen, das nur wenige Hundert Kilometer von hier in der Ukraine stattfindet, nicht den Blick abwenden.“ Katrin Eigendorf habe gerade in der Ukraine „die Kraft des Journalismus genutzt, um uns hier in Deutschland klarzumachen, wie viel uns der Frieden wert sein kann“.

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Die Stadt Augsburg und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern verleihen den Augsburger Friedenspreis seit 1985 alle drei Jahre. Er zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich um ein tolerantes und friedvolles Miteinander der Kulturen und Religionen verdient gemacht haben.
Die Auszeichnung ist mit 12.500 Euro dotiert und wurde aus Anlass des Augsburger Hohen Friedensfestes begründet. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker sowie das ehemalige sowjetische Staatsoberhaupt Michail Gorbatschow.

Der Preisträger wird jeweils am 8. August, dem Tag des Augsburger Hohen Friedensfestes, bekannt gegeben. Die diesjährige Preisverleihung findet am 9. Oktober 2023 im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses statt. Laudator wird der ehemalige Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, Kurt Kister, sein.
Das Augsburger Hohe Friedensfest wird seit 1650 alljährlich am 8. August begangen. Ursprünglich feierten die Augsburger Protestanten damit das 1648 durch den Westfälischen Frieden eingeleitete Ende der Rekatholisierungsmaßnahmen während des Dreißigjährigen Krieges. Im Jahr 2018 wurde das Friedensfest von der deutschen UNESCO-Kommission in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das diesjährige Friedensfest stand unter dem Motto „Frieden ist bunt“.

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