Ohne Internet: Jeder Vierte lebt offline

Fast ein Viertel der deutschen Bevölkerung führt ein Leben ohne Internet. Das zeigt die am Montag in Berlin veröffentlichte Studie (N)Onliner Atlas 2013 der Initiative D21. Viele der 16,5 Millionen Nichtnutzer fürchten mangelnden Datenschutz. Die Untersuchung zeigt aber auch: Hamburger sind die aktivsten Internetnutzer. Und es gibt immer mehr Senioren, die das Netz für sich entdecken.
Von PRO

nsgesamt sind in Hamburg 81,8 Prozent der Einwohner aktiv im Netz unterwegs, gleich dahinter folgt Berlin mit 81 Prozent und an dritter Stelle liegt Bremen mit 79,3 Prozent, zitiert die Zeitung Die Welt die Studie. In Zusammenarbeit mit dem Markforschungsinstitut TNS Infratest wurden dazu mehr als 30.000 Bundesbürger über 14 Jahren befragt. Am wenigsten sind die Einwohner des Saarlandes, Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsen-Anhalts online unterwegs. Das Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt. Hier nutzen nur etwa zwei Drittel der Bevölkerung das Internet. Das Saarland verzeichnete im bundesweiten Vergleich den stärksten Zuwachs. Die Internetnutzung nahm dort um fast drei Prozent zu im Vergleich zu den Jahren vor 2012.

Ähnliche Ergebnisse zeigt die Studie für die Breitbandnutzung. Die so bezeichnete schnelle Variante des Internets mit hoher Datenübertragungsrate nutzen in Berlin 63 Prozent. Auf Platz zwei liege aber Bremen. Sachsen-Anhalt befinde sich auf dem letzten Platz, fand die Untersuchung heraus. Die stärkste Zunahme verzeichnet auch hier wieder das Saarland.

Kaum ein Schüler ohne Internet 

Die Studie untersuchte auch das Internetverhalten einzelner Personengruppen und kam zu dem Ergebnis, dass mehr Männer als Frauen – nämlich 81,4 Prozent im Gegensatz zu 74 Prozent – für Online-Aktivitäten zu begeistern sind. Frauen über 50 Jahren nutzen das Internet nur in Ausnahmefällen. In der Gruppe der Senioren ist hingegen sind die 60- bis 69-Jährigen um 3,3 Prozent mehr im Internet unterwegs als vor dem Jahr 2012. Über 70-Jährige hingegen sind eher selten im Netz anzutreffen, nicht einmal jeder Dritte kennt sich dort aus. Bis zum mittleren Alter von 40 Jahren sind hingegen über 90 Prozent der deutschen Bevölkerung regelmäßig online. Bei Schülern gehört das Internet zum Alltag. 98 Prozent von ihnen bewegen sich regelmäßig im Netz.

Wie das Internet genutzt werde, hänge auch vom beruflichen Alltag ab, zitiert Die Welt die Studie. Berufstätige seien mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit regelmäßig online. Nicht-Berufstätige nutzten das Internet nur zu 61 Prozent. Je höher außerdem der Bildungsgrad sei, desto wohler fühlten sich Deutsche in der Online-Welt. Für beinahe 92 Prozent aller Akademiker gehört das Internet zum Alltag dazu. Auch Schüler, deren Eltern ein höheres Einkommen haben, sind öfter online als ihre Altersgenossen mit weniger verdienenden Eltern.

Dörfer besser vernetzt

Die Verfügbarkeit und Nutzung des Internets auf dem Land und in der Stadt näherten sich an. Orte mit weniger als 5.000 Einwohnern legten im Vergleich zu den Jahren vor 2012 deutlich zu: Fast fünf Prozent mehr Dorfbewohner sind dort mittlerweile online. Der Unterschied zu Städten mit mehr als einer halben Million Einwohner verringerte sich damit und beträgt nun nur noch etwa fünf Prozent. Die ländlichen Regionen seien zunehmend besser mit Internetanschlüssen versorgt, schlussfolgert Die Welt.

Insgesamt nahm die Internetnutzung innerhalb eines Jahres in Deutschland um 0,9 Prozent zu. 16,5 Millionen Bürger leben weiterhin ohne die digitale Welt. Nur 3,1 Prozent von ihnen planen, das Internet künftig häufiger zu nutzen. Vor dem Jahr 2012 wollten das noch mehr Menschen erreichen. Zwischen 2001 und 2011 hätte sich die Internetnutzung in Deutschland verdoppelt, schreibt Die Welt. Die aktuellen Zahlen zeigten allerdings, dass das Land sein stärkstes Wachstum in diesem Bereich nun hinter sich habe.

Angst vor mangelndem Datenschutz

Gründe, warum so viele Deutsche das Internet nicht nutzten, sei zum einen die Sorge um die eigenen Daten im Netz. 60 Prozent der 16,5 Millionen Nichtnutzer hätten Sicherheitsbedenken. Sechs von zehn Menschen fehle jedoch auch die Erfahrung im Umgang mit der digitalen Welt. Angewiesen auf das Internet sind sie trotzdem: Zwei von drei Befragten gaben an, dass Familie oder Freunde regelmäßig für sie im Internet recherchieren.

In 4.000 separat geführten Interviews untersuchte die Initiative D21 außerdem die digitale Kompetenz der Nutzer und deren Offenheit gegenüber dem Internet. Die Organisation entwickelte einen sogenannten D21-Digital-Index, um die Gesellschaft im Hinblick auf das Thema Internet besser einschätzen zu können. „Mit dem Index führen wir eine neue Währung zur Messung des Status-quo der digitalen Gesellschaft in Deutschland ein“, sagte Robert A. Wieland, Vizepräsident von D21 und Geschäftsführer von TNS Infratest.

Auf der Werteskala des Index erreichte Deutschland 51,2 von 100 Punkten. Das zeige, dass die Deutschen in der digitalen Welt angekommen seien, so Wieland. Die drei Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bremen und Schleswig-Holstein lägen auf der Skala vorn. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt. (pro)

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