Öffentlicher Widerstand gegen Auftritte in Israel

Immer häufiger müssen sich Musiker für ihre Konzerte in Israel rechtfertigen. Öffentliche Angriffe seitens antiisraelischer Aktivisten sind keine Ausnahme mehr. Elton John und Madonna gerieten schon in die Schusslinie der Israelkritiker, jüngst traf es Punklegende Johnny Rotten.

Von PRO

Am 31. August will John Lydon mit seiner Gruppe "Public Image Ltd" ein Konzert in Israel geben. Der 54-Jährige ist der einstige Kopf der Punkband "Sex Pistols" und besser bekannt als Johnny Rotten. Seit der Bekanntgabe des Konzerts in Tel Aviv allerdings wird der Sänger mit Hassparolen antiisraelischer Aktivisten konfrontiert, berichtet die Tageszeitung "Die Welt" am Montag.

"Johnny Rotten, du bist kein menschliches Wesen, wenn du für das faschistische Zionistenregime spielst!" Solche und ähnliche Drohungen gehören für Lydon inzwischen zum Alltag, schreibt Richard Herzinger von der "Welt". In offenen Briefen, Blog- und Facebookeinträgen würden Künstler "aggressiv bedrängt", ihre Konzerte in Israel abzusagen. Pro-palästinensische Aktivisten bezeichneten ihn sogar als "Rassisten".

Doch der Punkmusiker stellt sich den Beschimpfungen. In einem Fernsehinterview sagte er, die Behauptung, mit einem Konzert in Israel die dortige Regierung zu unterstützen, sei "Schwachsinn". "Ich bin gegen alle Regierungen und mache das bei allen Auftritten klar." Er spiele für Menschen und nicht für Politiker.

Auch in der Tageszeitung "The Independent" äußerte er sich zu den Angriffen seitens antiisraelischer Aktivisten. Er habe für sich eine Regel aufgestellt: "So lange kein arabisches Land, kein muslimisches Land mit einer Demokratie in Sicht ist, verstehe ich nicht, wie jemand ein Problem damit hat, wie sie (die Palästinenser) behandelt werden." Als Punk demonstrierte Lydon schon immer seine Abscheu vor moralisierenden Weltverbesserern. So unterlasse er es auch, das "antiautoritäre Image der Popmusik für totalitäre Zwecke zu instrumentalisieren", schreibt Herzinger in der "Welt".

"Nichts hält uns von den Konzerten ab"

Lydon ist nicht der erste prominente Musiker, der von antiisraelischen Propagandisten angegriffen wird. Das Prozedere durchliefen auch Sänger wie Carlos Santana, die Pixies und Elvis Costello. Diese allerdings beugten sich der Kritik und sagten ihre Auftritte ab. Elton John, Joan Armatrading und Jethro Tull hingegen ließen sich trotz vieler Angriffe nicht von ihren Konzerten in Israel abbringen. "Nichts kann uns davon abhalten, hierher zu kommen", sagte Elton John im Juni auf einem Konzert in Tel Aviv.

Ähnlich hatte es auch Madonna im vergangenen Herbst gemacht. Die Kabbalah-Anhängerin hüllte sich am Ende ihres Konzertes sogar in eine israelische Flagge. Zurückhaltender zeigten sich die Musiker von Jethro Tull. Der Sänger der britischen Band sagte beschwichtigend, dass er "sogar im Iran und in Nordkorea" spielen würde, diene es dem Frieden und der Verständigung.

Irische Künstler boykottieren Israel

In Irland haben sich am vergangenen Donnerstag rund 150 Maler, Musiker und Bühnenautoren zu einem kulturellen Boykott zusammengeschlossen, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur "Ma´an". Ein Vertreter der irischen "Palestine Solidarity Campaign" (IPSC) sagte: "Wir verpflichten uns, keine Einladung aus Israel mit der Bitte nach einem Konzert oder einer Ausstellung anzunehmen." Ebenso wollen sie auf finanzielle Förderungen seitens der israelischen Regierung verzichten, solange die israelische Regierung "das internationale Recht und die allgemeingültigen Menschenrechte nicht anerkennt". (pro)

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