Unter der Überschrift "Kreationismus auf Koreanisch" schreibt die NZZ, in weniger als 20 Jahren habe sich die Universität zu einem festen Wert in der koreanischen Hochschullandschaft gemausert. Dies sei nicht zuletzt ihrer "dezidiert christlichen Ausrichtung" zu verdanken.
Von dem gewöhnungsbedürftigen Namen "Handong God’s University" (etwa: Gottes Universität Handong), der auf dem Fries über dem Eingangsportal des Hauptgebäudes steht, solle man sich nicht abschrecken lassen, schreibt die NZZ. Der Name solle betonen, "dass die Universität mit Gottes Unterstützung und jedenfalls ohne einen großen Sponsor wie Samsung im Rücken gegründet wurde". Offiziell firmiere sie auch als "Handong Global University" (HGU) und sei dezidiert protestantisch ausgerichtet "mit Gottesdiensten am Mittwochabend und oft einem gemeinsamen Gebet vor Beginn eines Seminars". Doch konvertieren müsse hier niemand. "Auf dem ganz im amerikanischen College-Stil gehaltenen Campus laufen auch keine christlichen Fundamentalisten herum, sondern pragmatische junge Menschen aus 38 Nationen."
Die NZZ zeichnet das Bild einer anspruchsvollen Universität: Das Arbeitspensum an der HGU sei hoch, zitiert sie einen Studenten der Hochschule, weist aber auch darauf hin, dass gerade die südkoreanischen Studenten an konzentriertes Pauken gewöhnt seien. Die HGU akzeptiere nur Bewerbungen von denjenigen Schülern, die bei den landesweiten Aufnahmeprüfungen für die Universitäten unter die ersten sieben Prozent ihres Jahrgangs kommen. Dabei sei die Universität mit 4.000 Studenten und 190 Lehrkräften übersichtlich.
Dozenten als Seelsorger
"Die Dozenten, unter ihnen einige aus den USA und Westeuropa, werden als spirituelle Mütter und Väter betrachtet, als Mentoren und Seelsorger zugleich", stellt die NZZ fest. Sie illustriert dies mit einer Aussage der 20-jährigen indonesischen Studentin Dinda Mutiara: Für sie "war die HGU zudem eine Gelegenheit, ihren christlichen Glauben zu stärken, wie sie sagt. Denn das Christentum breite sich in Korea schnell aus". Tatsächlich sei es wohl auch auf die Dynamik des Christentums in Südkorea zurückzuführen, dass sich die HGU in nicht einmal zwei Jahrzehnten etablieren konnte, resümiert das Blatt. Viele gläubige Eltern wünschten sich für ihre Kinder eine Ausbildung an einer konfessionellen Einrichtung.
"Gewöhnungsbedürftiger" Kreationismus
"Gewöhnungsbedürftig dürfte indes für viele europäische Studenten der Unterricht im Kreationismus sein, den man an staatlichen Bildungseinrichtungen in Europa wohl eher selten antrifft", heißt es am Ende des Beitrages. Um möglichen Kreationismus-Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, macht die Autorin Elena Panagiotidis direkt im Anschluss deutlich: "Dass der HGU-Präsident Young Gil Kim ein Naturwissenschaftler ist, der mehrere Jahre für die Nasa gearbeitet hat, und dass Naturwissenschaften an der Handong Universität großgeschrieben werden, spricht aber dafür, dass der Kreationismus nur eine Facette unter vielen dieser jungen Universität darstellt." (pro)