Nur acht Prozent finden katholische Kirche ehrlich

Dass das Vertrauen in die katholische Kirche gelitten hat, zeigte bereits die Studie des "Stern" vor etwa einer Woche. Die Studie "Missbrauchsfälle und katholische Kirche" zeigt nun, dass die Mehrheit der Bevölkerung in den Missbrauchsfällen ein strukturelles Problem sieht und die Abschaffung des Zölibats fordert.
Von PRO

Das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle in den vergangenen Wochen wirkt sich auf die Einstellung der Deutschen gegenüber der katholischen Kirche aus. Zwei Drittel der 1.031 befragten Personen gaben an, dass sich ihr Bild der katholischen Kirche negativ verändert habe. Schuld daran seien nicht nur die Geschehnisse, sondern auch die Art der Diskussion um die Missbrauchsfälle. Lediglich neun Prozent haben noch ein positives Bild der katholischen Kirche. Das ergab nun die Befragung des Marktforschungs- und Strategieunternehmens "zehnvier" in Zusammenarbeit mit "Global Market Insite" (GMI). "zehnvier" mit Sitz in Zürich berät die Entscheidungsträger führender Unternehmen an der Schnittstelle von Marketing und Strategie. GMI unterstützt Marktforscher bei lokalen und globalen Onlineforschungsprojekten.

Von den Befragten gehören 56 Prozent aktuell einer christlichen Glaubensgemeinschaft an, etwa die Hälfte davon ist katholischen Glaubens. 68 Prozent stufen sich als "eher weniger", beziehungsweise "nicht religiös" ein. Die Teilnehmer sollten ihr Religiositätsempfinden auf einer Skala von eins für nicht religiös bis zehn für sehr religiös einstufen. In Deutschland betrug der Mittelwert dafür 4.14. Sowohl die evangelischen als auch die katholischen Christen liegen mit 4.78 und 5.03 etwas über dem Durchschnitt. Bei anderen Religionsgemeinschaften wie dem Islam oder Buddhismus liegt dieser Wert bei 7.35 und damit weit über dem Durchschnitt.

Verlust der Glaubwürdigkeit

Die Einstellung der Deutschen gegenüber der katholischen Kirche ist der Studie "Missbrauchsfälle und katholische Kirche" zufolge sehr kritisch. Nur zehn Prozent nehmen sie als vertrauenswürdige, weitere zehn Prozent als glaubwürdige Institution wahr. Während nur acht Prozent die katholische Kirche als ehrliche Institution beschreiben, sind 67 Prozent der Meinung, die sie versuche, Missbrauchsfälle zu vertuschen.  Dass sie um lückenlose Aufklärung bemüht sei, glauben lediglich zwölf Prozent der Befragten.

Die Reaktionen und Maßnahmen der Kirche mit Sitz in Rom sind laut Studie nicht zufriedenstellend. 90 Prozent sind der Meinung, dass die katholische Kirche nicht angemessen mit den gegen sie erhobenen Vorwürfen umgeht. Auch das Verhalten des Papstes wird von gerademal 14 Prozent als angemessen und richtig eingestuft.

Missbrauchsfälle keine Einzelfälle

Die Ursachen für sexuellen Missbrauch sieht die Mehrheit in der Struktur der katholischen Kirche verankert. So plädieren 80 Prozent der Befragten für eine Abschaffung des Zölibats und 70 Prozent für eine Aufhebung des Beichtgeheimnisses bei sexuellen Missbrauchsfällen. Als Hauptgrund für sexuellen Missbrauch geben 38 Prozent der Befragten das Zölibat an. Weitere 29 Prozent sehen das Wertesystem und Regelungen der Kirche als Hauptgrund, da diese ein gestörtes Sexualverhalten hervorrufen. Die Meinung, dass Pädophilie eine Krankheit ist, die in kirchlichen Institutionen und der Gesellschaft gleichermaßen auftritt, vertreten ebenfalls 29 Prozent.

Auch in Bezug auf die Mitglieder der katholischen Kirche bleiben die Folgen nicht aus. Zwar vertraut noch etwa die Hälfte der Katholiken den Personen, die in ihrer Gemeinde tätig sind. Doch lediglich ein Viertel würde ihre Kinder noch in die Obhut der katholischen Kirche geben. Ein Drittel der Katholiken bestätigt, dass der eigene Austritt aus der Kirche durch die Vorfälle wahrscheinlicher geworden sei. (pro)

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