Die Regierungskoalition aus SPD und Grünen hat die entsprechende Ergänzung des Schulgesetzes am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag mit Unterstützung der CDU beschlossen. Die FDP enthielt sich bei der Abstimmung, die Fraktion der Linkspartei stimmte dagegen. Sie fordert die Einführung eines gemeinsamen Ethikunterrichts aller Schüler. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sagte, die Einführung des bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts sei ein wichtiges Zeichen für mehr Integration und Teilhabe der Muslime. In NRW gibt es rund 320.000 Schüler muslimischen Glaubens.
Derzeit wird bereits an 130 Schulen im bevölkerungsreichsten Bundesland Islamkunde angeboten, wobei es dabei um eine Wissensvermittlung über die Religion geht. Beim bekenntnisorientierten Unterrichtsfach "Islam" steht dagegen der Glaube im Mittelpunkt, so wie etwa im evangelischen oder katholischen Religionsunterricht. Der Islamunterricht soll in deutscher Sprache, unter deutscher Schulaufsicht und von hierzulande ausgebildeten Lehrkräften erteilt werden.
Wie die "Rheinische Post" berichtet, gibt es viele Bedenken gegen den Islamunterricht – unter anderem von den Kirchen. Sie verwiesen auf das Grundgesetz, wonach der wertneutrale Staat nur formal die Lehrpläne für den Religionsunterricht bestimmen darf, die konkreten Inhalte würden von der jeweiligen Religionsgemeinschaft festgelegt. Dies müsse dann auch für die Muslime gelten. Allerdings seien die zahlreichen islamischen Gruppierungen in Deutschland noch keine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen ist dem Zeitungsbericht zufolge aber optimistisch, dass der Organisationsgrad der Muslime wächst. Sie verweise auf die Entwicklung des 2007 gegründeten Koordinationsrates der Muslime, einem Dachverband von vier muslimischen Verbänden.
Noch fehlt es an geeigneten Lehrkräften
Der Islamunterricht soll zunächst Schrittweise eingeführt werden. Eine flächendeckende Versorgung wird laut Schulministerium in naher Zukunft noch nicht möglich sein, weil einige wichtige Voraussetzungen fehlen – darunter entsprechend ausgebildete Lehrkräfte.
Der Verband "Bildung und Erziehung" (VBE) lobte die Entscheidung der Landesregierung. Nun sei eine Gleichstellung des islamischen Religionsunterrichts mit dem der christlichen Religionen erreicht. Dies sei ein großer Schritt nach vorne, teilte der Verband mit. (pro/dpa)