Norbert Lammert: Christliche Tradition stärkt kulturelle Identität

B e r l i n (KEP) - "Der Einfluss der christlichen Religionsgemeinschaften und Glaubensüberzeugungen auf unsere Gesellschaft bleibt fundamental." Das sagte Norbert Lammert, der Bundestagspräsident, in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur".
Von PRO

„Selbst viele Atheisten legen Wert darauf, dass jene Glaubensüberzeugung, die sie nicht teilen, die aber dieses Land und diesen Kontinent geprägt hat, um Gottes Willen erhalten bleibt“, so der CDU-Politiker. Die Wiederbelebung des Glaubens müsse nicht ausgrenzend auf Menschen anderer Kulturkreise wirken.

Leitkultur neu anstoßen

In diesem Zusammenhang forderte der Bundestagspräsident erneut eine Debatte über die Leitkultur, da „jede Gesellschaft eine Verständigung über ihre Grundlagen, ihre Herkunft und ihre Orientierung“ brauche. Deutschland habe in diesem Punkt deutlichen Nachholbedarf. Die Verweigerung dieser Debatte bezeichnete Lammert als „schiere Gedankenlosigkeit“. Sie führe nur zu „Abschottung, Ghettobildung sowie zur Dominanz von Traditionen anderer Kulturkreise“. „Wer den so inflationär geforderten Dialog der Kulturen führen will“, so Lammert, „muss einen eigenen Standpunkt haben.“ Die Bundesrepublik Deutschland sei nicht nur eine „Agentur für den Dialog der Kulturen“, sondern sie sei selbst ein „Kulturstaat“, heißt es in dem Interview weiter. Der Politiker gab zu bedenken, dass „in einem Land, in dem alles gleichzeitig gilt, nichts mehr wirklich gilt“. Deutschland müsse trotz seiner Vergangenheit seine kulturelle Identität wiedererlangen.

Die Leitkultur ist für ihn „eine der wichtigsten Ausformungen dessen, was dieses Land kulturell und politisch prägt“. Auch in Deutschland ereigne sich ein Kampf der Kulturen. Zwar verdanke unser Land der Begegnung der Kulturen „unendlich viel“, jedoch zeige die Geschichte und die Gegenwart auch, dass „verschiedene Kulturen auch Konflikte schaffen“. Beispielsweise könne Deutschland von der Kinderfreundlichkeit unserer ausländischen Mitbürger lernen oder von ihrem Respekt vor dem Alter. Andererseits gebe es auch in unserem Land so genannte Ehrenmorde oder das Problem der Zwangsverheiratungen.

Keine falsche Bescheidenheit

Den Begriff der „deutschen Leitkultur“ lehnt der Politiker allerdings ab. Jedoch gibt es seiner Ansicht nach „vieles, auf das wir stolz sein können“. Einem falschen Nationalstolz sei in der Vergangenheit eine zu bescheidene, fast demütige Haltung gefolgt. „Die Kehrseite davon ist die Übertreibung, dass wir uns gar nicht mehr trauen, uns zum eigenen Land und seinen Leistungen zu bekennen“, zitiert das Politik-Magazin „Cicero“ Norbert Lammert. Der Religion komme bei der Selbstvergewisserung unserer Kultur eine wesentliche Bedeutung zu, insbesondere in Krisenzeiten. „Wer durch Täler marschieren muss, sollte wissen, wo die Gipfelkreuze stehen.“

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