Noch kein Wahlkampf im „Neuland“

Wahlkampf über das Internet ist im Jahr 2013 noch Zukunftsmusik, ergab eine neue Studie. Die meisten Wähler vertrauen auf Fernsehen, Radio und Zeitungen, wenn es um politische Informationen geht. Bei jungen Wählern liegt die totgesagte Tageszeitung sogar auf Platz eins der Glaubwürdigkeit.
Von PRO

Beliebteste Informationsquelle für politische Themen ist das Fernsehen. 74 Prozent der Befragten gaben an, sich häufig darüber zu informieren. Den zweiten Platz teilen sich Radio und Tageszeitungen. Diese beiden Medienarten ziehen die Hälfte der Befragten bei Wahlkampfthemen zu Rate. Nachrichtenportale im Internet nutzen 42 Prozent, fand das Markforschungsinstitut YouGov mit seiner Studie „Politics by Social Media“ heraus.

Auf diesen Portalen sind die unter 35-Jährigen am aktivsten. Sie verfolgen die politische Berichterstattung dort fast genauso häufig wie im Fernsehen. Tageszeitungen liegen bei ihnen als Informationsquelle nur auf dem vierten Platz.

Auch soziale Medien wie Facebook oder Twitter nutzen Jüngere gern als politische Informationsquelle. Dabei glauben sie den Berichten aber nicht so sehr, wie politischen Informationen, die TV, Radio und Zeitung verbreiten. 38 Prozent der jüngeren Internetnutzer betrachten politische Berichterstattung in Sozialen Netzwerken kritisch. Facebook und Twitter belegen den letzten Platz, wenn es um glaubwürdige politische Informationen geht. Die Tageszeitung liegt auf Platz eins.

Wenn es um die Verbreitung von politischen Themen oder einzelnen Meinungen geht, haben soziale Netzwerke jedoch eine größere Reichweite als die klassischen Medien. „Die Wirkungseffekte von ‚user generated or shared content‘ sind im Vergleich zur Berichterstattung und Information über klassische Medien merklich größer, denn der Aktivierungsgrad bei Sozialen Netzwerken ist deutlich höher", sagte Anja Wenke, Leiterin Politikforschung bei YouGov. Ebenso würden die Inhalte sehr schnell verbreitet und viele Nutzer beteiligen sich.

Facebook und Twitter: Schnell, aber unglaubwürdig

Die „schnellen Informationen“ gleichen viele Wähler dann mit den Inhalten klassischer Medien ab. „Tageszeitungen stehen weiterhin für hohe Glaubwürdigkeit – gerade auch bei den ‚Digital Natives‘. Diese Printmedien sind für den Imagetransfer also immer noch außerordentlich relevant", erklärte Wenke.

Über die Hälfte der Wähler erwartet von Politikern außerdem, dass sie sich mit digitalen Medien auskennen. 64 Prozent setzen eine gewisse Nutzungskompetenz voraus. Über 40 Prozent meinen, dass Politiker, die Neue Medien nicht nutzen, nicht mit der Zeit gehen. Wenke betonte die Wichtigkeit von Online-Auftritten der Politiker, räumte jedoch ein, dass ein „Online-Wahlkampf“ noch nicht stattfinde. „Hier fehlt es deutlich an Dialog und kreativen Ideen, die die Wähler mobilisieren“, sagte sie.

Obwohl Kanzlerin Angela Merkel das Internet kürzlich als „Neuland“ bezeichnete, schreiben ihr die Deutschen eine vergleichsweise hohe Online-Kompetenz zu. 16 Prozent der Befragten sind der Meinung, sie kenne sich gut mit dem Internet und sozialen Netzwerken aus. Auf den Plätzen vor ihr liegen nur noch Sahra Wagenknecht von der Partei „Die Linke“ mit 18 Prozent und Bernd Schlömer von der Piratenpartei mit 28 Prozent. Im internationalen Vergleich schneiden deutsche Politiker beim Thema Internet jedoch schlecht ab: 37 Prozent schätzen US-Präsident Barack Obama als besonders kompetent auf dem Gebiet ein.

Für die Studie befragte das Institut vom 9. bis 20. Juli dieses Jahres repräsentativ 2.831 deutsche Internetnutzer. (pro)

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