Niedersachsens Innenminister fordert Verbot gewalthaltiger Computerspiele

H a n n o v e r (PRO) – Die Diskussion um Gewalt in Computerspielen flammt neu auf: Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hat ein Herstellungs- und Verbreitungsverbot von Gewalt verherrlichenden Computerspielen gefordert.
Von PRO

Den wissenschaftlichen Streit über die Auswirkungen von gewalthaltigen Computerspielen könne er nicht nachvollziehen, so der Minister. Man dürfe nicht warten, bis „spektakuläre Einzelfälle von jugendlichen Amokläufern zu Opfern führen“, sondern müsse präventiv handeln. Trotz der bestehenden jugendschutzrechtlichen Bestimmungen seien gewalttätige Computerspiele einem breiten Nutzerkreis zugänglich. Außerdem könnten viele Spiele unkontrolliert aus dem Internet herunter geladen werden. Eine Definition, welche Spiele als „Killerspiele“ einzuordnen sind, gab der Minister nicht.

Die Konferenz der Innenminister gründete im April eine Arbeitsgruppe zu dem Thema. Diese soll ein gemeinsames Konzept zur Vorgehensweise von Bund und Ländern entwickeln sowie rechtliche und technische Möglichkeiten zur Unterbindung und Verbreitung gewalttätiger Computerspiele prüfen.

Schünemann stellte außerdem die bisherige Bewertung von Computerspielen durch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) in Frage. Diese habe 3.500 Spiele geprüft und nur bei 23 die Verbreitung untersagt.

USK-Leiterin Christine Schulz verteidigte gegenüber der „Welt“ die Arbeit der USK: „Deutschland hat bei Computerspielen bereits den schärfsten Jugendschutz der Welt.“ Bei der Vergabe der Altersfreigabe würden die rechtlichen Vorgaben streng beachtet.

Die USK mit Sitz in Berlin führt gemeinsam mit den Obersten Landesjugendbehörden (OLJB) das Verfahren zur Alterskennzeichnung von Computerspielen durch.

Hamburg fördert mit 1,1 Millionen die Computerspielbranche

Während Niedersachsen die Verbreitung und Entwicklung gewalthaltiger Spiele stoppen will, hat die Hansestadt Hamburg ein spezielles Förderprogramm für die Entwicklung von Computerspielen aufgelegt. Laut einem Bericht des Hamburger Abendblatts sollen Spieleentwickler bis Ende 2008 mit 1,1 Millionen Euro gefördert werden. Hamburg wolle der „Zukunftsbranche“ zu weiterem Wachstum verhelfen, so Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) gegenüber dem Abendblatt.

100.000 Euro pro Projekt will Hamburg als zinsloses Darlehen zur Verfügung stellen. Ein Fachgremium entscheidet über die Verteilung der Gelder. „Gewalt verherrlichende oder verharmlosende, pornografische, volksverhetzende oder Spiele mit rassistischem Inhalt sind explizit von der Förderung ausgeschlossen“, betonte Uldall gegenüber dem Magazin „Der Spiegel“.

Allerdings befürchtet auch der Senator in Zukunft heftige Debatten über die Grenzziehungen. Die Grenzen, wo Gewaltverherrlichung anfängt, würden Spiele-Entwickler vermutlich anders beurteilen als Verwaltungsbeamte.

Der Markt der Computerspiele gilt als einer von vier Zukunftsbereichen in der Medienindustrie.

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