Die Soziologin Orna Donath beschäftigt die Frage, warum Frauen bereuen, Mutter zu sein. Damit hat sie eine Diskussion in den Sozialen Medien ausgelöst.
Von PRO
Foto: pro/Norbert Schäfer
Autorin Orna Donath, Moderatorin Maria Exner und Philosophin Catherine Newmark (v.l.n.r.) diskutierten über #regrettingmotherhood und gesellschaftliche Erwartungen an Frauen
Die israelische Soziologin Orna Donath hat an der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be‘er Scheva erforscht, welche gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen, insbesondere an Mütter gestellt werden. In einer Studie befragte Donath Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und verschiedener Religionen in Israel, die es mit dem Wissen und der Erfahrung von heute ablehnen würden, Mutter zu sein. Mit anderen Worten: Die Frauen bereuen ihre Mutterschaft. Über diese Einstellung, die Mutterschaft zu bereuen, ist es in den Sozialen Medien unter dem Hashtag #regrettingmotherhood zu einer kontroversen Debatte gekommen. Die Diskussion um Mutterbilder und die daran geknüpften sozialen Erwartungen seien jedoch in Israel bereits nach wenigen Wochen verebbt, während in Deutschland noch weiter über das Thema debattiert werde, sagte Donath am Mittwoch auf einer Podiumsdiskussion in Berlin.
In Israel lege nach Donaths Auffassung die Gesellschaft die Rolle bereits junger Mädchen fest. Zu Mädchen sage man beispielsweise: „Wenn du mal eine Mutter bist, dann …“, nicht etwa „Falls du mal eine Mutter sein willst, dann ….“. Daran sei erkennbar, wie die Gesellschaft in Israel denke und was sie von Frauen erwarte. Erschwerend komme hinzu, dass sich viele Mütter schuldig fühlten, weil sie den „Mythos der perfekten Mutter“ nicht erfüllen könnten, wenn die Kinder dann da seien. Nun hat die Soziologin die Erkenntnisse der Studie in einem Buch unter dem Titel „Regretting Motherhood: Wenn Mütter bereuen“ beim Knaus-Verlag veröffentlicht.
Bei der Podiumsdiskussion mit der Philosophin Catherine Newmark, moderiert von der stellvertretenden Chefredakteurin von Zeit Online, Maria Exner, erklärte die Soziologin: „Es ist in Israel untragbar, keine Mutter zu sein.“ Es gelte in Israel bereits als seltsam, als Familie nur ein Kind zu haben. „Eine Freundin von mir hat drei Söhne. Der Freundeskreis erwartet von ihr, nun nicht mit dem Kinderbekommen aufzuhören, bis sie auch eine Tochter zur Welt gebracht hat“, verdeutlichte Donath den sozialen Druck, der von der Gesellschaft auf Frauen ausgeübt wird. Wenigstens drei Kinder erwarte man von religiösen als auch von säkularen Müttern in Israel, erklärte die Autorin. Die ist nach eigenen Angaben nicht mit einer Agenda an das Thema heran gegangen. „Es gibt im Leben so viele Dinge, die wir bedauern, warum also nicht die Mutterschaft“, sagte Donath. Die Selbstbestimmung einer Frau müsse auch noch gegeben sein, wenn sie Kinder habe, erklärte die Soziologin.
„In Deutschland ist die Realität eine andere“, sagte Newmark. Dies belegten die vielen kinderlosen Paare und kinderlosen Frauen. In Deutschland sei der gesellschaftliche Druck, Kinder zu bekommen, wesentlich geringer als beispielsweise in Israel oder in Frankreich. „In Deutschland wird die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf diskutiert“, erklärte Newmark. Allerdings strebten auch hierzulande Frauen danach eine „perfekte Mutter“ zu sein, wenn sie die Entscheidung für Kinder einmal getroffen hätten. Auch in Deutschland würden Mütter von Schuldgefühlen geplagt, weil sie einem Ideal nacheiferten, dass sie nicht erfüllen könnten. (pro)
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