Der Stoff hat ein bisschen was von Pippi Langstrumpf: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“ Was passiert, wenn ein ganzes Leben auf Lügen aufbaut, thematisiert der ARD-Film „Die Sache mit der Wahrheit“. Eine Filmkritik von Johannes Weil
Von PRO
Foto: ARD
Die Verzweilfung über ihr Doppelleben steht Michelle (rechts) ins Gesicht geschrieben
Michelle, gespielt von Christiane Paul, ist die Hauptfigur des ARD-Dramas „Die Sache mit der Wahrheit“, das am Freitag um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird. Michelle ist eine notorische Lügnerin. Ihrem Partner Bruno erzählt sie, dass sie als Stewardess die Welt bereist, weil sich das „einfach besser anhört“. In Wirklichkeit heißt sie Karin Schmitz und bedient in einem Münchner Restaurant.
Eine aufgebaute Scheinwelt
Dies ist das Fundament für das Lügengebäude, auf dem die weitere Geschichte aufgebaut ist. Es wird zementiert , als Michelle nach 20 Jahren ihrer Jugendfreundin Doro begegnet. Ihr gegenüber gibt sie sich als Managerin einer angesagten Teenie-Band aus und beeindruckt damit deren 15-jährigen Sohn, der mitten in der Pubertät steckt.
Doro und Michelle freunden sich wieder intensiver an. Erstere hat sich für ein – vermeintlich – geordnetes und langweiliges Leben in einer Kleinstadt nahe München entschieden. Ihre Ehe mit Matthias, den Michelle auch noch von früher kennt, steht aber nicht auf so festem Fundament wie alle denken. Die feine Beobachterin Michelle kommt allmählich dahinter, welches Spiel dort läuft.
„In diesem Film ist es ja so, dass das Opfer einer Lüge (Doro) von der Quelle einer anderen Lüge (Michelle) auf die bittere Wahrheit gestoßen wird. Dann kann man hervorragend beobachten, was mit jemandem passiert, der sich der Wahrheit verschließt – was auch für Bruno gilt. Und was es wirklich heißt, Toleranz zu zeigen und zu leben – bis sie eventuell zur Akzeptanz wird“, erklärt der Bruno-Darsteller Hendrik Duryn im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.
Vergangenheitsbewältigung
Im Laufe des Films wird klar, dass der Grund für die zwanghaften Lügen in der Vergangenheit begründet liegt – und vor allem die Suche nach einer besseren Welt waren und sind. Das Drama beschäftigt sich auch mit falschen Erwartungen an andere Menschen, mit nicht aufgearbeitetem Zwist und Misstrauen zwischen einzelnen Parteien; aber auch den Ansatz, sich damit auseinander zu setzen.
Am Ende müssen sich die Beteiligten auf einiges gefasst machen. Die Fragen des 15-jährigen Sohnes jedenfalls, die dieser im Laufe des Films stellt, spiegeln den Wunsch nach Ehrlichkeit wider. Sie zeigen aber auch, welche Themen und Geschichten in der Kleinstadt nach wie vor Scham und Angst auslösen.
Kritiker mögen monieren, dass mit diesem Film die Lüge salonfähig gemacht wird. Dies lässt sich aber auch genau andersherum deuten. Allmählich brechen sämtliche Lügengebäude zusammen und die Wahrheit setzt sich durch. Alles in allem 90 Minuten spannende und abwechslungsreiche Unterhaltung, auch wenn nicht alle Fragen beantwortet werden. (pro)
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