„Nicht nur ein Lehrsatz, sondern lebendiger Herr!“

"Christus allein!" war eines der Schlagworte der Kirchenreformation im 16. Jahrhundert. Aber warum eigentlich? Bieten nicht auch andere Religionen Heilswege an? Auf dem ersten Christustag in Bayern unter dem Motto "Wer uns wirklich hilft: Christus allein" haben sich Gläubige des reformatorischen Ideals vergewissert.
Von PRO

In Neuendettelsau in Mittelfranken wurde der Wunsch aller Beteiligten deutlich, Jesus Christus wieder mehr in den Mittelpunkt der Kirche zu rücken, da nur in ihm Heil zu finden ist. "Ich wünsche mir, dass die Botschaft von der Rechtfertigung allein aus Gnaden, von der Vergebung unserer Sünden, das Allererste ist, was gepredigt wird", sagte Rainer Dick, Generalsekretär des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) i. R., in einer Diskussionsrunde, die Pfarrer Hans-Hermann Münch aus Weißenstadt leitete.

Tolerant von Jesus Christus sprechen

Jesus Christus sei nicht nur kirchlicher Lehrsatz, sondern ein lebendiger Herr, dessen Wahrheit sich konkret im Leben auswirkt, betonte Hans Stiegler, der Dekan in Ansbach ist. "Der Bezugspunkt in allen Fragen des Lebens ist dieser Herr Jesus Christus." Die Aufgabe der Kirche sei es, ihre Mitglieder zu motivieren, den christlichen Glauben an Jesus Christus zu leben in Wort und Tat. "Manchmal predigt ein Leben mehr als tausend Worte." Albrecht Fürst zu Castell-Castell, der zwölf Jahre lang Synodaler der Landeskirche war, mahnte an, die Kirche dürfe nicht vergessen, dass sie das Privileg habe, die Versöhnung mit Gott verkünden zu dürfen. "Wir müssen es den Menschen heute so anbieten, dass sie es erkennen, dass die Vergebung hilfreich ist, um das Leben zu bewältigen."
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Aber wie sieht es mit der Toleranz gegenüber anderen Religionen aus? Herta Küßwetter, Mitglied der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, wies auf die eigentliche Bedeutung von Toleranz hin: Viele verstünden darunter "Beliebigkeit". Aber tolerant sein heiße, zu ertragen, dass jemand eine andere Meinung oder einen anderen Glauben hat. Auch Günther Beckstein, ehemaliger bayerischer Innenminister und Ministerpräsident, sieht in der Toleranz für den Glauben des Einzelnen eine wichtige Errungenschaft. Früher wurde man wegen eines "falschen Glaubens" getötet. Toleranz sei zwar auch gegenüber Muslimen wichtig. "Aber wir müssen auch einfordern, dass der Islam gegenüber uns Christen tolerant ist. Das wird viel zu wenig öffentlich gesagt, wie viele Christen auf der Welt verfolgt werden."
    
Alexandra von Livonius, Kirchenvorsteherin in Neuendettelsau, betonte, dass Christen einen eigenen festen Standpunkt bräuchten, um tolerant zu sein. In interreligiöse Veranstaltungen wie ein gemeinsames Gebet mit Muslimen verwische dieser Standpunkt. "Unsern Gott zu dezimieren oder falsch darzustellen, bloß um mit mehreren Leuten etwas gemeinsam machen zu können, das kann man nicht tun."

Heil für den ganzen Menschen

In einem Vortrag stellte Pfarrer Jochen Teuffel Kennzeichen des christlichen Glaubens gegenüber anderen Religionen oder Weltanschauungen heraus. Viele Kulte versuchten, Gott als "das Letzte" zu denken. Dabei bleibe die konkrete leibliche Existenz außen vor. Das Christentum hingegen beziehe den ganzen Menschen in das Heil mit ein. Zudem maßten sich Christen nicht an, das Heil zu "besitzen". Vielmehr verwiesen sie auf Jesus Christus. Heil gebe es in der Beziehung zu ihm. "Wo Christus mein Leben umschließt, ist mein Heil da, da habe ich nichts mehr zu verlieren."

Bereits zum morgendlichen Gottesdienst predigte Konrad Eisler, langjähriger Pfarrer der Stiftskirche in Stuttgart, über Jesus als Licht der Welt. Jesus sei in eine dunkle, also sündenverstrickte Welt gekommen. Menschen sehnten sich eigentlich nach diesem Licht. Doch Jesus werfe zugleich auch ein Licht auf die Schwäche und Schuld des Menschen, daher flüchteten viele vor ihm. Doch das Licht stelle nicht nur die Schuld des Menschen heraus, sondern verändere auch den Menschen. Letztlich führe dieses Licht in die Ewigkeit, in der es kein Leid mehr geben werde.

Der Christustag fand am 3. Oktober an sechs Orten in Bayern statt: Neben Neuendettelsau auch in Bayreuth, Berg, Lauf an der Pregnitz, München und Straubing. Der Arbeitskreis Bekennender Christen (ABC) und weitere Gemeinschaften und Kirchengemeinden luden zu Predigten, Vorträgen und Gruppenarbeiten ein. Vorbild für diesen ersten Christustag inBayern sind die Bibel- und Glaubenskonferenzen in Baden-Württemberg, die seit 50 Jahren unter diesem Titel stattfinden. An allen Orten wurde eine gemeinsame Erklärung verlesen, die die Orientierung an Jesus Christus herausstellt. (pro)

Die Erklärung zum Christustag finden sie hier.

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