Nicht konservativ, nicht liberal, einfach Christ

Über Dietrich Bonhoeffer sind schon etliche Bücher geschrieben worden. Nun legt der amerikanische Journalist Eric Metaxas eine neue Biografie des Theologen und Märtyrers vor. Sein Buch "Bonhoeffer – Pastor, Martyr, Prophet, Spy" war mehrere Wochen lang auf die Bestsellerliste der "New York Times". In wenigen Wochen erscheint die deutsche Ausgabe.
Von PRO

Bereits zwei Tage, nachdem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, warnte ein junger Theologe im Radio vor dem "Ver-Führer". Dietrich Bonhoeffer erkannte schon früh die drohende Kriegsgefahr und sprach sich immer wieder gegen die Judenverfolgung, aber auch die Einmischung der Politik in die Angelegenheiten der Kirche aus. Er lehrte am Predigerseminar Finkenwalde, einer Einrichtung der "Bekennenden Kirche". 1936 wurde ihm die Lehrerlaubnis entzogen. Ein Jahr später wurde das Predigerseminar geschlossen. Bonhoeffer arbeitete im Untergrund weiter. Er schloss sich auch den Gegnern des NS-Regimes an, die Hitler durch ein Attentat töten wollten. Dieses Engagement bezahlte er 1945 im KZ Flossenbürg mit seinem Leben. Trotz Rede- und Schreibverbot, das ihm 1940 auferlegt wurde, verfasste Bonhoeffer im Gefängnis etliche Bücher, die heute noch zu den wichtigsten theologischen Büchern zählen. Auch das Gedicht "Von guten Mächten wunderbar geborgen" schrieb er in der Gefängniszelle.

Was sagt Gott zu Aggression?

In der Biografie "Bonhoeffer – Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet" beleuchtet Eric Metaxas, was Bonhoeffer antrieb und weist darauf hin, dass er keiner politischen oder theologischen Richtung zugeordnet werden kann: "Bonhoeffer war nicht liberal oder konservativ, er war einfach Christ. Ihm war wichtig, die Dinge aus Gottes Perspektive zu sehen", erklärt der Buchautor im Interview mit der Zeitschrift "WillowNetz". "Er ist sozusagen ein theologischer Kritiker, der sich nicht auf eine Sicht festlegen lässt." Um mehr über den Menschen und Gläubigen herauszufinden, verwendete Metaxas nach eigenen Angaben auch weniger bekannte Briefe und Dokumente.

"Bonhoeffer war klar, dass er das schlimme Treiben der Nazis nicht unwidersprochen lassen konnte. Die Frage war nur: Was sagt Gott dazu?" Beim Nachspüren dieser Frage sei der Theologe sehr einsam gewesen, meint Metaxas. Aber die Antworten, die er damals gefunden habe, könnten uns auch heute weiterhelfen bei der Frage nach der "angemessenen christlichen Reaktion auf Aggression und Böses". Metaxas kommt zu dem Schluss, dass Christen Bonhoeffer brauchen, um die Frage nach dem christlichen Umgang mit Terror und Extremismus beantworten zu können: "Bonhoeffers Warnungen an die Kirche verhallten damals ungehört, aber ich hoffe, dass wir heute hören, was er zu sagen hat und uns hinführen lassen zu einem angemessenen Umgang mit diesem entscheidenden Thema", so der Buchautor in "WillowNetz".

Eric Metaxas schreibt unter anderem für die "New York Times". Er hat etliche Bücher verfasst, darunter zahlreiche Kinderbücher und auch Drehbücher für Kinderfilme. Als Enkel eines deutschen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg gefallen ist, begann sich der Journalist eines Tages mit der deutschen Geschichte auseinander zu setzen. Die Bonhoeffer-Biografie hat Metaxas seinem Großvater gewidmet. Auf der persönlichen Suche nach dem Glauben habe er vor einigen Jahren Bonhoeffers Buch "Nachfolge" gelesen. Dieses Buch habe ihn besonders berührt, verriet der Deutsch-Amerikaner gegenüber  "WillowNetz". Der Buchautor lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Manhattan und gehört zur St. Georges Episcopal Church.

"Bonhoeffer – Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet" stand im Frühjahr dieses Jahres einige Wochen auf der Bestsellerliste der "New York Times". Das Buch erhielt außerdem den "Christian Book Award 2011" der "Evangelical Christian Publishers Association" (engl.: Evangelikale Christliche Verlagsgemeinschaft).  Im September erscheint die deutsche Ausgabe bei SCM Hänssler. Die gebundene Ausgabe kostet 29,95 Euro. (pro)

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