Neue Merkel-Biografie über christliche Wurzeln der Kanzlerin

In Berlin hat am heutigen Mittwoch der Leipziger "St. Benno"-Verlag eine neue Merkel-Biografie vorgestellt: "Angela Merkel – Die Protestantin". Darin beschreibt Journalist und Buchautor Volker Resing den Werdegang der Kanzlerin und legt dabei auf einen Punkt besonders Wert: Die Prägung durch das christliche Elternhaus.
Von PRO

„Am Ende zeigt sich, dass sie möglicherweise mehr preußische Protestantin als DDR-Frau ist, mehr Pfarrerstochter als Physikerin. Und dann ist Angela Merkel vielleicht auch mehr eine christliche Kanzlerin in post-säkularer Zeit, als es einige vermuten, ihr nachsagen oder wahrhaben wollen“, schreibt Rensing über die Politikerin. Am Pressegespräch bei der Veröffentlichung der neuen Merkel-Biografie nahmen Wolfgang Thierse, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Prälat Karl Jüsten, Leiter des katholischen Büros bei der Bundesregierung in Berlin, Richard Schröder, Philosoph und Theologe an der Berliner Humboldt-Universität, sowie Lothar de Mazière, Rechtsanwalt und letzter DDR-Ministerpräsident, teil. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Chefredakteur des „Tagesspiegel“, Stephan-Andreas Casdorff.

Merkel, die 1992 den Vorsitz des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) in der CDU übernahm, sagte laut Resing in ihrer Rede zum 40-jährigen des EAK im Jahr 2003: „Ich gehöre nicht zu denen, die sicher zu glauben wissen, was ‚christliche Politik‘ ist. Mein Glaube kann mir Orientierung geben. Er offenbart mir die christliche Botschaft vom Sinn des Lebens und gibt mir dadurch Hoffnung und Ermutigung. Er gibt mir aber auch den Zweifel an mir selbst und die Demut vor Gott. Ich wünsche mir deshalb eine starke evangelische Kirche, die die Handelnden in ihrem Gewissen vor Gott und den Menschen kräftigt, die ihnen hilft, Entscheidungen zu finden.“

Auf die Frage, ob der Glaube in ihrem Leben eine wichtige Rolle spiele, sagt Merkel einmal: „Ja, er macht mich nachsichtiger gegenüber mir selbst und anderen, und er macht es möglich, unter der Verantwortung nicht zusammenzubrechen. Wenn ich Atheist wäre, würde es mir sehr viel schwerer fallen, die Verantwortung zu tragen. Der Glaube ist für mich in jedem Fall eine Erleichterung.“

Merkels Scheu vor zu viel Religiosität in der Öffentlichkeit

Dabei analysiert Resing auch Merkels Zurückhaltung im Ausdruck ihrer religiösen Zugehörigkeit in der Öffentlichkeit. „Die Politikerin treibt die Sorge um, ein allzu demonstrativ gezeigtes Bekenntnis könne falsch wirken, könne Dinge vermischen, die nicht zusammengehören“, so der Autor. Als Merkel allerdings 2005 als erste Bundeskanzlerin Deutschlands vereidigt wurde, sprach sie die religiöse Eidesformel „So wahr mir Gott helfe“. Gerhard Schröder hatte damals darauf verzichtet. „Das ist gut für Deutschland“ kommentierte Prälat Karl Jüsten.

Der Autor Volker Resing, geboren 1970, ist Korrespondent für die Zeitungen der Verlagsgruppe „Bistumspresse“ in Berlin. Außerdem schreibt er für verschiedene Tageszeitungen, unter anderen für die „Berliner Morgenpost“, die „Märkische Allgemeine“ und die „Westfälische Nachrichten“. Resing studierte Germanistik und Geschichte.

„Financial Times Deutschland“-Klickstrecke: Politiker und Religion

Die „Financial Times Deutschland“ (FTD) nahm die Buch-Veröffentlichung zum Anlass, um deutschen Politikern die „Gretchenfrage“ zu stellen: „Sag, Politiker, wie hast du´s mit der Religion?“ heißt es auf der Internetseite der Zeitung. Neben Merkel wird der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer zitiert: „Papst Benedikt hat unsere bayerische Solidarität.“ FDP-Chef Guido Westerwelle sei „zwar evangelisch“, heißt es da, sehe aber „klare Grenzen der Religion“. Sie sei „keine Entschuldigung für die Missachtung unserer Verfassungswerte“, sagte der Politiker er auf einem Dreikönigstreffen vor zwei Jahren. Auch Altbundeskanzler Gerhard Schröder sei Protestant, habe den Schwur „so wahr mir Gott helfe“ bei den Amtseiden 1998 und 2002 jedoch als erster Bundeskanzler abgelehnt.

Auch weniger gläubige Politiker zeigt die FTD. Wie etwa den Moslem Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen. Der hatte sich im „Spiegel“ im vergangenen Jahr eher kritisch geäußert: „Ich bin weder sonderlich religiös, noch habe ich einen anti-religiösen Eifer.“ Deutlicher wird da schon Gregor Gysi, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag. Selbst nach Gehirn-OP und folgendem Herzinfarkt sei das Spirituelle nicht über ihn hereingebrochen, hatte er nach seiner Krankheit, ebenfalls im „Spiegel“, verlauten lassen. (PRO)

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