„Netzwerk Bibel und Bekenntnis“ formiert sich

Unter der Leitung von Ulrich Parzany haben sich am Samstag evangelikale Christen in Kassel getroffen und das informelle „Netzwerk Bibel und Bekenntnis“ gegründet. In einem Kommuniqué positionierten sich die Teilnehmer in einem Richtungsstreit innerhalb der evangelikalen Bewegung und fordern Klärung der Streitpunkte. Zu einer Spaltung der Bewegung ist es nicht gekommen.
Von PRO
Allein Christus, allein die Schrift, allein die Gnade, allein der Glaube – das Netzwerk „Bibel und Bekenntnis” beruft sich auf die Grundlagen der Reformation
Zu der innerevangelikalen Debatte über die Richtung der Bewegung in Deutschland war es gekommen, weil der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz und Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Michael Diener, öffentlich die Auffassung vertreten hatte, dass praktizierende Homosexuelle Mitarbeiter in evangelikalen Gemeinden sein können. Der langjährige ProChrist-Redner Ulrich Parzany hatte dem widersprochen, weil er darin eine falsche und unbiblische Lehre erkennt. Auf Einladung Parzanys haben sich am Samstag 65 Unterstützer seiner Kritik an den Äußerungen Dieners in Kassel getroffen und das informelle „Netzwerk Bibel und Bekenntnis“ gegründet. Zum Sprecher des Netzwerkes wurde auf Wunsch der Versammlung Parzany bestimmt.

Benennung von Irrlehren muss möglich sein

In einem gemeinsamen Kommuniqué fordern die Teilnehmer die zuständigen Gremien des Gnadauer Verbandes und der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) auf, zu den Irritationen klärend Stellung zu beziehen, und bitten um gemeinsame Gespräche. Im Kern wendet sich das Kommuniqué gegen eine Bibelauslegung im Geist der Postmoderne und des Pluralismus, die nach Meinung der Verfasser eine Kritik an biblischen Irrlehren unmöglich mache. Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließe die Verwerfung falscher Lehren ein, auch wenn das im Gegensatz zum postmodernen Denken stehe. Das Schriftstück wendet sich gegen die Auffassung, Christen könnten für zentrale biblische Wahrheiten eintreten, doch gleichzeitig gegensätzliche Verständnisse und Lesarten der Bibel akzeptieren. Die Unterstützer fordern die Nennung und klare Ablehnung von Irrlehren. Das Wahrheitsverständnis der evangelikalen Bewegung, äußerten Teilnehmer, stimme in weiten Teilen nicht mit dem führender Vertreter der Bewegung überein. Bei der Debatte um die Grundfeste ihres Glaubens dürften sich Christen nicht auf charmante Äußerungen einlassen, die am Kern des Evangeliums vorbeigingen. Der Richtungsstreit und der Eingang pluralistischen Denkens innerhalb der evangelikalen Bewegung erzeuge Unklarheit darüber, was als evangelikal bezeichnet werden könne.

Besorgnis über den Kurs führender Repräsentanten

In dem Kommuniqué bekennen sich die Teilnehmer zur Autorität der Bibel als Wort Gottes und höchste Norm für Glauben und Leben. Sie bekennen Jesus Christus als den einzigen Weg zum Heil und dass Gott durch den stellvertretenden Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung die Welt mit sich versöhnt hat. Die Teilnehmer bekundeten, dass zur Offenbarung Gottes die Gottebenbildlichkeit des Menschen mit der Polarität und Gemeinschaft von Mann und Frau gehöre, und dass die Gebote auch heute die gültigen Maßstäbe für das Leben der Christen und der Gemeinden sind. In dem Kommuniqué verleihen die Verfasser der Sorge Ausdruck, dass in vielen Gemeinden und Gemeinschaften Verwirrung und Besorgnis herrschen über den Kurs führender Repräsentanten der evangelikalen Bewegung. Das Kommuniqué bemängelt, dass es gegen Entscheidungen von Kirchenleitungen und Synoden an Widerstand fehle, wenn diese eindeutig Bibel und Bekenntnis widersprechen. Dazu gehörten beispielsweise die aktuellen Beschlüsse zur Segnung und kirchlichen Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren, die kirchliche Förderung der Gender-Ideologie und Verlautbarungen zum interreligiösen Dialog. Den Aufruf „Zeit zum Aufstehen“ wollen die Verfasser des Kommuniqué weiter unterstützen, sehen jedoch Bedarf zur Konkretion verschiedener Punkte. Evangelikalen Verbänden wollen die Befürworter dabei helfen, die reformatorische Basis „Allein Christus, Allein die Schrift, Allein die Gnade, Allein der Glaube“ wiederzugewinnen. In dem Schriftstück verständigten sich die Teilnehmer auf die altkirchlichen Bekenntnisse (Apostolicum, Nicaenum, Athanasianum), Bekenntnisschriften verschiedener Kirchen und die Glaubensbasis der Deutschen Evangelischen Allianz als Grundlage für weitere Entscheidungen und mögliche Schritte. Zunächst wollen die Teilnehmer abwarten, ob die Verbände dem Wunsch nach gemeinsamen Gesprächen und Klarstellung der eigenen Positionen nachkommen. Aus dem Teilnehmerkreis wird sich eine kleinere Gruppe unter Leitung von Parzany darum kümmern, die Anliegen weiterzuführen. Dazu gehören Sr. Heidi Butzkamm, der Gemeinschaftspastor Martin Grünholz, die Pfarrer Tobias Eißler, Johannes Holmer, Dirk Scheuermann und Ulrich Rüß, sowie Rolf Hille, Professor an der Freien Theologischen Hochschule Gießen und früherer Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, Rolf Sons, Rektor des Bengelhauses, und der Religionsphilosoph Daniel von Wachter. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/faz-amp-co-kommt-die-spaltung-der-evangelikalen-bewegung-94744/
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