Netzgefahren und Gegenstrategien

Jeder fünfte Jugendliche ist Opfer von Cyber-Mobbing. Politik und Pädagogen suchen nach Strategien gegen den Online-Terror. Die Vorschläge reichen von digitalen Warnknöpfen bis zur Einführung eines Fachs "Kommunikationskultur" in Schulen.

Von PRO

"Web Patrol" heißt eine neue Software, die Internetnutzer herunterladen können, um einen digitalen Notrufknopf auf ihrem Rechner zu installieren. Suspekte Web-Inhalte können damit per Mausklick gemeldet werden. Sie verschicken so automatisch einen Screenshot des verdächtigen Bildschirminhalts an eine "Clearing-Stelle", die die möglichen Beweise sichert. Diese Stelle soll rund um die Uhr von Soziologen, Psychologen und Polizisten besetzt sein. Dies ist nur einer von zahlreichen Vorschlägen zur Bekämpfung des sogenannten "Cyber-Mobbings". Auch möglichen Amokdrohungen im Internet könne so begegnet werden, heißt es auf der ZDF-Nachrichtenseite "heute.de"

"Panic-Buttons" in Großbritannien und Australien

Trotz des zunächst ausgefeilt wirkenden Konzepts, sei die Finanzierung noch völlig unklar. Kritiker fürchteten zudem, dass der Notrufmechanismus Bagatellmeldungen fördern könne. Dennoch: Auch im Ausland gibt es schon Strategien, die das Cybermobbing bekämpfen sollen. "Heute.de" nennt virtuelle Notrufsäulen in Großbritannien, die von einer Sondereinheit der britischen Polizei entwickelt wurden. Auf vielen Internetseiten gebe es mittlerweile "Panic-Buttons", über die Hilfesuchende auf eine Webseite gelangten, die ihnen Experten für ihr spezielles Problem vermittle. In Australien gibt es eine Arbeitsgruppe zur Cyber-Sicherheit. Auch sie arbeitet laut "heute.de" mit "Panic-Buttons", die User beim Anklicken automatisch mit der Polizei oder etwa mit einer Jugendschutzorganisation verbinde.

Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtet von einem pädagogischen Konzept gegen Netzgefahren. Experten auf einer Tagung in Hannover hätten Lehrern Nachhilfe im Twittern, Chatten und im Umgang in sozialen Netzwerken empfohlen, um Schüler besser vor Mobbing-Attacken im Internet schützen zu können. So sollen Lehrer in die Rolle ihrer Schützlinge schlüpfen, um über Risiken und Netzinhalte informiert zu sein. "Es muss eine Betroffenheit hergestellt werden", erklärte Medienpädagoge Franz Josef Röll von der Hochschule Darmstadt und empfahl, das Fach Kommunikationskultur an der Schule anzubieten. So sollten Schüler lernen, dass persönliche Daten wie Adressen oder Geburtsdaten im Internet nichts zu suchen hätten.

Nach schlechten Erfahrungen im Internet wendeten sich Jugendliche oft nicht an Eltern oder Lehrer, sondern blieben mit ihren Problemen auf sich allein gestellt, hieß es auf der Tagung. Um das zu verhindern, empfahl die pädagogische Leiterin des Projekts "Klicksafe.de", Birgit Kimmel, laut SZ einen Anti-Mobbing-Vertrag für Schüler. "Es kann aber auch ein Mobbing-Beauftragter als Ansprechpartner angeboten werden – gerne auch ein Schüler", regte sie an. (pro)

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