Der Anschlag auf Charlie Hebdo ist barbarisch und eine Zäsur in der Presselandschaft. Die Öffentlichkeit reagiert mit Trauer, Wut und Sarkasmus. Zeit dafür, eine ebenso relevante wie alte Frage zu stellen: Was würde Jesus tun? Ein Kommentar von Anna Lutz
Weltweit gedachten am Mittwoch Menschen den getöteten Mitarbeitern von Charlie Hebdo
Auch ich bin Charlie. Selbstverständlich. Als Medienschaffende, als Demokratin, als Europäerin und auch als Christin. Nun mag der ein oder andere entgegnen: Wie kann man sich als gläubiger Mensch mit einem Magazin solidarisieren, das den Glauben von Christen und Muslimen wiederholt durch den Dreck gezogen hat? Die Antwort ist leicht: Darum geht es nicht. Als Christen ist es nicht unsere Aufgabe, unseren Schöpfer zu verteidigen. Das kann er selbst. So denken auch viele Muslime und Juden. Karikaturen zu veröffentlichen, die religiöse Gefühle verletzen, ist zwar immer eine Frage des Anstands und jeder hat das Recht, solche Ergüsse zu kritisieren und gewaltfrei dagegen zu demonstrieren. Anstelle der Kritik an der Religionskritik muss gestern, heute und morgen aber die Trauer um die Getöteten und die Anerkennung ihres Mutes stehen.
Es ist wichtig, solche Selbstverständlichkeiten gleich zu Beginn eines Kommentars zum Thema klarzustellen. Zu häufig wurde und wird der Terror von Paris dazu genutzt, andere zu diffamieren oder für die eigene Sache zu werben. Ein paar Beispiele: Noch am Mittwoch twitterte CDU-Politikerin Erika Steinbach die Worte: „Nur kath. Kirche kritisieren, sonst lebensgefährlich.“ Dazu verschickte die Menschenrechtspolitikerin ein zwinkerndes Emoticon. Das ist nicht nur geschmacklos, es versucht auch, im Angesicht des Terrors Religionsgruppen gegeneinander auszuspielen. Das mag im Eifer des Gefechts passiert sein. Von Bundespolitikern darf man dennoch mehr erwarten.
Karikaturen lösen keine Probleme
Der stellvertretende Sprecher der Alternative für Deutschland, Alexander Gauland, ließ am Mittwochabend über den Presseverteiler seiner Partei das Statement verbreiten, vor dem Hintergrund von Paris erhielten die Forderungen von Pegida besonderes Gewicht. „Die Altparteien sollten sich sehr gut überlegen, ob sie bei ihrer Haltung, die Menschen von Pegida weiterhin zu diffamieren, bleiben wollen“, teilte er mit. Ein Verbrechen, das wenige Stunden zuvor geschehen ist, und über dessen Hergang man noch kaum etwas gesichert weiß, dazu zu nutzen, öffentlich für neu gewonnene Freunde zu werben – auch das ist eine unzulässige Instrumentalisierung. Sie wird dadurch nicht wieder gutgemacht, dass AfD-Sprecher Bernd Lucke am nächsten Tag über denselben Verteiler erklärte, das Attentat sei keinesfalls allen Muslimen anzulasten.
Über Twitter forderte gleich nach dem Anschlag ein Nutzer alle Zeitungen in Europa dazu auf, am kommenden Tag auf ihren Titelseiten Mohammed-Karikaturen zu veröffentlichen. Bei allem Verständnis für die Wut und den Reflex, die Meinungsfreiheit nun ganz besonders vehement verteidigen zu wollen: Auch das kann nicht der Weg sein. Lasst uns nicht vergessen, dass die Mehrheit der Muslime in Europa nicht mit Gewalt auf die Diffamierung ihres Glaubens reagiert – und genau das sind Mohammed-Karikaturen. Was also würde Jesus tun? An dieser Stelle hilft es, sich die Jahreslosung vor Augen zu halten: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Anstatt nun noch stärker aufeinander einzuhacken, sollten gerade wir Christen auf Verständigung, ja, auf Liebe statt Hass setzen. So schwer uns das auch fallen mag.
In diesen Minuten meldet die französische Nachrichtenagentur AFP Anschläge auf muslimische Einrichtungen in Frankreich. Herr, erbarme Dich. (pro)
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