NDR „Zapp“ über Journalisten und ihren Glauben

"Religiöse Themen sind in aller Munde", heißt es in einem Beitrag des Medienmagazins "Zapp" im NDR Fernsehen. Für den Film mit dem Titel "Journalisten und ihr Glaube" befragten die Reporter Medienschaffende zur Rolle von Religion in den Medien.
Von PRO

„Spiritualität ist in. Glaube ist in. In der Bibel lesen ist in“, heißt es in dem Beitrag, der bereits am 15. April in der Sendung „Zapp“ ausgestrahlt wurde und am 1. Mai wiederholt wird. „Davon scheinen sich nicht nur Promis, sondern auch Journalisten inspirieren zu lassen.“ Von „Medienmachern in christlicher Mission“, von „Journalisten, Gott und die Welt“, handelt der rund sechseinhalb Minuten lange Film.

Sowohl in Zeitungen als auch im Fernsehen spielt Religion eine wichtige Rolle. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ brachte etwa im Februar auf das Titelblatt das Thema „Was soll ich glauben?“. Die Berliner Initiative „ProReli“ ist Medienthema, und Ausschnitte des Schauspielers Ben Becker mit seiner Bibel-Lese auf dem Evangelischen Kirchentag leiten den „Zapp“-Beitrag ein.

Die Innenpolitik-Chefin des ZDF, Bettina Schausten, sagt: „Der Journalist soll ja öfter mal entscheiden, über gut und böse. Und da hilft ein gutes Wertegerüst, das nicht nur aus dem Bauch entscheiden zu müssen, sondern da eine gewisse Linie zu haben, die mein Glaube mitbringt.“ Die Gerichtsreporterin des Magazins „Der Spiegel“, Gisela Friedrichsen, stört nach eigener Aussage bei der Ausübung ihres Berufes, „wenn mit Menschen unmenschlich umgegangen wird“: „Das geht mir einfach gegen den Strich, weil ich als Kind gelernt habe, dass auch der Mensch, der gesündigt hat, ein Geschöpf Gottes ist.“

Gläubige sind sendungsbewusster – viele werden Journalisten

Eine Studie der Uni Münster zeige, dass besonders kommentierende Journalisten religiös seien, so „Zapp“. Offenbar gilt: „Wer glaubt, scheint insgesamt sendungsbewusster zu sein. Mit dieser Eigenschaft landen viele im Journalismus.“

Auch Matthias Drobinski von der „Süddeutschen Zeitung“ stellt fest: „Tatsächlich glaube ich, dass ein christlicher Hintergrund, ein christliches Leben, eine christliche Ausprägung, ein bisschen dazu verleiten, sich einen Pathos anzueignen, etwas Missionarisches – ich möchte etwas vermitteln.“

In Deutschland gehörten die Menschen zu einem Drittel dem Protestantismus, zu einem Drittel dem Katholizismus an, und weniger als ein Drittel gehöre keiner Konfession an, sagt Karl Gabriel, Professor für Theologie an der Uni Münster. Man könne daher sagen, dass die Nicht-Religiösen und Atheisten in den deutschen Medien unterrepräsentiert seien.

Christentum wird positiver behandelt als Islam

Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor ist der Meinung, dass Journalisten dazu neigen, das Christentum positiver zu bewerten als etwa den Islam. „Zumindest gibt es eine Affinität zum Christentum und zu christlichen Werten. Der Buddhismus kommt noch sehr positiv weg. Der Dalai Lama, everybodys darling, wird ja auch von der ‚Bildzeitung‘ sehr positiv aufgenommen. Aber der Islam ist immer die Bedrohung.“

Ähnliches beobachtet auch die Journalistin Sonja Zekri von der „Süddeutschen Zeitung“: „Jedes Mal, wenn ein Muslim in einer Talkshow sitzt, muss er als erstes ein Bekenntnis zum Gewaltverzicht ablegen, obwohl er nie in irgendeiner Weise mit der Gewalt sympathisiert hat.“ Die Reporter von „Zapp“ urteilen: „Es geht sozusagen darum, den Islam als etwas Unaufhaltsames darzustellen, als eine große Macht, der wir in irgendeiner Weise ausgeliefert sind.“

So titelte der „Spiegel“ etwa mit der Headline „Mekka Deutschland“ und sprach von einer „stillen Islamisierung“.

Für den stellvertretenden Chefredakteur des ZDF, den gläubigen Katholiken Elmar Theveßen, ist die Behandlung von Religion in den Medien eine „Gratwanderung“: „Für mich muss Journalismus religionsblind sein. Ich möchte nicht, dass in meiner Berichterstattung durchscheint, dass ich hier christliche Werte weiterverbreiten will.“

„Zapp“ fragt: „Doch wo sind die Grenzen, wenn der Privatmann Theveßen an einer katholischen Akademie eine Rede hält, die er selbst beim Journalisten Theveßen nicht durchgehen lassen würde?“ In einer Rede mit dem Titel „Sprengstoff Gott“ etwa hatte der ZDF-Mann, Autor des Buches „Terroralarm – Deutschland und die islamistische Bedrohung“, gesagt: „Gottlose Gesellschaften sind fruchtbarer Boden für politischen und religiösen Extremismus, die Diktatur des Relativismus ist sein Dünger!“ Gegenüber „Zapp“ stellt Theveßen klar: „Am Ende muss getrennt werden bei der Arbeit, zwischen journalistischen Prinzipien und diesem Sendungsbewusstsein als Christ im Hintergrund.“

Den Filmbeitrag sowie den vollständigen Beitragstext finden Sie unter www3.ndr.de/sendungen/zapp/.

„Zapp“: „Journalisten und ihr Glaube“, 1. Mai, 1:30 Uhr, NDR Fernsehen

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