NATO verurteilt Todesurteil gegen afghanischen Christen

In Afghanistan soll der 45-jährige Physiotherapeuth Said Musa hingerichtet werden, weil er sich zum Christentum bekehrt hatte. NATO-Generalsekretär Rasmussen kritisierte das Urteil am Montag. Er erwarte, dass die afghanische Regierung die Menschenrechte schütze.
Von PRO

Said Musa, Vater von sechs Kindern und Mitarbeiter des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes in Afghanistan, war vor etwa 10 Jahren vom Islam zum Christentum übergetreten. Obwohl die afghanische Verfassung die freie Religionsausübung garantiert, haben Richter die Möglichkeit, Urteile nach der islamischen Rechtsordnung Scharia zu fällen – auf die Abkehr vom Islam steht somit die Todesstrafe.

Wie "Spiegel Online" berichtet, wurde Musa im Mai 2010, lange nach seiner Konversion, von afghanischen Sicherheitskräften festgenommen, als er in der deutschen Botschaft um Asyl bitten wollte. Der Verhaftung waren Beiträge im afghanischen Fernsehen über christliche Missionare vorausgegangen. Die Berichte hatten antichristliche Proteste in der Bevölkerung ausgelöst. Erstmal seit der Festnahme durfte Musa nun ein Interview geben: In der britischen "Sunday Times" berichtet er von Folter und sexuellen Misshandlungen. "Sie sagten mir, ich solle zurück zum Islam konvertieren. Als ich mich weigerte, nannten sie mich einen dreckigen Ungläubigen."

NATO-Generalsekretär Rasmussen: Menschenrechte achten

Bei seiner monatlichen Pressekonferenz am Montag kritisierte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen das Urteil: "Den Wechsel von einer Religion zur anderen zu bestrafen, steht im Widerspruch zu allem, wofür die NATO steht." Er glaube nicht, dass die afghanische Regierung in den Fall direkt verwickelt sei, berichtet der britische "Telegraph". Rasmussen erwarte aber von der Regierung und allen afghanischen Institutionen, die Verfassung des Landes und die Menschenrechte zu respektieren.

Musas Freunde und Verwandte versuchen indes alles, um Menschenrechtsgruppen auf sein Schicksal aufmerksam zu machen. Sie wollen, dass das Rote Kreuz und die Vereinten Nationen mehr Druck auf die afghanische Regierung ausüben. Musa selbst hat auch ein Hilfegesuch an US-Präsident Barack Obama geschrieben. Die deutsche Botschaft beobachte den Fall sehr genau, berichtet "Spiegel Online". Ob und wie die Botschaft versuche, Musa zu helfen, sei nicht bekannt.

Wie die "Sunday Times" weiter berichtet, wurde Musas Ehefrau Guljan mit den sechs Kindern von ihrem Vermieter auf die Straße gesetzt. Sie sei sehr wütend auf ihren Mann gewesen, als er sich zum Christentum bekehrt hatte. "Aber er küsste mich und sagte mir, dass er meine Religion nach wie vor respektiere. Ich lernte, ihn neu zu lieben", wird sie von der Zeitung zitiert.

Sich vom christlichen Glauben loszusagen, kommt für Musa selbst nicht in Frage – eher wolle er sterben. Sein Glaube gibt ihm Kraft: "Die Bibel hat mich gelehrt, meine Feinde zu lieben. Sie hat mich gelehrt, die andere Wange hinzuhalten, wenn mich jemand verletzt hat." (pro)  

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