Nationalspielerin: Mit Gott am Ball

Die deutsche Fußball-Nationalspielerin Melanie Behringer nimmt ihre Kraft aus Gottes Wort und dem Gebet. Die Katholikin ist in einer christlichen Familie aufgewachsen. Heute sei ihr Glaube viel intensiver als früher, sagt sie im pro-Interview. In ihr Reisegepäck gehört immer eine Bibel, in der sie täglich liest.
Von PRO
Für die Fußballspielerin Melanie Behringer gehört die Bibel wie selbstverständlich ins Reisegepäck

pro: Medien bezeichnen Sie als „Mama“ der Bayern Münchener Frauenfußballmannschaft. Wie sehen Sie sich selbst im Team?

Melanie Behringer: Ich bin eine Führungsspielerin, ich bin mit 29 Jahren die Zweitälteste in unserem Team. Da ist es ganz normal, dass ich auch einmal Mama genannt werde. Damit habe ich gar kein Problem. Ich fühle mich superwohl in der Mannschaft. Es macht riesigen Spaß mit den jungen Spielerinnen, weil ich sehe, dass sie etwas erreichen wollen. Ich habe schon einige Jahre Erfahrung und möchte den Jungen natürlich weiterhelfen. Ich denke, das klappt ganz gut.

Sie tragen eine Kette mit Kreuzanhänger am Hals. Warum?

Seit ich klein bin, trage ich immer eine Kette mit Kreuz. Bei der Kommunion habe ich schon eine geschenkt bekommen. Das fühlt sich gut an. Es ist auch ein Zeichen dafür, dass ich gläubig bin.

Gläubige Fußballer haben gern Bibelverse auf den Schuhen und trugen Shirts mit Jesus-Sprüchen, als man sein Trikot noch hochziehen durfte. Würden Sie so etwas auch tragen?

Ich habe noch nichts auf den Schuhen. Ich finde es sehr gut, dass Fußballer und andere Sportler ein Zeichen setzen, wofür sie stehen, wenn es die Möglichkeit dazu gibt.

Was würde auf Ihren Schuhen stehen?

Zum Beispiel „Jesus ist mein Hirte“ oder „Jesus ist meine Kraft“.

Sie stammen aus einem christlichen Elternhaus. Welche Rolle spielte der Glaube in der Familie?

Wir Kinder wurden christlich erzogen. Das Gebet jeden Tag war uns wichtig. Wir haben immer als ganze Familie zusammen gebetet. Am Wochenende sind wir in die Kirche gegangen. Das habe ich beibehalten. Jetzt ist mein Glaubensleben aber inniger als zuvor, weil ich mich wirklich für Jesus entschieden habe. Ich brauche das einfach. Ohne das fühle ich eine Leere in mir.

Sie haben in einem Interview gesagt: „Im Glauben geht es nicht nur um die Kirche, sondern um die persönliche Beziehung zu Gott.“ Was bedeutet das für Sie?

Ich ziehe meine Kraft aus dem Glauben an Jesus. Ich weiß, er ist jeden Tag für mich da, in jeder Situation. Wenn es mal schlecht läuft, weiß ich trotzdem, er ist da, steht mir bei und hilft mir durch die Situation hindurch. Und wenn es gut läuft, weiß ich auch, dass er an meiner Seite ist, mir hilft, mir das praktisch schenkt. Meine Karriere als Fußballerin ist für mich ein Geschenk von Gott. Es war auch stets mein Traum, irgendwann mal in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft zu spielen. Und es ging alles in Erfüllung.

Wie gehen Sie mit Niederlagen oder Rückschlägen um?

Es ist klar, dass man im Leben nicht immer auf der Siegerspur sein kann. Niederlagen gehören dazu. Aber ich werde daran nicht zerbrechen, weil ich weiß, dass ich mit Gottes Hilfe wieder nach oben komme. Deshalb sage ich bei einer Niederlage oder einem Schicksalsschlag nicht, jetzt ist alles zu Ende. Nein, dann habe ich den Halt von Gott und weiß, dass das irgendwie einen Sinn hat und weitergeht.

Reden Sie mit Ihren Teamkolleginnen über Ihren Glauben?

Vereinzelt ja. Wenn ein Problem ansteht oder etwas Schönes passiert ist, finde ich es interessant, mit einer anderen gläubigen Mitspielerin darüber zu reden, wie sie das aus der Sicht des Glaubens sieht.

In Ihr Reisegepäck, etwa für die WM, gehört immer eine Bibel. Warum darf die nicht fehlen?

Weil ich jeden Tag darin lese. Das ist das Wort Gottes. Es gibt uns Kraft, weil darin die Wahrheit steht. Es macht das Leben einfacher, wenn wir so leben, wie Gott das gerne möchte. Das hört sich leicht an, aber das ist es definitiv nicht. Deshalb ist meine Meinung, dass wir jeden Tag darin lesen sollten. Das, was darin steht, kann uns aufbauen. Dadurch weiß ich, dass ich immer beschützt werde und dass Gott immer für einen da ist, dass ich nirgends Angst zu haben brauche. Er hat einen Plan für mich, einen guten Plan, und ich darf ihm vertrauen.

Welches Buch in der Bibel lesen Sie am liebsten?

Ich lese fast jeden Tag die Psalmen 23 und 91 – der gute Hirte und Gottes Schutzbund. Der erste Satz, „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“, ist ein perfekter Satz: Es wird mir in allem gut gehen. Ich muss im Leben nur versuchen, es anzunehmen. Das ist das Schwierige, weil wir uns einmal hier, einmal da Sorgen machen. Dabei müssen wir uns eigentlich gar nicht sorgen, sondern können alles auf Gott werfen.

Können Sie ein Beispiel aus dem Alltag geben?

Im Training müssen wir manchmal wirklich harte Läufe machen und so schnell laufen, wie es geht. Davor denke ich immer, ich schaffe das nicht, das ist viel zu anstrengend. Dann weiß ich aber, dass ich das auf jeden Fall hinbekomme, weil ich Unterstützung von oben habe. Wenn der Lauf vorbei ist und ich es geschafft habe, denke ich: „Ich habe es wieder gesehen: einfach vertrauen.“ – „Einfach“ in Anführungszeichen.

Beten Sie auch für den Sieg in einem Spiel?

Ich habe das früher gemacht. Aber in der gegnerischen Mannschaft kann ein Spieler genau dasselbe beten. Und jetzt, was macht Gott? Deshalb denke ich an Gott als den Gerechten. Ich bete jetzt, dass ich ein gutes Spiel machen will, meine beste Leistung zeigen will. Natürlich wäre es schön, wenn wir gewinnen, aber wenn wir mal verlieren sollten, was die vergangene Saison zum Glück nicht passiert ist, dann ist es für mich kein Zusammenbruch. Dann denke ich, ich habe mein Bestes versucht und es sollte nicht sein. Das nächste Spiel kommt wieder.

Welche Werte vertreten Sie auf dem Fußballplatz?

Ich sollte auf jeden Fall Respekt haben vor den eigenen Mitspielerinnen, aber auch vor den gegnerischen Spielerinnen und besonders vor den Schiedsrichterinnen, was nicht immer einfach ist, denn manchmal kommen die Emotionen hoch. Auf dem Platz möchte ich Teamplayer sein, dass ich nicht nur mich in den Mittelpunkt stelle, sondern die ganze Mannschaft. Das ist für mich das Wichtigste.

Sie sind die Jüngste in Ihrer Familie. Durch Ihre Brüder sind Sie zum Fußball gekommen. Was wären Sie geworden, wenn Sie nur Schwestern gehabt hätten?

Ich habe keine Ahnung. Mein Vater hat schon Fußball gespielt, meine Mutter hobbymäßig auch, allerdings gab es damals noch keinen Verein für Frauen. Meine vier Brüder waren dann alle in einem Verein. Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich noch gar nicht richtig laufen konnte, aber schon den Ball geschossen habe. Von daher war es schon absehbar, dass ich auch Fußball spiele. Direkt neben unserem Haus ist ein Bolzplatz, da war ich schon als kleiner Stöpsel immer mit dabei und wollte kicken.

Was unterscheidet Ihre Spielart von der Ihrer Brüder?

Männer spielen einfach anders Fußball als Frauen, athletischer. Ihr Tempo können wir gar nicht mitgehen. Von daher ist das Niveau einfach höher. Männer sind normalerweise körperlich viel stabiler und kräftiger. Deswegen haben Frauen meist das Nachsehen, wenn sie gegen Männer spielen. Frauen sind oft technisch und taktisch besser, aber wenn es um Schnelligkeit geht, um Kopfballstärke oder Robustheit, klar, dann ziehen wir den Kürzeren. Das ist so, das ist genetisch bedingt. Ich denke aber, dass bei uns nicht ganz so unfair gespielt wird, krasse Fouls gibt es bei uns nicht so häufig.

Nervt Sie der Vergleich zwischen Frauen- und Männerfußball?

Ich finde die Fragestellung oft unlogisch, weil man andere Sportarten wie etwa Tennis auch nicht vergleicht. Ich glaube, die Damen hätten auch keine Chance gegen die Top-Spieler von den Herren. Deshalb erübrigt sich die Frage eigentlich.

Welche Verbindung hat die Bayern-Frauenmannschaft zu den Männern?

So richtig getroffen haben wir uns eigentlich erst Ende Mai auf dem Marienplatz, um die doppelte Meisterschaft zu feiern. Wir trainieren woanders als die Männer, deshalb sehen wir uns nicht regelmäßig.

Sie werden im November 30 Jahre. Wenn Sie auf Ihr jugendliches Leben zurückblicken, worüber freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich, dass ich immer noch auf einem hohen Niveau Bundesliga spiele und dass ich bei der Nationalmannschaft über fast elf Jahre dabei war. Ich konnte mein Niveau halten und jetzt auch nochmal steigern. Darauf bin ich sehr stolz. Ich weiß aber, dass ich die Kraft von oben bekomme. Ohne das wäre es definitiv für mich nicht möglich. Deshalb bin ich diesbezüglich sehr demütig, und weiß, woher ich das alles erhalte.

Welche beruflichen Träume wollen Sie sich noch erfüllen?

Beruflich würde ich mit der Nationalmannschaft nächstes Jahr sehr gerne Olympiagold gewinnen. Das wäre natürlich ein Traum, aber ein schwieriger. Mit Bayern: Natürlich wollen Leistungssportler immer gewinnen, von daher möchte ich am liebsten alle drei Titel – Meister-schaft, DFB-Pokal und Champions League – gewinnen. Das sind Träume, mal schauen, ob sie sich erfüllen.

Wenn Sie irgendwann Ihre aktive Fußballkarriere beenden, was kommt danach?

Das weiß ich jetzt noch nicht. Ich habe eine Ausbildung als Bürokauffrau und im Fernstudium einen Sportfachwirt gemacht, habe auch schon einen Trainerschein. Aus jetziger Perspektive würde ich gerne etwas im Sportbereich machen. Ziel ist für mich auch, eine Familie zu gründen, aber das werden wir alles sehen. Es kommt, wie es kommt.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Martina Schubert. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/der-fromme-muskelmann-93452/
https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/veranstaltungen/detailansicht/aktuell/christen-beherbergen-die-hall-of-fame-des-deutschen-sports-93427/
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