Während die Gewalt im Nahen Osten zunimmt, fahren Israelis und Palästinenser Kampagnen auf Twitter und Facebook, um ihre Sicht der Dinge zu verbreiten. Auch die israelische Botschaft in Deutschland ist aktiv.
Von PRO
Foto: Israelische Botschaft in Deutschland / IDF
Bilder der israelischen Botschaft (links), der Hamas (oben rechts) und der israelischen Armee (unten rechts)
Die Zeiten, in denen die Konfliktparteien auf Fernsehsender und Zeitungen angewiesen waren, um ihre Botschaft zu verbreiten, sind vorbei. Die israelische Regierung und die im Gazastreifen regierende radikal-islamische Hamas haben längst die sozialen Netzwerke im Internet für sich entdeckt. Beide Seiten versuchen dort seit Tagen, die Deutungshoheit über den sich verschärfenden Konflikt zu gewinnen.
Die israelische Botschaft in Deutschland veröffentlichte auf Facebook in den letzten Tagen Grafiken, in denen die Raketenangriffe der Hamas auf Israel dargestellt wurden. „Die Terrororganisation Hamas hat seit gestern Abend über 100 Raketen auf Israel abgefeuert“, heißt es da. „3,5 Millionen Menschen leben in Reichweite dieser Raketen.“ Der Beitrag wurde von knapp 370 Facebook-Nutzern geteilt und somit ganz im Sinne der Botschaft an tausende Menschen verbreitet.
Im englischsprachigen Raum sind Spitzenpolititiker wie der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu oder Staatspräsident Schimon Peres aktiv in den sozialen Medien. Auch die Israelischen Streitkräfte sind bei Facebook und Twitter vertreten. Die Armee postet häufig Videos von Militäraktionen und aktuelle Warnungen, etwa bei Raketenalarm. Grafisch gibt sie sich martialisch – so prangt seit Mittwoch ein Foto von Kampfjets als Titelbild auf deren Facebook-Seite, versehen mit dem englischen Namen der Militäroperation „Protective Edge“ („Beschützender Fels“, im hebräischen Original „Starker Fels“).
Hamas will menschliche Schutzschilde gewinnen
Unterstützer der Hamas veröffentlichten im Internet ein Bild, auf dem Palästinenser aufgefordert wurden, als menschliche Schutzschilde für die Verstecke der Terrororganisation zu dienen. Die Grafik wurde wiederum von den Israelis weiterverbreitet, um zu zeigen, wessen Geistes Kind ihr Feind sei.
Doch nicht nur offizielle Seiten versuchen, das Internet für ihre Zwecke zu nutzen – auch viele Privatpersonen und Gruppen wollen zur Debatte beitragen. Unter dem Hashtag #GazaUnderAttack verbreiteten Palästinenser und deren Sympathisanten zahlreiche Fotos von brennenden Häusern und verletzten Zivilisten, die anders als angegeben nicht aus dem Gazastreifen, sondern aus Syrien und dem Irak stammen (pro berichtete). Die Israelis und ihnen zugewandte Nutzer bündeln ihre Postings inzwischen mit der Markierung #IsraelUnderFire.
„Soziale Medien vergiften das Klima“
Der Politikwissenschaftler Fareed Zakaria erklärte im Gespräch mit dem Nachrichtensender CNN, dass die sozialen Netzwerke im Internet ein gefährliches Potenzial hätten, radikale Gruppen zu organisieren. So hätten einige rechtsgerichtete Israelis nach dem Mord an drei jüdischen Schülern eine Facebook-Gruppe gegründet, die dazu aufgefordert habe, Araber zu töten. Die Palästinenser hätten umgekehrt eine Gruppe gegründet, in der zur Gewalt gegen Juden aufgerufen worden sei. „Es ist verstörend, dass Leute diese modernen technischen Mittel nutzen, um so für radikale Ideen Unterstützung zu bündeln“, sagte Zakaria.
Durch das Posten von Kriegspropaganda und Hass durch einzelne Personen im Internet werde das Klima so vergiftet, dass es den Nahost-Friedensprozess erschwere. „Was macht man, wenn so eine Facebook-Gruppe innerhalb weniger Stunden 35.000 ‚Gefällt mir‘ bekommt?“, fragte er. „Die Politiker müssen dann in so einem Klima handeln, und das ist ein Problem.“ Beide Seiten würden dadurch weniger kompromissbereit.
Auch die unterschiedlichen Reaktionen unmittelbar nach der Entführung der inzwischen ermordeten israelischen Schüler zeigen, wie die Betroffenen im Internet Aufmerksamkeit bekommen wollen. Währen die Israelis unter #BringBackOurBoys zur Freilassung der Jungen aufriefen, benutzten viele Palästinenser #ThreeShalits, in Anspielung auf den jahrelang gefangen gehaltenen israelischen Soldaten Gilad Schalit. Viele Palästinenser posteten Fotos, auf denen sie die Entführten verspotteten oder deren Kidnapping feierten. (pro)
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