Prominente werben für „ProReli“

In zwei Wochen können die Berliner über die Einführung eines Wahlpflichtfaches Religion abstimmen. Um möglichst viele Wähler an die Urnen zu locken, hat der Verein "ProReli" zahlreiche prominente Unterstützer gewonnen. Auch die Konrad-Adenauer-Stiftung wirbt mit einer Publikation für die freie Wahl zwischen Ethik und Religion.
Von PRO

„In Berlin geht es um die Freiheit – Sagen Sie nicht, Sie hätten nicht die Wahl gehabt. Stimmen Sie mit Ja!“, fordert TV-Moderator Günther Jauch die Berliner auf einem Plakat des Vereins „ProReli“ auf. Am 26. April geht der Volksentscheid um eine Wiedereinführung des Wahlpflichtfachs Religion an Berliner Schulen in die vorerst letzte Runde. Dann dürfen die Bürger entscheiden, ob sie nach wie vor verpflichtenden Ethikunterricht an ihren Schulen haben möchten, oder ob das Fach Religion als Alternative ab der ersten Klasse gewählt werden kann. Derzeit wird Religion dort nur als zusätzlicher freiwilliger Unterricht angeboten.

Jauch, Ahrens und Friedrich werben für „Freiheit“

Um möglichst viele Wähler zu mobilisieren, hat „ProReli“ kurz vor dem Volksentscheid noch einmal zahlreiche Prominente als Werbepaten für das Anliegen gewonnen. Auf insgesamt 500 Großplakaten in der ganzen Stadt werben neben Günther Jauch auch Fußballer Arne Friedrich, Moderatorin Tita von Hardenberg und Schauspielerin Mariella Ahrens für die „Freiheit“ – nämlich der Wahlmöglichkeit zwischen den beiden Fächern.

„Religionsunterricht als gleichberechtigtes Fach ist mir wichtig, weil Ethik als alleiniges Pflichtfach Ausdruck staatlicher Intoleranz ist“, erklärt Jauch seine Beweggründe auf der Homepage von „ProReli“. „Religionsunterricht als gleichberechtigtes Unterrichtsfach ist mir wichtig, weil Kinder und Jugendliche sich aufgrund ihres Wissens für oder gegen einen Glauben entscheiden können sollen“, sagt Ahrens. Für Friedrich steht fest: „Im Religionsunterricht lernt man wirklich fürs Leben. (…) Viele unserer Werte haben ihren Grund im christlichen Glauben. Diese dürfen nicht verloren gehen.“

Tellkamp: Macht es nicht wie in der DDR

Auch die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) unterstützt die Initiative mit einer Publikation. Am 9. April erschien „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion“, das im Internet kostenlos heruntergeladen werden kann. Darin ergreifen Prominente wie der Moderator Johannes B. Kerner, der Schriftsteller Uwe Tellkamp oder „Cicero“-Chefredakteur Wolfram Weimer Partei für eine Einführung des Religionsunterrichts in Berlin. Kerner schreibt: „Religionsunterricht als gleichberechtigtes Unterrichtsfach ist mir wichtig, weil religiöse Toleranz nur aus Kenntnis heraus entstehen kann.“

Uwe Tellkamp erhielt 2008 den Deutschen Buchpreis für sein Werk „Der Turm“, in dem er sich mit der deutschen DDR-Vergangenheit auseinandersetzt. Auf diese verweist er auch in seinem Beitrag für die KAS: „Im Schulunterricht der DDR gab es keine grundsätzliche und aus verschie¬denen Positionen betrachtende Auseinandersetzung mit ethischen und religiösen Problemen (…). Zweitausend Jahre auch und gerade christlicher Geschichte sollten für ein atheistisch geprägtes Erziehungsbild vergessen gemacht werden.“ Weiter schreibt er: „Ethik und Religion stellen sich den grundsätzlichen, wahrscheinlich immer bestehen bleibenden Problemen des Menschen, sie versuchen, den Ansätzen zu ihrer Lösung eine Verfassung zu geben. (…) Die Lehren und das Lernen dazu halte ich für unverzichtbar, sie stehen, mit dem Recht auf Irrtum und Suche, nicht zur Wahl.“

„Wer aus der Religion austritt, tritt ins Nichts ein“

Klare Worte findet auch „Cicero“-Chefredakteur Weimer: „Wer aus der Religion austritt, tritt ins Nichts ein. Wer aus religiöser Bil¬dung austritt, tritt in die Kulturlosigkeit ein. Denn Religion ist die Poesie der Völker. In ihr bündeln sich die Sehnsüchte und Ängste, die Träume und Mythen, die Geheimnisse und Visionen einer Kultur. Sie macht den spirituellen Kern jeder Gesellschaft aus. Wer diesen Kern schon in den Schulen erkalten lässt, der lässt die Kultur eines Landes erkalten. Es gibt keine Zukunft ohne Herkunft. Berlin sollte keine Heimstatt von religiösem Analphabetismus werden. Denn als religiöse Analphabeten wären unsere Kinder zu gar keinem Dialog der Kulturen mehr fähig.“

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Anette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung (CDU), sich in einem Gastkommentar in der Berliner Zeitung positiv zu „ProReli“ geäußert: „Kinder und Jugendliche haben einen Anspruch darauf, dass sie erfahren, worauf Menschen seit über zweitausend Jahren ihre Hoffnung setzen. (…) Dass es die Freiheit der Wahl nicht gibt in einer Stadt wie Berlin, deren Geschichte immer auch die Geschichte eines Kampfes für eben diese Freiheit war, ist erstaunlich. Religion und Freiheit sind kein Widerspruch. Pro Reli ist die Gelegenheit für alle Berlinerinnen und Berliner, mehr Gelassenheit und Vertrauen im Umgang mit Religion einzuüben.“

Senat und Schülervertretung sehen „ProReli“ kritisch

Der Berliner Senat hingegen lehnt die Einführung eines Wahlpflichtfachs Religion ab. Wie die Onlineausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ berichtet, sprach sich auch der Rat der Berliner Landesschülervertretung gegen das Fach aus: „Wir wollen, dass allen Schülern zusammen Werte wie Frieden, Toleranz und Freundschaft vermittelt werden. In unseren Augen wäre es ein Rückschritt, wenn die Schüler getrennt nach Konfessionen unterrichtet würden“, erklärte Sprecher Micha Schmidt. Seiner Ansicht nach seien die meisten Schüler in Berlin gegen die Einführung des Religionsunterrichts. Schule habe nicht die Aufgabe, Religion zu fördern, sondern gemeinsame Werte und Moralvorstellungen unabhängig von Kultur und Religion zu vermitteln. Als Gegeninitiative zu „ProReli“ macht sich derzeit auch „ProEthik“ in Berlin stark. Die Initiative wirbt auf Plakaten mit dem Slogan „Nein zum Wahlzwang“. Es wird von der SPD und der Linkspartei unterstützt, die in der Hauptstadt die Landesregierung stellen. (PRO)

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