Nach Protesten: App aus App Store entfernt

Apple hat nach einer massiven Protestwelle eine angeblich "schwulenfeindliche" App der Organisation "Exodus International" aus dem App Store entfernt. Der Vorfall zeigt, wie undurchsichtig die Richtlinien für Apps sind – und wie politisch Technik sein kann.
Von PRO

Apple ist für seine strengen App-Store-Richtlinien bekannt. Wer als Entwickler eine App für iPhone oder iPad über den App Store anbieten will, muss damit rechnen, dass sie abgelehnt werden könnte. Heute traf es ein Programm, das angeblich "schwulenfeindlich" sei.

"Exodus International" heißt die Smartphone-App, über die man auf Online-Inhalte der gleichnamigen Organisation zugreifen kann. "Exodus International" ist ein international arbeitendes christliches Werk, das homosexuell empfindenden Menschen Hilfe zur Veränderung bieten möchte – wenn diese das ausdrücklich wünschen.

Kaum tauchte die App im App Store auf, gab es unter Gay-Rights-Aktivisten einen Aufschrei in Form einer Online-Petition. Bis zum heutigen Nachmittag hatten sich über 150.000 Menschen an der Protestaktion beteiligt. Die Organisation "Truth Wins Out", welche seit langer Zeit gegen die so genannte "Ex-Gay-Bewegung" arbeitet, hatte die Petition initiiert.

Apple bewertete die App zuvor mit der Altersempfehlung "4+" ("kein verwerflicher Inhalt"). Im Petitionstext unter change.org war hingegen zu lesen: "Kein verwerflicher Inhalt? Wir flehen darum, davon abzurücken. Die Botschaft von Exodus ist hasserfüllt und bigott." Auch deutsche Medien berichteten über "homophobe Inhalte im App Store" (taz.de). Die App wolle laut "Truth Wins Out" Schwule "heilen", schrieben einige Zeitungen – ohne allerdings Exodus International die Chance zu geben, sich zu rechtfertigen.

Von Schwulenhass keine Spur

Wer gestern noch die Möglichkeit ergriff, die App zu laden, rieb sich angesichts der Anschuldigungen die Augen: Nach Hass und Homophobie sucht man in der App vergeblich. Die iPhone-App greift lediglich auf die Ressourcen zu, die man auch im iPhone-Browser "Safari" erreichen könnte. Der Nutzer trifft auf Links zur Exodus-Webseite, auf Termine für anstehende Veranstaltungen, und sogar auf eine lange, eindeutige Erklärung, die sich gegen das Mobbing von Homosexuellen richtet.

Auch ein Promotion-Video ist in der App enthalten, das man wiederum auf YouTube anschauen kann (siehe Link unten). Darin äußern sich ehemals Homosexuelle darüber, welcher Hass ihnen in ihrer Kirche entgegenschlug. Erst als sie in der Kirche Liebe und Verständnis erfahren hätten, hätten sie über die Probleme sprechen können, die sie mit ihrer Homosexualität gehabt hätten. Hass oder Angst vor Homosexuellen ("Homophobie") scheint genau das Gegenteil von dem zu sein, was Exodus International will. Nach eigenen Angaben wenden sich jährlich 400.000 betroffene Menschen per Internet oder Telefon an die Organisation.

Jeff Buchanan, Senior Director of Church Equipping and Student Ministries bei Exodus International, stellte gegenüber "FoxNews.com" klar: "Die App wird angepriesen als eine Anwendung zum ‚Schwule-Heilen‘, und nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein als das. Wir präsentieren eine frei machende, biblische Weltsicht auf Sexualität … es ist eine Botschaft der Liebe und des Akzeptierens der Menschen, die mit ihrem homosexuellen Empfinden ein Problem haben."

Unklare App-Store-Richtlinien


Es ist nicht das erste Mal, dass Apple auf eine Petition reagiert. Letztes Jahr wurde die App der "Manhattan Declaration" aus ähnlichen Gründen aus dem App Store entfernt, nachdem Aktivisten ebenfalls auf change.org dazu aufgerufen hatten.

Auch deutsche Zeitschriftenverlage haben mit der App-Politik des kalifornischen High-Tech-Unternehms negative Erfahrungen, wenn auch nicht wegen politisch unliebsamer Inhalte, sondern wegen zu viel nackter Haut. Darunter fiel im letzten Jahr zum Beispiel das "BILD-Girl" in der BILD-App. Auch der "Stern" fiel der Apple-Zensur bereits zum Opfer.

Am meisten wurmt die Verleger dabei, dass die Apps meist kommentarlos entfernt werden. Eindeutige Richtlinien existieren nicht – die Entwickler sind auf das Wohlwollen von Apple angewiesen. Wolfgang Fürstner, Geschäftsführer des Zeitschriftenverbandes VDZ, klagte letztes Jahr: "Wenn Apple vorher klare Regeln vorgegeben und gesagt hätte, ’nacktes Fleisch verstößt gegen unsere ethischen Grundregeln‘, wären das nachvollziehbare Bedingungen, dafür könnte man noch Verständnis haben." Fürstner ging noch weiter und prophezeite, heute seien es nur nackte Brüste, "und morgen sind es wichtige gesellschaftliche und politische Themen, die den Verantwortlichen von Apple missfallen. Das ist Zensur und dagegen müssen wir uns schützen."

Es ist weiterhin unklar, welche Inhalte von Apple zensiert werden und welche nicht. Buchanan sagte gegenüber FoxNews.com, Apple müsse sich Gedanken machen, ob es nicht konsequenterweise alle religiösen Apps, zum Beispiel das buddhistische "iChing" löschen müsste, denn alle religiösen Apps seien "immer in irgendeiner Weise anstößig. Wir möchten einfach dasselbe Recht wie andere, unsere Botschaft zu sagen." (pro)

http://www.youtube.com/watch?v=rhY3IkkT3cY
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