Mystery-TV: Auferstehung der Toten … hier und jetzt?

Was wäre, wenn unsere verstorbenen Mitmenschen auf einmal quicklebendig wieder vor uns stehen würden? Das geht nur in Science-Fiction – so wie in der neuen Mystery-Serie „Resurrection“ auf Vox. Oder? Eine TV-Kritik von Jörn Schumacher
Von Jörn Schumacher
Ein Agent der Einwanderungsbehörde (Omar Epps, Mitte) versucht in „Resurrection“ mit der Familie Langston das Rätsel um einen Jungen zu lösen, der 32 Jahre nach seinem Tod wieder aufgetaucht ist

Am Montag startet auf dem TV-Sender VOX eine Serie, die bereits vergangenes Jahr in den USA ausgestrahlt wurde. Die Handlung überrascht zunächst nicht sehr für ein Mystery-Drama, und wer „Akte X“ regelmäßig gesehen hat, wird spontan eventuell einen Gähn-Reflex verspüren. Doch aus irgendeinem Grund interessieren sich auch Christen für die Serie.
Der achtjährige Jacob erwacht in einem Reisfeld einer chinesischen Provinz und weiß nicht, wie er dort hingekommen ist. Mit Hilfe seiner Erinnerungen können ihn Beamte in seine Heimatstadt Arcadia in Missouri zurückbringen. Dort wird er von seinen Eltern als ihr vor 32 Jahren ertrunkener Junge identifiziert. Ein Agent der Einwanderungsbehörde versucht sehr einfühlsam, das Puzzle zu lösen. Und dieses Puzzle entpuppt sich auch als theologisches Rätsel.
Wie kann es sein, dass ein toter Junge plötzlich wieder zu seinen Eltern zurückkehrt, zufrieden grinsend sein Frühstück verdrückt und die Eltern an längst vergangene Begebenheiten erinnert? Steckt hinter dem ganzen Spuk ein Betrüger? Aber was sollte er damit bezwecken? Im Laufe der Serie tauchen noch weitere Menschen auf, die tot waren, und nun wieder lebendig sind.

„Manchmal wird unser Glaube geprüft“

Alle Fakten deuten darauf hin, dass Jacob nicht lügt, sondern tatsächlich der vor 32 Jahren verstorbene Sohn der Langstons ist. Sogar ein DNA-Vergleich mit dem Vater bestätigt dies. Das zwingt die Protagonisten der Serie dazu, sich mit der Frage zu beschäftigen: Was bin ich bereit, zu glauben? Oder anders gefragt: Wie weit bin ich als gläubiger Mensch bereit, mit meinem Glauben zu gehen? Können Tote wirklich auferstehen?
Das Thema ist nicht nur ein beliebtes Sujet für Fantasy-Serien. Auch Christen bekennen sich zu einem Glauben an einen „Wiedergänger“, wie die Mythologieforschung so schön sagt. Das Apostolische Glaubensbekenntnis, das sonntäglich millionenfach gebetet wird, bezeugt den Glauben an die „Auferstehung der Toten“. Der eine glaubt mehr, der andere weniger daran.
In „Ressurection“ gibt es auch einen Pastor, und der ist gleich in zweifacher Hinsicht ganz besonders gefordert, seinen Glauben zu überprüfen. Erstens ist er nun einmal für viele ein Vorbild im Glauben, zweitens war der verstorbene Jacob in Kindheitstagen sein bester Freund. Pater Tom Hale ist zunächst wegen des verstorbenen und dennoch umherlaufenden Jugendfreunds nur sprachlos, irgendwann analysiert er gegenüber Jacobs Mutter: „Manchmal geschehen Dinge, nur um unseren Glauben auf den Prüfstand zu stellen.“ Im Herzen, sagt der Pater, weiß er, dass der Junge wirklich der Jacob von damals ist. Doch sein Verstand weigert sich noch.

Rätselaufgabe Gottes

Wenn mehrere Totenauferstehungen in Wirklichkeit passieren würden, hätten Christen wohl Schwierigkeiten, eine biblische Grundlage dafür zu finden. Laut der Bibel sind zwar nicht nur Jesus und Lazarus vom Tod auferweckt worden, und es sollen sich am Ende der Zeiten Gräber öffnen, und Tote sollen umherwandeln. Aber einfach so, in Missouri, ohne eine damit verbundene göttliche Botschaft? Jacob jedenfalls hat keine Botschaft, er erzeugt mit seinem Wiederauftauchen, das er selbst nicht erklären kann, nur Verwirrung.
Der Pastor der Serie sieht in Jacobs Erscheinen eine Rätselaufgabe Gottes. Wir haben eben immer mehr Fragen als Antworten, predigt er an einem Sonntag in der Kirche seiner Gemeinde. „Ist das nicht der Preis für den menschlichen Verstand? Ist das nicht der tiefere Sinn des Glaubens?“, fragt der Geistliche. Fragt sich nur, warum uns Gott solch ein Rätsel aufgeben sollte.
Der Autor der Buchvorlage, Jason Mott, hatte offenbar keine spezielle theologische Botschaft im Sinn. In einem Interview sagte er: „Ich komme aus dem Süden, dem Bible-Belt. Aus einem sehr religiösen Hintergrund also … Ich wollte niemandem auf die Füße treten. Ich wollte ein Buch über Verbindungen schreiben, darum geht es.“
Bei Christen in Amerika kam „Resurrection“ gar nicht so schlecht an. Eine Rezensentin des Magazins Urban Faith schrieb: „Wir alle schweben irgendwo zwischen Glauben und Zweifeln. Auch wenn ‚Resurrection‘ nicht direkt etwas mit dem Glauben zu tun hat, kann die Serie gläubigen Menschen diese Spannung zwischen Glauben und Zweifeln deutlich machen.“ Ein Autor der Christian Post stellte fest: „Ja, diese Fernsehserie ist nur Fantasy. Aber die Auferstehung Jesu und derer, die an ihn glauben, ist Realität.“ Und ein Rezensent vom Christian Media Magazine gibt zu, dass ihm die Serie trotz mangelndem Tiefgang auch so irgendwie gefällt. Und damit trifft er es wohl ganz gut auf den Punkt. Eine Serie, die nicht für Christen gemacht wurde, aber Christen, die auch „Akte X“ mochten, könnten hier gut unterhalten werden. (pro)
„Resurrection“, Free-TV-Premiere auf VOX: Folge 1: Der verlorene Sohn, Montag, 1. Juni 2015, 21:15 Uhr

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