In Deutschland lebende Muslime wollen auf einer Mahnwache in Berlin gegen Gewalt im Namen ihres Glaubens demonstrieren. Im Internet solidarisieren sich viele mit einem muslimischen Polizisten, der bei dem Anschlag auf die Redaktion in Paris ermordet wurde.
Von PRO
Foto: pro
Aiman Mazyek hat den Anschlag in Paris scharf verurteilt. Muslimische Verbände in Deutschland rufen zu einer Friedenskundgebung auf
Mehrere muslimische Verbände teilten am Freitag mit, am Montag eine Mahnwache am Brandenburger Tor abhalten zu wollen. „Der terroristische Akt in Paris hat uns alle schockiert und insbesondere als Muslime zutiefst getroffen“, heißt es in der Erklärung, die unter anderem von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), dem Islamrat und dem Zentralrat der Muslime unterzeichnet wurde. „Dass Menschen sterben mussten, dass Menschen und eine gesamte Nation verwundet wurden, kann nicht mit dem Islam oder Religiosität begründet werden.“ Die Gesellschaft dürfe sich nun weder einschüchtern noch entzweien lassen. In der Tageszeitung Die Welt kündigte Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga an, die Ditib-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld, eine der größten Moscheen Deutschlands, werde das Freitagsgebet den Opfern von Paris widmen. „Wir werden Gott um seinen reichen Segen für alle Terror- und Gewaltopfer bitten.“
In einer gemeinsamen Erklärung gegen Gewalt im Namen der Religion verurteilten Vertreter von Christentum, Islam und Judentum in Deutschland den Terroranschlag scharf. „Im Namen Gottes darf nicht getötet werden!“, heißt es in dem am Freitag in der Bild-Zeitung veröffentlichten Manifest. Bibel, Thora und Koran seien Bücher der Liebe, nicht des Hasses, heißt es darin weiter. Die Verfasser setzen damit ein Zeichen für Verständigung und Frieden: „Wir kämpfen für Toleranz gegenüber Andersgläubigen und auch gegenüber jenen, die unseren Glauben nicht teilen.“
Die Unterzeichner der Erklärung sind der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Wolfgang Huber, der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Alois Glück, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, der ehemalige Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland Stephan Kramer sowie Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Zugleich rufen sie dazu auf, in Kirchen, Moscheen und Synagogen für die Opfer von Paris zu beten.
Der muslimische Verband Ditib bewertete den Terroranschlag mit mindestens zwölf Toten in der französischen Hauptstadt in einer Mitteilung als „Angriff auf die Menschheit“. Ein derartiger Missbrauch der Religion sei niederträchtig und inakzeptabel. Muslimen sei die Achtung der vielfältigen Schöpfung geboten. „Die Unverletzlichkeit des Menschen, seiner Würde und seiner Integrität sind darin zentral“, heißt es in der Stellungnahme. Ditib-Generalsekretär Alboga zeigte sich in der Rhein-Neckar-Zeitung entsetzt über den Anschlag und erklärte zu den Mohammed-Karikaturen: „Sie müssen mir persönlich nicht gefallen. Aber: Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit sind ein wichtiges Gut – in der Demokratie, in der Religion und im persönlichen Umfeld.“ Auch der Liberal-Islamische Bund (LIB) mit Sitz in Duisburg verurteilte die Anschläge.
Furcht vor Instrumentalisierung
Bereits am Mittwoch hatte sich Aiman Mazyek zu dem Anschlag geäußert. „Dies ist ein feindlicher und menschenverachtender Akt gegen unsere freie Gesellschaft“, erklärte er. „Heute wurde nicht unser Prophet gerächt, sondern unser Glaube verraten und unsere muslimischen Werte in den tiefsten Dreck gezogen.“ Das Münchner Forum für Islam wertete die Gräueltat als „schwerste Form der Gotteslästerung“. Wie der Vorsitzende des Forums, Imam Benjamin Idriz, gegenüber der Stuttgarter Zeitung erklärte, würde sich der Prophet Mohammed „von solchen barbarische Akten wie heute in Paris geschehen distanzieren und sie schärfstens verurteilen“.
#JeSuisAhmed
Im Internet solidarisieren sich viele Muslime mit dem bei dem Terroranschlag getöteten Polizisten Ahmed. Statt dem Schlagwort #JeSuisCharlie (Ich bin Charlie) schreiben sie #JeSuisAhmed (Ich bin Ahmed). Zur Begründung schrieb ein Twitter-Nutzer: „Ich bin nicht Charlie, Charlie beleidigte meinen Glauben. Ich bin Ahmed, der Charlie dabei beschützen wollte“.
Gleichwohl wurden die sozialen Netzwerke auch von radikalen Muslimen genutzt, um die Tat zu feiern. So wurde beispielsweise ein Video bei YouTube veröffentlicht, in dem Bilder des Anschlags mit Kampfgesängen unterlegt wurden. Bei Twitter und Facebook kündigten Extremisten an, der Anschlag von Paris sei „nur der Anfang“ gewesen. (pro)
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