Muslime misstrauen Medien

Im Vorfeld des internationalen Medientreffens "M100 Sanssouci Colloquium" in Potsdam hat das Pilotprojekt einer englischen Forschergruppe das Mediennutzungsverhalten von Muslimen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien untersucht und dabei einige wegweisende Trends ermittelt.
Von PRO

Die Studie stellt eine wachsende Skepsis muslimischer Mediennutzer gegenüber der "Objektivität und Ausgewogenheit" von Massenmedien fest. Diese Entwicklung gelte auch vor dem Hintergrund,  dass die Auslandsberichterstattung in den letzten zehn Jahren zunehmend von heimischen Korrespondenten sowie Institutionen gestaltet werde.

Keine "mediale Ghettoisierung"

Die Angst vor einer "abgesonderten Informationsgesellschaft" oder gar einem "muslimischen Medienghetto" sei aber übertrieben. Muslime seien in ihren Bedenken weniger von religiösen als von sachlichen Gründen wie der Sprache und dem Bedürfnis nach Nachrichten über ihr Heimatland geleitet. Insofern würden Minderheitenmedien nicht etwa als Ersatz, sondern vielmehr als Ergänzung in der Pressearbeit wahrgenommen. Die Tendenz sei "folglich eine größere Medienbandbreite bei einem gleichzeitig starken Anstieg des Gebrauchs von Internet und Neuen Medien."

Richtungsweisende Erkenntnisse

Die Ergebnisse der in dieser Form erstmals durchgeführten Untersuchung gründen auf zahlreichen Einzel- und Gruppeninterviews mit Medienkonsumenten und Branchenexperten. Dazu bemerkt Louis Schweitzer, Vorsitzender der fanzösischen Tageszeitung "Le Monde" und dem Autohersteller "Renault" sowie Präsident der Behörde gegen Diskriminierung und für Gleichstellung: "Die Problematik der Integration von verschiedenen Gemeinschaften ist für die Zukunft Europas zentral. Die Erforschung der Medienerfahrung von europäischen Muslimen wird Entscheidungsträgern und Medien einen größeren Einblick in derzeitige Trends vermitteln und somit formgebend für zukünftige Strategien sein."

Unter dem Thema "Muslim Media and Muslims in the Media" bot das diesjährige "M100 Sanssouci Colloquium" am 14. und 15. September in Potsdam führenden Medienvertretern und öffentlichen Personen eine Plattform, die Herausforderungen und den Einfluss der Forschungsergebnisse zu erörtern. An der diesjährigen Veranstaltung nahmen Korrespondenten von BBC, CNN, Al Jazeera, Hürriyet, New York Times, ARD, ZDF und dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" teil. Sie wurde von der Landeshauptstadt Potsdam, Potsdam Media International e.V. und dem Institute für Strategic Dialogue (London) verantstaltet. (PRO)

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