Muslime lehnen EKD-Familienbild ab

Beim Treffen von Evangelischer Kirche und Muslimen am Dienstag in Berlin haben beide Seiten demonstrativ Einigkeit gezeigt. Differenzen gab es aber – und zwar ausgerechnet beim derzeit heiß diskutierten Familienbild der Protestanten.

Von PRO

„Der Dissens war deutlich”, antwortete der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, auf die Frage, ob die Muslime denn das neue Familienbild der Protestanten teilten. Aiman Mazyek, der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, wurde deutlicher: „In diesem Punkt können wir die Positionen der EKD nicht mittragen.” Konkret geht es um eine Orientierungshilfe zum Thema Familie, die die Evangelische Kirche in der vergangenen Woche herausgegeben hatte. Darin erkennt sie homosexuelle Partnerschaften als Familienform an und spricht sich auch dafür aus, Geschiedene in der Kirche mehr zu achten. Mazyek stellte klar: Die Muslime würden zwar die Würde jedes Menschen anerkennen, ihr Bild von der Ehe sei aber nach wie vor das von Mann und Frau.

Freiheit für Bischöfe in Syrien

Das Treffen von EKD und Koordinationsrat der Muslime war nach 2012 das zweite und soll zu einer stetigen Einrichtung werden. Schneider und Mazyek sprachen von „intensiven Gesprächen”. Thema sei unter anderem die Frage des friedlichen Zusammenlebens von Menschen verschiedener Religionen gewesen. Muslime und Protestanten planen eine gemeinsame Publikation in Form eines Ratgebers für den Dialog. Darin soll es um „Bedingungen und Stolpersteine” im Miteinander der Glaubensgemeinschaften gehen, sagte Schneider. Besorgt zeigten sich beide Seiten von einer wachsenden Muslimfeindlichkeit in Deutschland. Doch es gelte auch, Religionsfreiheit weltweit zu verteidigen, betonte Mazyek. Das sei eine muslimische Position. Schneider erklärte, die Christenverfolgung in anderen, vor allem islamischen Ländern, dürfe das Verhältnis der Evangelischen Kirche zu den Muslimen hierzulande nicht beeinflussen. So forderten Mazyek und Schneider gemeinsam Freiheit für die in Syrien verschleppten Bischöfe.

Gemeinsam wollen EKD und Koordinationsrat überlegen, wie mit der zunehmenden Religionsskepsis in der Gesellschaft umzugehen ist. Unterschiede zwischen den beiden Religionen blieben aber, betonten Mazyek und Schneider. Der Wahrheitsanspruch von Islam und Christentum unterscheide sich. Im Hinblick auf den Dialog ergänzte Schneider: „Wir sind am Anfang, das wird auch eine Zeit lang noch so bleiben”, und weiter: „Das ist nicht leicht.” (pro)

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