Muslime bei Gedenkgottesdienst des ermordeten Priesters
Die muslimische Gemeinschaft in Frankreich setzt Zeichen: Sie drückt ihre Solidarität für den ermordeten Priester mit dem Besuch des Gedenkgottesdienstes in Rouen aus. Und sie verweigert geistlichen Beistand für die Beerdigungen der getöteten Attentäter.
Am Sonntag gab es in der Kathedrale von Rouen einen Gedenkgottesdienst für den ermordeten Priester
Im Gedenken an den durch zwei Islamisten ermordeten katholischen Priester haben französische Christen und Muslime am Trauergottesdienst in Rouen teilgenommen. Der Französische Rat der Muslime hatte durch den Besuch der Kathedrale zu „Solidarität und Mitgefühl“ aufgerufen, wie die britische Rundfunkanstalt BBC berichtet. Unter den rund 2.000 Trauernden befanden sich am Sonntag etwa 100 Muslime.
Für den 86-jährigen Priester Jacques Hamel war bereits am Samstag eine Gedenkfeier abgehalten worden. In der Kirche von Saint-Étienne-du-Rouvray, wo der Priester ermordet wurde, waren Christen wie Muslime zugegen. In Bordeaux versammelten sich parallel 400 Menschen in einer weiteren Kirche. In Lyon traten Hunderte von Menschen einen „Marsch der Brüderlichkeit“ für den Priester an. Politiker hatten nach der Terrortat die verschiedenen Religionsgemeinschaften dazu aufgerufen, sich nicht von der Gewalt spalten zu lassen.
„Wir sind sehr berührt“, sagte der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, am Sonntag. Das gemeinsame Begehen des Gedenkgottesdienstes bezeichnete er als „wichtige Geste der Brüderlichkeit“. Die muslimische Gemeinde habe ihm aufrichtig versichert, dass es nicht der Islam gewesen sei, der Jacques Hamel umgebracht habe.
Kein geistlicher Beistand für Beerdigung der Attentäter
Der Imam von Saint-Étienne-du-Rouvray, Mohammed Karabila, betonte die Wichtigkeit seiner Anwesenheit beim Gottesdienst in Rouen: „Die physische Präsenz ist elementar, weil die muslimische Gemeinde bislang in dieser Hinsicht viele Dinge getan hat, die von der gesellschaftlichen Mehrheit nicht wahrgenommen wurden.“ Das Küssen der Familie des Priesters vor den Augen aller soll als Zeichen für den Zusammenhalt der verschiedenen Religionsgemeinschaften stehen. Auch in Italien nahmen muslimische Vertreter an Messen teil. In der ältesten Marienkirche in Rom, der Santa Maria in Trastevere, saßen am Sonntag drei Imame in der ersten Reihe.
Der Priester Jacques Hamel war am Dienstag in seiner Kirche in Saint-Étienne-du-Rouvray nahe der französischen Stadt Rouen ermordet worden. Die beiden Attentäter hatten in der Messe fünf Geiseln genommen und töteten den Priester im Namen des „Islamischen Staats“. Die Polizei erschoss sie später außerhalb der Kirche. Kein muslimischer Geistlicher wird die Beisetzung der beiden Attentäter begleiten. Das teilte Imam Karabila dem amerikanischen Fernsehsender CNN mit. Als Vorsitzender des Rats der Muslime in der Normandie sagte er, dass weder er noch andere lokal ansässige Imame den Beerdigungen der Terroristen beiwohnen werden. (pro)
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