Mursi: „Beten Sie für uns“

In Ägypten werden konvertierte Christen bestraft. Trotzdem spricht Präsident Muhammad Mursi im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) von Freiheiten, die für alle festgeschrieben und garantiert seien. Ein Großteil der Vorfälle gegenüber Christen sei sozialer Natur und nicht konfessioneller, erklärt der starke Mann Ägyptens.
Von PRO

Von einem Gottesstaat will Mursi nichts wissen. In den nationalen Dialog, der im Dezember begonnen habe, seien so viele Christen eingebunden, wie nie zuvor: "Mein Verhältnis zu den Kopten ist sehr gut, es gibt keine Probleme", erklärt er gegenüber den "FAZ"-Redakteuren Markus Bickel und Rainer Hermann. Er werde in Zukunft die Meinungsvielfalt und die Teilhabe aller gesellschaftlichen Schichten unterstützen und sich gegen Gewalt einsetzen.

Gerecht und unparteiisch

Dabei verschweigt Mursi nicht, dass es im Land trotz allem große soziale und politische Differenzen gebe. Angesichts der Geschichte Ägyptens sei dies aber nicht ungewöhnlich. Den Westen fordert er auf, für Ägypten zu beten. Bei allem, was Ägypten betreffe, spreche man von einem modernen, zivilen Staat, in dem Freiheiten garantiert sind: "Aufgrund meines Glauben bin ich angehalten, gegenüber Nicht-Muslimen gerecht und unparteiisch zu sein, auch, weil mich Scharia und Verfassung dazu verpflichten", sagt Mursi.

Früher hätten alle Ägypter unter der Diktatur gelitten, aber nicht wegen ihres Glaubens. Es gebe auch Streitigkeiten zwischen Christen und Kopten. Viele Vorfälle würden aber von den Medien aufgebauscht. Eine Ungleichbehandlung von Mann und Frau sieht Mursi in seinem Land nicht. Viele Probleme seien künstlich erzeugt. Die ägyptische Frau habe alle Rechte die Männer haben – "manchmal sogar mehr". Seine Aufgabe sieht Mursi darin, die Diktatur und Bürokratie der letzten Jahre mit allen Mitteln der Verfassung zu bekämpfen.

Große Fortschritte im Friedensprozess

Außenpolitisch wolle er eine ausgeglichene Beziehung zu allen Staaten anstreben, ohne sich in deren Angelegenheit einzumischen. Der Frieden im Nahen Osten setze eine Zusammenarbeit aller voraus: "Um unsere Sicherheit zu wahren, werden wir unsere Grenzen mit allen Nachbarn schützen. Dafür arbeiten wir hart und wir haben dabei große Fortschritte gemacht." Mursi bekräftigt in dem "FAZ"-Interview seine am Abend des Wahlsieges getroffene Versicherung, den Friedensvertrag mit Israel einzuhalten. (pro)

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