Moslems beleidigt von Playstation-Spiel

Auch Moslems spielen Videospiele. Wenn darin jedoch Musik zu hören ist, bei der Worte aus dem Koran vorkommen, hört der Spaß für viele auf. Proteste von muslimischen Computerspielern haben jetzt dazu geführt, dass Sony ein lang ersehntes Spiel sechs Tage später auf den Markt bringt.
Von PRO

Ursprünglich war der Verkaufsstart des Spiels „LittleBigPlanet“ für den 21. Oktober vorgesehen. Bei dem Titel für Sonys „Playstation 3“ steuert der Spieler nach der Art eines klassischen „Jump and run“-Games eine kleine Figur namens „Sackboy“. Hergestellt hat es die britische Entwicklerfirma „Media Molecule“, verkauft wird es von Sony.

Doch Sonys PS3-Vorzeigetitel verspätet sich weltweit aufgrund eines Protestes von muslimischer Seite. Ein Musikstück des Hintergrundgedudels enthalte Zitate aus dem Koran. Das wiederum sei jedoch nicht mit einem Prinzip des Islam vereinbar, so die Kritiker: Worte des Korans dürften nie mit Musik kombiniert werden.

Sony informierte seine Fans in einem offiziellen Playstation-Blog. Dort hieß es am Freitag: „Noch vor Erscheinen von ‚LittleBigPlanet‘ wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass ein Stück der Hintergrundmusik, dessen Lizenz wir von einem Plattenlabel haben, zwei Ausdrücke enthält, die im Koran zu finden sind. Wir werden dies korrigieren und bitten um Entschuldigung, wenn sich jemand dadurch beleidigt gefühlt hat.“

Die Folge ist, dass das Spiel erst am 27. Oktober auf den Markt kommt und nicht wie geplant am 21. Oktober. Bei den Lesern des Blogs kam die Ankündigung weniger gut an. In nur zwei Stunden gingen über 330 Kommentare zu dem Artikel online, die meisten davon drückten wenig Verständnis für die Entscheidung Sonys aus.

Koran oder Musik – beides geht nicht

Auslöser war offenbar der Eintrag eines muslimischen Spielers in einem Forum für Playstation-Spieler. Dort schrieb ein User namens „X_ANGEL-DEVIL_X“ am 24. September: „Als ich das neue Spiel ‚LittleBigPlanet‘ spielte und im ersten Level der ‚dritten Welt‘ war, das den Titel ‚Swinging Safari‘ trägt, fiel mir etwas Seltsames am Text der Musik dieses Levels auf. Als ich genau hinhörte, hörte ich einige arabische Worte aus dem Koran.“ Ein Ausschnitt der Musik ist online verlinkt.

Es handelt sich bei den umstrittenen Worten offenbar um den Satz „Jedes Lebewesen soll den Tod kosten.“ Der findet sich im Koran an mindestens drei Stellen: in Sure 3, 186, in Sure 21,36 und in Sure 29,58. Der Spieler schreibt weiter: „Wir Moslems empfinden das Vermischen von Musik mit den Worten des Heiligen Korans als beleidigend. Wir hoffen, dass Sie das Stück sofort mittels eines Online-Patches entfernen und sicherstellen, dass die nächsten Ausgaben der CD diese Musik nicht mehr enthalten.“

Computerfirmen lenken ein

Er erinnerte zugleich an ähnliche Fälle aus der Vergangenheit, bei denen große Computerspielfirmen eingelenkt hatten, nachdem Moslems Anstoß an Inhalten ihrer Computerspiele genommen hatten. Nintendo etwa habe 1998 das Spiel „The Legend of Zelda: Ocarina of Time“ verändert, nachdem Moslems gegen muslimische Texte in einem Lied protestiert hatten. Vor einem Jahr erreichten Proteste, dass der japanische Videospielhersteller Capcom aus dem Spiel „Zack & Wiki: Quest for Barbaro’s Treasure“ die Worte „Allahu akbar“ („Allah ist groß“) aus einem Dialog entfernte. Und immer wieder waren Spiele in der Kritik, die den Kampf gegen Terroristen zum Inhalt hatten, wo die Mehrheit der zu bekämpfenden Feinde Moslems waren – wie etwa im Spiel „Call of Duty“.

Das deutsche Internetportal für Computertechnik „Golem.de“ urteilte: „Für Sony dürfte der Rückruf ein teurer Spaß sein, denn bereits gepresste Blu-ray-Scheiben sind nun reif für die Entsorgung – und ‚LittleBigPlanet‘ ist einer der wichtigen PS3-exklusiven Titel für dieses Jahr.“ Ein Blog-Leser kommentierte angesichts der Verschiebung: „Ich fühle mich beleidigt durch den verzögerten Verkaufsstart.“ (PRO)

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