„MONITOR“ diskutiert über radikale Christen und Politik

Das ARD-Magazin MONITOR hat am Montag über den Einfluss radikaler Christen auf die Demokratie diskutiert. Theologin Sarah Vecera und Publizist Andreas Püttmann warnten vor Missbrauch des Glaubens und forderten klare Abgrenzung von Populismus.
Von Petra Kakyire
Sarah Vecera und Andreas Püttmann in der MONITOR-Sendung

Am Montag hat das ARD-Politikmagazin „Monitor“ auf YouTube über den Einfluss radikaler Christen auf die Demokratie diskutiert. Moderator Georg Restle sprach in der Sendung mit der evangelischen Theologin Sarah Vecera und dem katholischen Publizisten Andreas Püttmann. Im Mittelpunkt standen die Fragen, wie sich radikale christliche Strömungen politisch bemerkbar machen und was das für Parteien wie CDU und CSU bedeutet.

Sorge vor Missbrauch des Glaubens

Vecera machte deutlich, dass sie mit Sorge auf die enge Verbindung zwischen Donald Trump und evangelikalen Kreisen in den USA blickt. Wenn ein Präsident als „von Gott gesandt“ bezeichnet werde, gefährde das die Demokratie. Kirche sei in der Geschichte oft mit Macht und Unterdrückung verbunden gewesen. Heute aber gehe es um andere Werte: Menschenwürde, Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Schutz der Schöpfung. Vecera warnte davor, dass christliche Symbole in der Politik als Abwehr gegen Vielfalt, queere Menschen, Frauen oder Minderheiten genutzt werden. Das widerspreche der Botschaft des Evangeliums.

Christliche Identität in der CDU

Püttmann sprach in der Sendung von einem „Christianismus“, wenn Religion zu einer Ideologie werde. Das sei gefährlich und die Kirchen müssten sich dagegenstellen. Christen könnten bei Rassismus oder Antisemitismus nicht mitmachen. Mit Blick auf die CDU betont er, dass das „C“ im Parteinamen weiter eine Rolle spielt. In der Bevölkerung gebe es Wertschätzung für das Christliche, auch bei Menschen ohne enge Bindung an die Kirche. Allerdings habe die CDU in ihrem neuen Grundsatzprogramm eine bürgerliche Identität neben die christliche gestellt. Begriffe wie Gott, Kirche oder Nächstenliebe seien dadurch zurückgedrängt worden. Positiv hob er hervor, dass die Partei pro-europäisch bleibe und damit an den christlichen Universalismus erinnere.

Abgrenzung zur AfD

Vecera kritisierte dagegen, dass die CDU keine klare Grenze zur AfD zieht. Rechte Christen nutzten konservative Themen wie den Lebensschutz, um populistische Bewegungen zu stärken. Auch in sozialen Netzwerken gebe es evangelikale Influencer, die besonders junge Menschen erreichten und ihnen ein einseitiges Bild von Glaube und Politik vermittelten. Die Kirche selbst bilde die Vielfalt der Gesellschaft zu wenig ab und sei in ihren Leitungsstrukturen noch stark weiß, männlich und akademisch geprägt. Das mache sie anfällig für den Missbrauch christlicher Werte durch Rechtspopulisten. Kirche müsse vielfältiger werden, um glaubwürdig gegen Ausgrenzung auftreten zu können.

Am Ende der Diskussion waren sich beide Gäste einig: Das Christliche dürfe nicht als Schlagwort oder politisches Machtinstrument benutzt werden. Stattdessen müsse es mit den Kerninhalten des Evangeliums gefüllt werden, nämlich mit Nächstenliebe, Menschenwürde und Gerechtigkeit.

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