Vor "South Park" ist keine Religion sicher. Die US-Kultserie zeigte den Mormonen-Gründer Joseph Smith als verrückten Fantasten, Gott als eine Mischung aus einem Elefanten, einem Nashorn und einem Affen, den Teufel als schwulen Liebhaber Saddam Husseins und Jesus als Superhelden. In ihrer 200. Folge holten die Macher der amerikanischen Serie, Trey Parker und Matt Stone, noch einmal ganz weit aus und ließen all jene Figuren auftreten, die sie in der Vergangenheit besonders kontrovers dargestellt hatten. Mit dabei war auch der Prophet Mohammed. Zunächst versteckte er sich hinter einem schwarzen "Zensiert"-Balken, war aber schließlich im Bärenkostüm zu sehen – eine Anspielung auf die Proteste, die die Darstellung des muslimischen Propheten immer wieder auslöst.
Aus Persiflage wird Wirklichkeit
Daraufhin geschah genau das, was die beiden Filmemacher eigentlich nur persiflieren wollten. Die New Yorker Gruppe "Muslim Revolution" (Moslem-Revolution) protestierte auf ihrer Internet-Seite revolutionmuslim.com gegen die Darstellung ihres Propheten. Laut dem Sender CNN schrieb ein Mann namens Abu Talhah Al-Amrikee dort, die Episode habe Mohammed eindeutig beleidigt. "Wir müssen Matt und Trey warnen, dass das, was sie tun, dumm ist und dass sie wegen der Ausstrahlung ihrer Sendung vielleicht wie Theo van Gogh enden werden. Dies ist keine Drohung, sondern eine Warnung vor dem, was voraussichtlich mit ihnen geschehen wird." Unter der Nachricht, war ein Bild von der Leiche des Regisseurs zu sehen. Theo van Gogh war im Jahr 2004 von einem Islamisten getötet worden, nachdem sein Film "Submission" über die Rechte der Frau in muslimischen Gesellschaften ausgestrahlt worden war.
Gegenüber CNN wies die Gruppe den Vorwurf zurück, der Aufruf stachle zur Gewalt an. "Muslim Revolution" wolle lediglich, dass Muslime, die sich gekränkt fühlten, in Briefen an die "South Park"-Schöpfer protestierten. Die Internetseite der Gruppe ist mittlerweile nicht mehr zugänglich. Der Sender "Comedy Central", der "South Park" ausstrahlt, kommentierte den Vorfall bisher nicht. Parker und Stone hatten jedoch bereits im Vorfeld ihrer 200. "South Park"-Folge Bedenken geäußert, ob "Comedy Central" Mohammed überhaupt auftreten lassen würde. Dabei war es nicht das erste Mal, dass der muslimische Prophet in der Zeichentrick-Serie auftauchte. Laut CNN zeigte die Folge "Super Best Friends" (Allerbeste Freunde) ihn im Juli 2001 neben Buddha, Moses und Joseph Smith. Gemeinsam helfen die religiösen Führer den "South Park"-Figuren, ihren Freund Kyle vor einem Magier zu retten.
Die Drohung alleine reiche nicht aus, um juristisch gegen "Muslim Revolution" vorzugehen, erklärte ein Anwalt gegenüber CNN. Ein Interview des Senders aus dem Jahr 2009 zeigt allerdings die Radikalität der Gruppe. Damals traf ein Reporter den Gründer Younes Abdullah Mohammed. Der erklärte, Terror sei ein Befehl Allahs an alle Muslime, auch wenn er nicht immer mit Gewalt ausgeführt werden müsse. Terror bedeute auch, die Menschen "ehrfürchtig zu machen". Ganz offen sprach er von seiner Abneigung gegen die USA und erklärte, die Anschläge auf das World Trade Center 2001 seien "gerechtfertigt" gewesen. (pro)