Mit dem Moderator Thomas Gottschalk zeichnete der Verlag für die Deutsche Wirtschaft erstmals einen Repräsentanten der Unterhaltungskultur aus. Der „Kaiser der Quoten”, wie ihn Helmut Graf, Vorstand des Fachverlags mit Sitz in Bonn, bezeichnete, wurde von der Jury als Redner geehrt, der „Sarkasmus und Zartheit, satirische Verve und ausgelassene Scherzrede, funkelnden Witz und ironische Aufklärung“ verbinde.
Die Preisverleihung fand im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages vor rund 900 Gästen statt. Bei dem undotierten Preis handelt es sich um eine Bronzebüste des römischen Staatsmannes und Philosophen Cicero.
Unterhaltung und Politik
Moritz Leuenberger, Schweizer Bundesrat und im Jahr 2003 ebenfalls „Cicero“-Preisträger, betonte in seiner Ansprache, dass Gesellschaft und auch Politik ohne Unterhaltung nicht auskämen: „Wird die politische Substanz durch den medialen Schein überblendet und nur noch die inszenierte Oberfläche beleuchtet, deformiert die Politik zum unterhaltsamen Gesellschaftsspiel – aber: Unterhaltung kann die politische Meinungsbildung nachhaltiger anregen als ausschließlich sachbezogene Informationen“, so der Schweizer Politiker.
Dazu gehört für Leuenberger auch, dass Unterhaltung sich der Qualitätsdiskussion stellen muss: „So wie Informationssendungen und Kultursendungen bewertet werden, muss sich auch die Unterhaltung einer Qualitätsdiskussion stellen. Auch die leichten Musen wollen an einer Misswahl teilnehmen, denn äußere Attraktivität genügt nicht; es braucht auch innere Ausstrahlung und geistige Substanz.“
Der Cicero Rednerpreis für herausragende öffentliche Redebeiträge wird seit 1994 vom Verlag für die Deutsche Wirtschaft verliehen. Er soll der Förderung der Redekultur in Deutschland dienen. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderen der Literaturkritiker und Schriftsteller Marcel Reich-Ranicki, Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der luxemburgische Premier Jean-Claude Juncker und der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel.