Mobbing-Portal: PR-Clou oder Ende des Spuks?



Für diejenigen, die bisher auf der Internetseite "iShareGossip" eine Plattform für Mobbing der übelsten Sorte geboten oder Nutzer, die dort ihre Klassenkameraden fertiggemacht haben, könnte die Luft dünn werden.
Von PRO



Mehrere große Zeitungen wie die "Welt" und die "Süddeutsche Zeitung"
melden, dass Hacker, die unter dem Namen "23timesPi" agieren, die
umstrittene Seite geknackt und lahmgelegt haben. Allerdings, so die
ermittelnden Behörden, könnte es sich auch um einen PR-Clou der
Seitenbetreiber handeln, um die zuletzt geringe Aufmerksamkeit wieder
vermehrt auf das Portal zu lenken.


Die mutmaßlichen Hacker betonen, dass die Daten von Nutzern, entgegen den Angaben der Betreiber, nicht anonym blieben. Sie wollen auch die Identität der bislang unbekannten Betreiber kennen. Falls Administratoren, Organisatoren und Moderatoren sich innerhalb einer Woche nicht bei der Polizei melden, drohen sie, die Mails, Zugangsdaten und Namen der Verantwortlichen öffentlich zu machen.



Die Vorgehensweise, den Betreibern öffentlich eine Frist zur Selbstanzeige zu setzen, begründen die Hacker wie folgt: "Wir gehen davon aus, dass die Betreiber vorgesorgt haben und ihnen Verbindungen zu iShareGossip selbst dann nicht nachweisbar sind, wenn die Polizei das Haus durchsucht", zitiert "Spiegel online". Wenn Mobbing-Opfer die Realnamen erführen, sei Besorgnis seitens der Verantwortlichen sehr wohl angebracht.



"Definitiv nichts zu befürchten"



Falls die mutmaßlichen Hacker tatsächlich Informationen über die Betreiber erlangt haben sollten, könnte das Material der Strafverfolgung dienen. Bisher wurden rund 60 Strafanzeigen gegen das Online-Portal gestellt. Überschrieben ist die gehackte Seite derzeit mit dem Gruß "Hacks And Kisses". Darunter stehen folgende Verszeilen: "Vernimm derweil, Geschöpf der Nacht, die Mär von Zeiten unter Lichte. Denn wer allein im Dunklen wacht, dem scheint wohl fremd, was ich berichte." Auf einer Ausweichseite der Betreiber ist zu lesen: "Leider wurde unsere Domain gestohlen".



Bis die "iShareGossip"-Betreiber nähere Erkenntnisse besäßen, soll die Seite offline bleiben. "User haben definitiv nichts zu befürchten, da wir keine IP-Adressen speichern", widersprechen sie vehement den Aussagen der Hacker, dass die Daten der Nutzer nicht anonym blieben. Die Vorwürfe der ermittelnden Behörden reichen von Beleidigung über üble Nachrede bis zur Verleumdung. Das Portal war in den Fokus geraten, als Hetzbeiträge in Berlin zu brutalen Schlägereien unter Jugendlichen geführt hatten. Dabei war ein 17-Jähriger krankenhausreif geprügelt worden, obwohl dieser nur einen Streit hatte schlichten wollen. Daraufhin hatten Eltern die Abschaltung der Seite gefordert.



Wegen Androhung von Amokläufen auf der Internetseite mussten auch mehrfach Berliner Schulen geschlossen werden. Der Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte aufgrund der Vorfälle eine Krisensitzung in Sachen Cyber-Mobbing einberufen. In Oldenburg demonstrierten Ende Mai rund 3.000 Schüler gegen Mobbing im Internet. Auch auf dem Portal selbst hatten in den vergangenen Monaten deutschlandweit Schüler zu Vernunft und anständigem Benehmen aufgerufen oder die Verleumdungen kritisiert.



Laut Impressum ist die Seite im lettischen Riga angemeldet. "Spiegel online" zufolge verbirgt sich dahinter allerdings lediglich eine Briefkastenfirma. Im März hatte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BpjM) die Seite als jugendgefährdend auf den Index gesetzt. Die Lübecker Polizei nahm zwei Monate später einen 25-jährigen Verdächtigen als Betreiber der Seite fest, der sich später aber als Hochstapler entpuppte. (pro)

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