Mixa warnt vor Atheismus – Humanisten wehren sich

In seiner Osterpredigt hat der Augsburger Bischof Mixa vor einem "aggressiven Atheismus" gewarnt. Dieser führe zu Unmenschlichkeit und habe gefährliche Regime hervorgebracht. Nun laufen atheistische Organisationen beim Bistum Sturm und werfen dem Geistlichen "Geschichtsfälschung" vor.
Von PRO

„Wo Gott geleugnet oder bekämpft wird, da wird bald auch der Mensch und seine Würde geleugnet und missachtet. Eine Gesellschaft ohne Gott ist die Hölle auf Erden“, sagte der Bischof von Augsburg und Militärbischof der Deutschen Bundeswehr, Walter Mixa, bei seiner Predigt am Sonntag in der Augsburger Marienkathedrale. Der „aggressive Atheismus“ versuche die Realität der Auferstehung von den Toten und der Erlösung vom Bösen in das Reich der Mythen und der Fantasie zu schieben. Wer aber dem Menschen den Glauben an Gott nehme, nehme ihm das Wichtigste im Leben. „Wer den Glauben an den menschgewordenen, am Kreuz gestorbenen und von den Toten auferstandenen Christus leugne, wende sich im Letzten gegen das Heil des Menschen“, zitiert das Bistum Augsburg den Geistlichen in einer Pressemitteilung.

Keine Menschlichkeit ohne Christus

Wo der christliche Glaube schwinde, so soll Mixa weiter erklärt haben, komme nicht etwa das „helle Licht irgendeiner fröhlichen Aufklärung“ zum Vorschein. Vielmehr habe „die Unmenschlichkeit des praktizierten Atheismus im vergangenen Jahrhundert die gottlosen Regime des Nationalsozialismus und des Kommunismus mit ihren Straflagern, ihrer Geheimpolizei und ihren Massenmorden in grausamer Weise bewiesen“. Immer seien in solchen Systemen die Christen und die Kirche besonders verfolgt worden. Ähnliches zeige sich auch heutzutage, etwa wenn durch „gottlose Verhaltensweisen“ in allen Teilen der Welt Menschen wirtschaftlich und moralisch ausgebeutet, Kinder zum Kriegsdienst oder Frauen zur Prostitution gezwungen würden, oder wenn gerechter Lohn verweigert werde und Menschen verhungern müssten. Ohne christlichen Glauben gebe es dauerhaft keine wahre Menschlichkeit. Die Erlösung vom Tod durch Jesus Christus, die zu Ostern gefeiert werde, sei zugleich die Erlösung vom Bösen, von der Sünde und von der Unmenschlichkeit.

„Mixa gibt Atheismus Schuld an Massenmorden“, titelte daraufhin etwa die Onlineausgabe des Magazins „Focus“. „Atheisten als Nazis, Massenmörder, Zuhälter und Kinderquäler?“, fragte die linksgerichtete Berliner „Tageszeitung“ (taz). Die Empörung nach der sonntäglichen Osterpredigt Mixas ist groß, besonders bei atheistischen Organisationen. So bezeichnete Rudolf Ladwig, Vorsitzender des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA), Mixas Thesen laut „Spiegel Online“ als „völlig unhaltbar“. Seine Worte seien Teil einer „langfristigen Kirchenstrategie, die Geschichte der eigenen Institution hinsichtlich des Faschismus historisch unkorrekt zu entlasten“. Die NS-Diktatur, so ist er sich sicher, habe sich gegen Kommunisten, Sozialdemokraten, Sinti, Homosexuelle, Behinderte und andere gerichtet und sei mitnichten eine Atheistenbewegung gewesen.

„Werden Christen in Lager gesperrt?“

Unterschlagen werde hingegen der christliche Antijudaismus als Wurzel des Antisemitismus und 2.000 Jahre kirchlicher Judenverfolgung. Gerade der Glaube als vermeintlich sicherere Richtschnur bereite vielen Tätern erst ihr „kristallklares Gewissen“, zitierte auch die taz den IBKA-Vositzenden. „Die Verbrechen sowohl des Nationalsozialismus wie des Stalinismus wurden in dem Glauben verübt, eine unfehlbare Quelle der Wahrheit zu besitzen“, so Ladwig. Weiter stellte er fest, dass auch heute nicht von einer gezielten Verfolgung Gläubiger die Rede sein könne: „Marodieren etwa hierzulande atheistische Schlägertrupps vor und in der Kirche? Werden Christen in Lager gesperrt?“

Auch Michael Schmidt-Salomon, Vorstandssprecher der atheistischen „Giordano-Bruno-Stiftung“, warf dem Bischof „grandiose Geschichtsfälschung“ und „ungeheure Bildungslosigkeit“ vor. Der Nationalsozialismus, so zitiert ihn der „Spiegel“, sei keineswegs gottlos gewesen. Die Ideologie der Nazis basiere zu großen Teilen auf christlichen Traditionen – darunter die des Antijudaismus. Das könne man unter anderem in Hitlers „Mein Kampf“ nachlesen. „Die Mehrheit der Nazi-Elite verstand sich nachweislich als christlich“, so Schmidt-Salomon. „Wenn man weiß, dass in der Nazi-Zeit gerade den Juden Gottlosigkeit vorgeworfen wurde, erkennt man, wie perfide die Argumentation Mixas ist.“ Vielmehr seien Freidenker-Verbände von den Nazis aufgelöst, bekennende Atheisten verfolgt worden.

Kirche muss „nerven“ dürfen

Wer sich auf Jesus Christus einlasse, habe die „Gegenformel zu allen Ideologien“ gefunden, betonte Bischof Mixa hingegen in seiner Predigt am vergangenen Sonntag. Zu den kritischen Stimmen aus Presse und Öffentlichkeit hat er sich bisher nicht geäußert. Auch das Bistum Augsburg gab auf Anfrage von „pro“ keine Stellungnahme ab.

Als provokativ wurden Äußerungen Mixas bereits in der Vergangenheit bezeichnet. Erst im Februar dieses Jahres hatte er in Bezug auf den Streit um Holocaust-Leugner Richard Williamson erklärt: „Es hat diesen Holocaust sicher in diesem Umfang mit sechs Millionen Getöteten gegeben. Wir haben diese Zahl durch Abtreibungen aber bereits überschritten.“ Es folgte heftige Kritik, besonders von Seiten jüdischer Organisationen.

Im Oktober 2008 bezeichnete Mixa die geplante Kindergelderhöhung von zehn Euro als „Beleidigung und grobe Missachtung der Leistungen von Familien für unsere Gesellschaft“. Die Erhöhung war seiner Meinung nach zu gering. Anfang 2007 geriet er mit Familienministerin Ursula von der Leyen aneinander und warf ihr vor, Frauen zu „Gebärmaschinen“ zu degradieren. Es sei ein „gesellschaftspolitischer Skandal“, dass das Familienministerium plane, zur Finanzierung neuer Kinderbetreuungseinrichtungen andere Familienleistungen zu kürzen. „Die Familienpolitik von Frau von der Leyen dient nicht in erster Linie dem Kindeswohl oder der Stärkung der Familie, sondern ist vorrangig darauf ausgerichtet, junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie zu rekrutieren“, erklärte Mixa damals und sagte weiter, die Denkmuster des Familienministeriums erinnerten ihn in beklemmender Weise an die Ideologie der staatlichen Fremdbetreuung von Kindern in der untergegangenen DDR.

Dass ein Aufstehen gegen Praktiken, die dem christlichen Menschenbild widersprechen, für ihn zu den wichtigsten Aufgaben eines Christen in der Gesellschaft gehört, betonte er bereits 2007 in einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“: „Vor allem wenn es um Fragen des Lebensschutzes, um Ehe und Familie oder um Fragen des Friedens geht“, müsse die Kirche auch „nerven“. (PRO)

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