Mit westlicher Technik gegen den Westen: Islamisten im Internet

F r a n k f u r t / M a i n (PRO) - Interessierte Kämpfer für einen radikalen Islam erhalten über das Internet ausreichend Informationen über den Bombenbau - und das notwendige ideologische Rüstzeug. Darauf machen Experten aufmerksam, wie der Evangelische Pressedienst (epd) berichtet.
Von PRO

Wer sich für das „Berufsfeld Terrorist“ interessiert, kann heutzutage über das Internet „ganze Terrorfibeln herunterladen“, so der epd. Während die lernwilligen Terror-Schüler früher in abgelegene Al-Qaida-Ausbildungslager in Afghanistan pilgern mussten, reicht heutzutage ein Computer mit Internet-Anschluss zu Hause, um alles über Waffen, Bomben und Sprengstoff zu erfahren.

„Dschihad im Internet – Islamisten nutzen das Web für ihre Propaganda“, unter dieser Überschrift warnte der epd am Montag vor dem Missbrauch des grenzenlosen Informationsflusses durch Terroristen. „Das Internet ist ein Betätigungsfeld für Islamisten aller Richtungen“, sagte eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes. „Alle nur erdenklichen Informationen und Propagandamaterialien sind dort zu finden.“ In passwortgeschützten Diskussionsforen tauschen sich islamistische Surfer aus. „Da wähnen sich die Anhänger weitgehend unbeobachtet, obwohl sie es nicht immer sind“, sagt die Verfassungsschutzsprecherin.

„Islamistische Terroristen machen sich geschickt die von ihnen eigentlich abgelehnten Freiheitsrechte moderner Demokratien und ihre Medientechnologien zunutze“, wunderte sich das Computermagazin „c’t“ bereits vor zwei Jahren. „Fast täglich veröffentlichen Gotteskrieger aus dem Nahen und Mittleren Osten Statements, Forderungen und Geisel-Videos im Netz.“ Die „Gotteskrieger“ nutzen das im Westen erfundene Computernetzwerk, um ihren Terror gegen eben diesen Westen zu planen und Hass zu schüren. Videos mit Enthauptungen oder Forderungen von Geiselnehmern werden wie selbstverständlich zu PR-Zwecken verbreitet. Timothy Thomas, Analyst am Foreign Military Studies Office in Fort Leavenworth, Kansas, stellte fest: „Al-Qaida liebt das Internet“.

Der Clip ist frei im Internet verfügbar: ein moslemischer Rapper namens „Scheich Terra“ verteufelt in seinem Musikvideo die „Dirty Kuffar“ (Dreckige Ungläubige), US-Präsident George W. Bush, den britischen Premier Tony Blair und andere Politiker, darunter auch Muslime. Erst fuchtelt der Rapper zum monotonen Sprechgesang mit einem Koran und einer Pistole herum. Dann endet das Video mit dem Einschlag eines der Flugzeuge ins World Trade Center am 11. September 2001. Dazu ertönt höhnisches Gelächter.

Doch auch die Hass-Predigten von Islamisten können jeden auf der Welt erreichen. Der pakistanische Scheich Hafizahullah preist die „Tugenden des Dschihad“ und ruft alle Moslems dazu auf, ihre Kinder zu Kämpfern zu erziehen. Eine islamistische Webseite übersetzt seine Brandreden ins Französische. Und so erschallen seine Worte auch in europäischen Wohnzimmern, wenn er in Pakistan ruft: „Seid gewiss, dass das Paradies im Schatten der Schwerter ist!“

Hasstiraden auch gegen Moslems

„Im weltweiten Netz wimmelt es von Tausenden Seiten mit ähnlichen Inhalten“, warnt der epd. „Sie sind voller Hasstiraden gegen die westliche Welt und oft auch gegen die große Mehrheit der Muslime, die die Weltsicht radikaler Islamisten ablehnt.“

Für radikale Gruppen wie das Terrornetzwerk Al-Qaida oder andere islamistische Bewegungen ist das Internet ein ideales Kommunikationsmittel. Sie können ihre Botschaften in vielen Sprachen überall auf der Welt verbreiten. Zu der ideologischen Bestärkung kommen detaillierte Informationen über die Verwendung von Sprengstoff. So registrierte das Washingtoner Site-Institut für Terrorismusforschung noch kürzlich eine Diskussion in einem Dschihadisten-Forum über den hochexplosiven Flüssigsprengstoff Astrolite. Dieser Stoff soll in den Planungen für die vereitelten Anschläge auf Flugzeuge 1995 über dem Pazifik eine Rolle gespielt haben. Möglicherweise haben sich auch die Attentäter von vor zwei Wochen im Internet mit Fachwissen für ihren Terrorplan versorgt, bevor sie mittels Flüssigsprengstoff Passagierflugzeuge über dem Atlantik zum Absturz bringen wollten.

Gabriel Weimann, Kommunikationswissenschaftler im israelischen Haifa und Autor des Buchs „Terror on the Internet“, zählte 1998 nur ein Dutzend Terroristen-Webseiten. Mittlerweile seien es mehr als 4.800 Seiten. Und wenn eine Homepage auf Druck der Behörden aus dem Netz genommen wird, tauchen die Inhalte oft an anderer Stelle wieder auf.

In einem inzwischen gesperrten Internetforum tauschten sich europäische Frauen über Attentatspläne aus, berichtet das ZDF. Auch Muriel Degauque. Im November 2005 Jahres sprengte sich die Belgierin, die drei Jahre zuvor zum Islam konvertierte, in Bagdad in die Luft. Auch deutsche Frauen chatteten in diesem Forum über Detailfragen von Selbstmordattentaten. Der Berliner Innensenator Ehrhart Körting sagte: „Wir haben hier in Berlin eine Frau gehabt, bei der der Verdacht bestand, dass sie sogar bereit wäre, sich mit dem eigenen Kind als Selbstmordattentäterin in die Luft zu sprengen. Solche Fälle hat es früher nicht gegeben. Da ist etwas in Bewegung, worauf wir sehr achten müssen.“

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