Mit Kauz und Computerspielen

Jannik Joppien hat ein Herz für die Schöpfung. Und Spaß an Computerspielen. Beides nutzt der Diakon, um Jugendlichen den christlichen Glauben zu vermitteln.
Von Anna Lutz
Jannik Joppien

„Oh, schauen Sie mal: ein Rotmilan!“ Jannik Joppien zeigt in den Himmel, wo ein großer Greifvogel mit gegabeltem Schwanz entlangfliegt. Joppien liebt die Natur – und Computerspiele. Vor seinem Studium der Religionspädagogik und Sozialen Arbeit hat er eine Ausbildung zum Erlebnispädagogen abgeschlossen. Im Kirchenkreis Syke-Hoya bei Bremen arbeitet er jetzt als Diakon mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit. Der Vorteil an Computer und Natur ist nicht nur, dass man damit Langeweile in der Corona-Krise vertreiben kann. Der Diakon mit Undercut und Dreadlocks versucht mit diesen Mitteln auch, Jugendlichen den Glauben näher zu bringen.

Da ist zum einen Nox. Das ist ein einjähriger Steinkauz. So klein, dass seine Krallen kaum einen Finger des Falknerhandschuhs umfassen können, mit dem Joppien ihn trägt. Joppien nutzt seinen Kauz und die Faszination, die er in anderen auslöst, für die Öffentlichkeitsarbeit – ein Diakon mit einem Steinkauz? Ein Falkner mit christlicher Mission? Da berichtet man doch gerne. Tatsächlich hat seine Gemeinde schon Beiträge über Joppien und sein ungewöhnliches Haustier veröffentlicht, und auch die lokale Presse wollte wissen, warum sich ein Diakon einen Steinkauz hält. Das ist also Joppiens Art dafür zu sorgen, dass der christliche Glaube Einzug in die weltlichen Medien findet.

Jugendlichen will der Hobby-Falkner mit dem Kauz das Anliegen der Bewahrung von Gottes Schöpfung nahebringen. Streicheln, Frage stellen und süß finden ist dabei ausdrücklich erwünscht. Aber Joppien will nicht nur – wie in einigen Zoos – Jugendlichen beibringen, wo Steinkäuze leben, was sie wiegen oder wie sie sich verhalten. Denn davon haben Nox und seine freilebenden Artgenossen nichts. Wer aber weiß, dass Steinkäuze Kleinsäuger, Regenwürmer, Reptilien und Insekten fressen, weiß auch, dass sie Flächen mit niedriger Vegetation brauchen: Weiden, Friedhöfe und Parks. Und der wird vielleicht auch dabei helfen, diesen Lebensraum zu schützen, Streuobstwiesen anzulegen und Steinkauzröhren aufzuhängen – und so etwas für den Erhalt von Gottes Schöpfung tun.

Dass Joppien dafür ein wildes Tier in Gefangenschaft halten muss, kann der Diakon gut mit seinem Gewissen vereinbaren. „Ein Falkner muss sich Mühe mit seinem Vogel geben“, betont er. „Sonst kommt der Vogel nicht zurück. Das ist anders als bei einem Hund. Einen Kauz kann man nicht zähmen.“ Liebevoll streichelt er über den Rücken des Vogels, der in seiner Hand fast verschwindet. Kurz schließt Nox die Augen. Joppien dreht an einer abstehenden Feder. „Nox ist gerade in der Mauser“, erläutert er, warum sein Kauz etwas struppig aussieht.

Gottesdienst in der digitalen Backstein-Kirche

Wegen Corona fallen zur Zeit Veranstaltungen aus, bei denen er den Jugendlichen etwas von Nox zeigen kann. Deswegen schickt er ihnen gerne Fotos von dem Kauz aufs Handy. Denn auch die digitalen Kanäle nutzt Joppien, um Jugendlichen den Glauben näher zu bringen. Seit seinem Dienstbeginn im Kirchenkreis Syke-Hoya im Dezember bietet der Diakon Videokonferenzen an. Einmal bat er die Jugendlichen, etwas zu holen, das sie mit ihrem Glauben verbinden. „Alle hatten schnell etwas zur Hand: Drei zeigten ihr Kreuz an einer Kette, das sie zur Konfirmation bekommen hatten. Ein anderer holte seine Bibel“, weiß der Erlebnispädagoge noch.

Minecraft-Kirche Foto: Screenshot: Jannik Joppien
Diese digitale Backsteinkirche im Computerspiel „Minecraft“ hat Joppien mit Jugendlichen gebaut – und anschließend darin Gottesdienst gefeiert
Screenshot: Jannik Joppien

Ab und zu treffen sie sich auch in der digitalen Welt von Minecraft. In diesem Computerspiel geht es darum, dass Spieler gemeinsam mit Pixel-Blöcken eine dreidimensionale Welt schaffen. „Am Anfang waren zwei oder drei Leute da, letzten Endes habe ich aber 22 Grundstücke vergeben, so viele Spieler haben mitgemacht“, erzählt er. Joppien und seine Jugendlichen haben sich zur Aufgabe gemacht, eine kleine Stadt zu erbauen. In der Mitte sollte eine Kirche stehen. „Die Jugendlichen haben sich die Aufgaben sehr gut untereinander aufgeteilt: Wer macht das Dach, wer den Turm, wer die Fenster? Sie einigten sich darauf, dass die Mauern aus Backsteinen bestehen sollten und die Fenster aus eingefärbtem Glas.“ Es fehlte nichts: Im Turm war eine Glocke, es gab einen Altar, eine Orgel, ein Taufbecken, eine Kanzel, ein Rednerpult. „Nur keinen Wetterhahn“, fällt Joppien plötzlich auf. „Und ich musste ihnen sagen, dass Kirchen nach Osten ausgerichtet sind. Aber das wusste ich vor meinem Studium auch nicht.“

Obwohl er kaum Einfluss auf den digitalen Kirchenbau nehmen musste, sah das Ergebnis so aus, wie er es sich vorgestellt hat: ein Gotteshaus in Backsteingotik. Joppiens Aufgabe war es, das Kirchenfenster hinter dem Altar zu gestalten. Und so formte er aus den Pixeln einen Jesus mit gelb-violettem Heiligenschein, die linke Hand zum Segensgruß erhoben, mit der anderen hält er sich eine grün-blaue Bibel an die Brust. An dem Altar hielt Joppiens Minecraft-Figur zum Abschluss des Projektes einen Gottesdienst.

Aufmerksam für Gottes Schöpfung

Und was verbindet Joppien selbst mit seinem Glauben? „Auf meinem Schreibtisch steht ein Engel, den mir Inga Rohoff, die Beauftragte für Diakone und Diakoninnen im Landeskirchenamt, geschenkt hat. In diesem Engel sehe ich den Heiligen Geist, der für mich der größte Aspekt der Trinität ist. Denn er zeigt mir, dass Gott immer mitten unter uns ist.“

Joppien ist dankbar für Gottes Schöpfung. Er empfindet sie als so viel schöner als die künstliche Welt von Minecraft. „Die ist so viereckig“, sagt er. Jugendlichen die Schöpfung näherzubringen, das sei seine „Aufgabe von Gott“, ist der gebürtige Bremerhavener überzeugt. Sein Herzensanliegen zeigt er auch online: Selbst beim Spiel „Guild Wars“ hatte sein Avatar meist einen Tiergefährten. Und in anderen Computerrollenspielen schlüpft er am liebsten in die Rolle des Waldläufers.

„Hier auf diesen Bäumen schlafen Waldohreulen“, sagt Joppien auf einmal. Mit dieser Entdeckung beweist der Diakon, dass er auch im wahren Leben ein guter Fährtenleser ist. Weiße kleine Kügelchen am Boden haben ihm den Schlafplatz der Vögel verraten: „Greifvögel und Eulen verschlingen ihre Beute mit Fell, obwohl das unverdaulich ist. Deswegen würgen sie es als Gewölle wieder hervor.“

Diese Aufmerksamkeit gibt er auch an seinen fast zweijährigen Sohn weiter. „Wenn wir im Garten sitzen, hören wir manchmal die Glocken läuten“, erzählt er. „Dann sage ich meinem Sohn, dass da gerade das Vaterunser gebeten wird und dass da Menschen mit Gott sprechen.“

Von: Alexandra Wolff

Dieser Text erschien in der Ausgabe 3/2021 des Christlichen Medienmagazins PRO. Das Heft können Sie kostenlos online bestellen oder telefonisch unter 0 64 41 / 5 66 77 00.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen