Mit „ChurchNight“ und Luther-Partys gegen Hexen und Dämonen

Am 31. Oktober feiert die Evangelische Kirche den Reformationstag. Mit zahlreichen Veranstaltungen sollen vor allem Jugendliche angesprochen und für Luthers Ideen begeistert werden. Dies stellt auch einen Versuch dar, die Aufmerksamkeit der Jugendlichen von Halloween, das am selben Tag stattfindet, wegzulenken.
Von PRO

Mit zahlreichen Aktionen will die Evangelische Kirche zum Reformationstag vor allem Jugendlichen einen Anlass geben, den Reformationstag anstatt Halloween zu feiern. So gibt es im ganzen Bundesgebiet "ChurchNights", zu der 100.000 Teilnehmer erwartet werden. An 1.000 Orten werden in ganz Deutschland Gottesdienste und Luther-Partys gefeiert, außerdem wird es für Jugendliche Übernachtungen in der Kirche geben. "Junge Menschen erleben eine Kirche, die Spaß macht und begeistert", sagte die Projektleiterin Angela Schwarz vom Evangelischen Jugendwerk in Württemberg.

Die "ChurchNight" wurde vor fünf Jahren vom Evangelischen Jugendwerk Württemberg ins Leben gerufen. Ziel war es, einen Akzent gegen das Halloween-Spektakel um Hexen, Dämonen und Vampire zu setzen. Im Lauf der Jahre haben sich weitere Kirchengemeinden, der "Christliche Verein Junger Menschen" (CVJM) und freie Werke aus ganz Deutschland angeschlossen. Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July lobte den Erfolg der Aktion. Es sei gelungen, "das Reformationsfest als evangelischen Feiertag auf breiter Linie in unseren Gemeinden wieder ins Bewusstsein zu bringen, vor allem auch bei jungen Menschen."

Am Reformationstag, der jedes Jahr am 31. Oktober stattfindet, feiert die Evangelische Kirche den  berühmten Thesenanschlag des Theologen Martin Luther (1483-1546) im Jahr 1517. Luther verfasste 95 Thesen, in denen er unter anderem den Ablasshandel der katholischen Kirche anprangerte, und befestigte sie der Überlieferung zufolge an der Eingangstür der Schlosskirche in Wittenberg. Diese Aktion gilt als Anfang der Reformation, die zur Spaltung in evangelische und katholische Kirche führte.

Luther Dekade 2012: "Reformation und Musik"

Besonders im Fokus steht am diesjährigen Reformationstag aber die Georgenkirche zu Eisenach. Dort wird am 31. Oktober das Themenjahr 2012 "Reformation und Musik" eröffnet. In der Luther-Dekade (2008-2017) steht jedes Jahr unter einem bestimmten Motto. Die Themenjahre sollen die Bedeutung der Reformation aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. In der Georgenkirche treffen sich die Lebenslinien zweier Menschen, die reformatorisches Gedankengut gerade auch über die Musik verbreitet haben. Luther sang hier einst als Kurrendesänger. Fast genau 200 Jahre später wurde am gleichen Ort der Komponist Johann Sebastian Bach (1685-1750) getauft. Für seine bekannte Kantate "Eine feste Burg ist unser Gott" griff Bach auf die Melodie von Luthers gleichnamigem Kirchenlied zurück.

Zum Festgottesdienst und Festkonzert werden in der Georgenkirche der Vorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), Nikolaus Schneider, und Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) erwartet. Traditionell wird am Reformationstag auch die Luther-Medaille verliehen. In diesem Jahr wird der frühere sächsische Oberlandeskirchenrat Harald Bretschneider geehrt. Bretschneider gilt als Begründer der Abrüstungs-Initiative "Schwerter zu Pflugscharen" Anfang der 80er Jahre in der DDR. Die Laudatio hält Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU).

Zahlreiche Veranstaltungen zum Reformationstag

Zu dem Themenjahr finden allein in Thüringen mehr als 200 Veranstaltungen – Konzerte, Ausstellungen und Tagungen – statt, die dem Verhältnis von "Reformation und Musik" auf den Grund gehen sollen. Landeskulturminister Christoph Matschie (SPD) sieht darin auch eine Gelegenheit, Gläubige und Touristen aus aller Welt für Thüringen zu interessieren. Auch in Sachsen-Anhalt und Sachsen, die sich mit Thüringen als Kernland der Reformation verstehen, wird über das Wochenende hinweg an die Reformation erinnert. In Eisleben, dem Geburts- und Sterbeort Luthers, spielt die Wittenberger Hofkapelle in der St. Andreas-Kirche Musik der Reformation auf historischen Instrumenten.

In Wittenberg findet im Rahmen des Reformationsfestes vom 30. bis 31. Oktober ein Konfirmandentreffen statt, zu dem 500 Konfirmanden aus ganz Deutschland kommen. Dort gibt es neben Jugendgottesdiensten zahlreiche Erlebnisworkshops. Höhepunkt ist der traditionelle Umzug der Konfirmanden durch die Altstadt. Auf dem Marktplatz soll zusammen mit den Bürgern und Besuchern Wittenbergs Luthers Lied "Eine feste Burg ist unser Gott" gesungen werden. Das Konfirmandentreffen steht unter dem Motto "Findet’s raus" und bezieht sich auf die Aufforderung in Römer 12,21, sich nicht vom Bösen überwinden zu lassen.

Auch in Leipzig kommt es zu einem besonderen Höhepunkt: Neben Konzerten, Theateraufführungen und Vorträgen feiert die Stadt das 800-jährige Bestehen der Thomaskirche, des Thomanerchores und der Thomasschule. In der Leipziger Nikolaikirche predigt am Sonntag die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann, die ab 2012 "Lutherbotschafterin" sein wird. In Dresden findet in der Frauenkirche ein Fest zum Gedenken an die Weihe des Gotteshauses am 30. Oktober 2005 statt, das nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. (dpa/pro)

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