Die Lage in Nigeria ist verworren. Viele Menschen fliehen vor der Terrorgruppe Boko Haram. Die Situation in der Stadt Jos, die an der Bruchkante zwischen dem überwiegend islamischen Nord- und dem christlichen Südteil des Landes liegt, beleuchtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer aktuellen Ausgabe.
Christen leben in Nigeria in permanenter Angst. Hier versammeln sie sich gerade zu einem Gottesdienst
Die Menschen in der Stadt Jos haben Angst. Süddeutsche-Autor Tobias Zick beschreibt, dass sie sich vor den schweren Waffen und den Raketenwerfern von Boko Haram fürchten. Boko Haram schieße mittlerweile alles nieder, was ihnen begegne: Muslime, Christen, Nichtgläubige.
Massakriert werden alle, die mit dem Staat sympathisieren
Boko Haram habe deswegen Macht und Einfluss gewonnen, weil die entscheidenden Menschen korrupt seien und die Bevölkerung unter bitterer Armut leide, schreibt Zick. Die Islamisten hätten Koranschulen gebaut und Armenspeisungen organisiert. Der Mord am Boko Haram-Führer, Muhammad Yusuf, 2009 sei der Auslöser für deren Rachefeldzug gewesen. Heute massakrierten die Terroristen alle, „die mit dem Staat sympathisieren“.
Mit lokalen Milizen und anderen kriminellen Banden sei ein weit verzweigtes Verbrecherbündnis entstanden, das mittlerweile auch in die Nachbarländer Kamerun, Tschad und Niger vordringe. Jos sei deswegen extrem gefährdet für religiöse Gewalt, weil es die „Bruchkante“ zwischen muslimischer Mehrheit des Nordens und christlicher Mehrheit des Südens sei.
Im Norden hätten die regionalen Regierungen die Scharia eingeführt und damit die Christen provoziert. Die Muslime behaupten, dass die Christen mit ihren Provokationen die Lawine ins Rollen gebracht hätten. In Jos stünden sich beide Seiten mit ihren Milizen gegenüber. Die relative Ruhe sei einer Vielzahl von Versöhnungsinitiativen zu verdanken. Der gemeinsame Feind aller sei die Armut.
Misstrauen tief und allumfassend
Problematisch sei, dass sich die Hassprediger von Boko Haram soziale Ungerechtigkeiten zunutze machten, um junge Männer für sich zu vereinnahmen. Andere Teile der Bevölkerung sehen in den fanatischen Christen das Problem, weil es schwierig sei mit ihnen zusammenzuleben. Jos sei ein „Tummelplatz für freikirchliche Prediger“. Der Prediger Yakubu Maigida wird finanziell von den Amerikanern unterstützt. Er hat eine eigene Fernsehshow und fährt mit einem „Gospelwagen“ durch das Land, um zu missionieren.
Den Muslimen wirft er vor, dass sie ihre Gegner täuschen. Um die Konflikte zu lösen, möchte er so viele Menschen wie möglich zum Christentum bekehren. Damit seien sie zum einen erlöst und würden zum anderen die Welt nicht mehr terrorisieren. Sich selbst sieht Maigida nicht als Bestandteil des Konflikts. Denn die Botschaft Jesu sei ausschließlich die des Friedens. Samuel Dante Dali, Präsident der „Kirche der Geschwister“, bilanziert den Status quo wie folgt: „Unser Land ist so tief gespalten, wir tun nur so, als wären wir vereint.“ Selbst die eigenen Leute könnten einen attackieren, wenn man Frieden predige. Das Misstrauen sei inzwischen tief und allumfassend. (pro)
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