„Mission unter falscher Flagge“ trifft auf Kritik

Die ARD-Reportage „Mission unter falschen Flagge“ ist mit evangelikalen Christen scharf ins Gericht gegangen. Nun wehrt sich die Evangelische Allianz: Gerade öffentlich-rechtliche Sender müssten um ein differenziertes Bild der Evangelikalen bemüht sein.
Von PRO
"Mission unter falscher Flagge stößt auf Kritik: Christoph Irion (links), Michael Diener (rechts)
Michael Diener, der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, erklärte: „In seinem Fazit differenziert der Film zwischen evangelikalen Christen als solchen und radikalen Auswüchsen an ihren Rändern“. Allerdings stellten sowohl die „Filmtitel wie auch die Zusammenstellung der einzelnen Filmbeiträge evangelikale Christen unter einen Generalverdacht. Das kann und darf in dieser Weise nicht geschehen.“ Außerdem werfe der Film vieles durcheinander – „direkte Beziehungen zur Deutschen Evangelischen Allianz oder zu einer Ortsallianz stehen neben Gruppen, die keinerlei Verhältnis zur evangelischen Allianz haben“. Diener erklärte: „Die Deutsche Evangelische Allianz stellt sich ausdrücklich hinter die Mitglieder ihres Hauptvorstandes und wird zugleich darauf hinwirken, dass eventuelle substantielle Vorwürfe auch lückenlos aufgeklärt werden.“ Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes, Christoph Irion, prangerte fehlende Differenzierung an. Bis zum Ende habe der Zuschauer den Eindruck, die im Film gezeigten Beispiele stünden repräsentativ für evangelikale Christen.

„Journalistisch missraten“

Das sei jedoch mitnichten so: „In Wahrheit haben sich die Autorinnen in einer sehr fokussierten Recherche auf die Suche nach Skandalen begeben – und sie natürlich gefunden.“ Aus journalistischer Sicht sei diese Zuspitzung auf so genannte „radikale Christen“ nicht überzeugend, „aus medienethischer Sicht ist sie in dem dargestellten Kontext problematisch“, erklärte Irion. „Wer einerseits aufklärerisches Denken fordert, Schwarz-Weiß-Denken kritisiert und auf der anderen Seite derart undifferenziert Pauschalurteile über eine sehr heterogene Minderheit wie die Evangelikalen fällt, wird seiner Rolle als Aufklärer nicht gerecht.“ Als „journalistisch völlig missraten“ bezeichnete Irion den Ansatz der Reportage, einen Krankenhausseelsorger, „dessen Expertise im Zusammenhang mit den Aussagen des Films nicht transparent ist, als einzigen theologischen Experten für die zur Diskussion gestellten theologischen Fragen auftreten zu lassen“. In der Programmvorschau wäre hingegen ein professioneller Sektenbeauftragter angekündigt worden. Dafür hätte sich eigentlich die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauung geeignet – „die hätte aber vermutlich zu differenziert geantwortet“, erklärte Irion. „Dadurch bleibt bei aller berechtigten Kritik an manipulativen Auswüchsen in der charismatischen Szene der Beigeschmack, dass die ARD-Journalisten nicht um ein differenziertes Abbild der Wirklichkeit, sondern um Skandalisierung bemüht waren.“ (pro)
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