„Mir reicht‘s!“: Französische Dschihadisten wollen heim
Mehrere junge Franzosen, die sich als Dschihadisten dem IS angeschlossen hatten, haben Familie und Anwälte um Hilfe zur Rückkehr gebeten. Eine der Begründungen: „Mein iPod funktioniert nicht mehr“.
Viele Europäer haben sich für den Dschihad rekrutieren lassen. Einige Franzosen haben nun genug und wollen wieder zurück nach Frankreich
Er habe kaum etwas anderes getan, als Kleidung auszuteilen, Essen zuzubereiten, Waffen zu reinigen und Leichen zu transporten, klagt einer der Männer, dessen Brief die französische Zeitung Le Figaro veröffentlichte. „Der Winter beginnt. Es fängt an, sehr hart zu werden“, heißt es weiter. „Mir reichts!“, schreibt ein anderer. Sein iPod funktioniere nicht mehr, er müsse wieder nach Hause. Er habe es satt, nur das Geschirr zu spülen, beklagt sich ein weiterer. Er solle außerdem an die Front geschickt werden, obwohl er gar nicht wisse, wie man kämpft. Ein Dschihadist sorgt sich um sein Kind, das er in Syrien gezeugt hat und das für den französischen Staat rechtlich nicht existiere. Die Zeitung bezeichnet die Briefe als „naiv“ und „von verblüffender Unwissenheit“.
„Welche Männer zeigen echte Reue über die Barbarei des Islamischen Staates (IS), und welche nutzten die Briefe dazu, sich aus der Verantwortung zu ziehen?“, fragt Le Figaro. Eine eindeutige Antwort zu finden, sei schwierig. Trotzdem hätten sich mehrere Anwälte der Dschihadisten dazu entschlossen, etwas zu unternehmen. „Wir haben Kontakt mit der Justizbehörde aufgenommen, aber es ist eine hypersensible Angelegenheit“, sagte einer der Juristen. Die Männer, die sich den Anwälten anvertrauten, wollten anonym bleiben. Der Anwalt unterliege deshalb der Schweigepflicht. „Jeder weiß aber, dass die Männer zu tickenden Zeitbomben werden, je länger sie vor Ort sind und gezwungen werden, Gewalttaten anzuschauen oder zu begehen“, sagte er. Wenn es aber zu einer Diskussion darüber kommen, ob Frankreich bereit wäre, Rückkehrer aufzunehmen, würde kein Minister das Risiko auf sich nehmen wollen: „Stellen Sie sich vor, einer der ehemaligen Dschihadisten wäre anschließend in einen Anschlag verwickelt?“
Keine Chance, der Justiz zu entgehen
Einige Anwälte entwickelten aber eine Idee, wie mit den potenziellen Heimkehrern umzugehen sei. Sie wollten die Aufrichtigkeit ihrer Klienten prüfen und ein Dossier anfertigen, dass bei positivem Ergebnis den Richtern einen Beweis liefert. Zudem sammelten Anwälte und die Familien der Männer E-Mails, Statusmeldungen bei Facebook und andere Nachrichten der Männer in sozialen Netzwerken. Die Anwälte versuchten zudem, diskreten Kontakt zur Anti-Terror-Einheit, Direktoren der Inneren Sicherheit und dem Büro des Innenministers, Bernard Cazeneuve, herzustellen. Es bestehe keine Einigkeit darüber, wie mit den Dschihadisten umzugehen sei. Die Anweisung sei immer: „Stelle dich im französischen Konsulat in Istanbul oder Erbil im Irak vor. Dann werden wir weiter sehen.“ Von etwa 100 Rückkehrern seien derzeit 76 in Haft. Die restlichen 24 würden überwacht.
Da Großbritannien eines der führenden Länder darin sei, ehemalige Dschihadisten für den Geheimdienst MI5 auszubilden, hätten einige der Männer bereits angefragt, für den britischen Geheimdienst ausgebildet zu werden. Angeblich seinen britische Ex-Dschihadisten jedoch interessanter für den MI5, da sie intellektueller seien als die Rückkehrer aus Frankreich, heißt es bei Le Figaro. (pro)
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