Mike Pence: Der Evangelikale an Trumps Seite

Mike Pence soll der neue Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Er selbst beschreibt sich als Christ, Konservativer und Republikaner – in dieser Reihenfolge. Seine bisherigen politischen Initiativen zeugen davon.
Von PRO
Er wird der neue amerikanische Vizepräsident: der evangelikale Christ Mike Pence

Im Juli hatte der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump Mike Pence im Falle seiner Wahl zum designierten Vizepräsidenten ernannt. Der Gouverneur des Bundesstaates Indiana und langjährige Parlamentarier im Repräsentantenhaus beschreibt sich selbst als „evangelikalen Katholiken“ und gilt als vehementer Abtreibungsgegner und Gegner der Lesben- und Schwulenbewegung.
Politische Gegner aus der Demokratischen Partei ordnen Pence oft als „Frauenfeind“, „Homosexuellenhasser“ und „Evolutionsleugner“ ein. Diesen Ruf hat er unter anderem einem Gesetz zu verdanken, das er 2015 in Indiana unterzeichnete. Das „Gesetz zur Wiederherstellung der Religionsfreiheit“ verbot in Indiana alle staatlichen Aktivitäten, die das religiöse Empfinden von Bürgern „belasten“ könnten, es sei denn, ein solches Gesetz sei für das Gemeinwohl unumgänglich. Restaurantbesitzer konnten auf dieser Basis die Bewirtung gleichgeschlechtlicher Hochzeiten unter Verweis auf ihren Glauben ablehnen. Der Gesetzesinitiative waren mehrere Fälle in unterschiedlichen US-Bundesstaaten vorausgegangen, bei denen christliche Geschäftsleute auf hohe Schadenersatzsummen verklagt worden waren, weil sie nicht an den Hochzeiten gleichgeschlechtlicher Paare beteiligt sein wollten.
Viele warfen Pence daraufhin Homophobie vor. Wegen massiver öffentlicher Proteste und Boykottandrohungen großer Unternehmen wurde das Gesetz ein Jahr später entschärft.

Forschung an embryonalen Stammzellen verhindern

Ebenfalls als Gouverneur setzte Pence eines der striktesten Anti-Abtreibungsgesetze des Landes in Kraft. Dabei ging es ihm besonders um Spätabtreibungen aufgrund des Downsyndroms. Er verfügte auch, dass jeder abgetriebene Fötus bestattet werden müsse, um Forschung an embryonalen Stammzellen zu unterbinden. Das Gesetz wurde von einem Bundesgericht vorerst blockiert. Dagegen kann der Bundesstaat aber noch vorgehen.
Beobachter schreiben dem Republikaner eine „große politische Routine, gute Verbindungen in den Kongress und eine extrem strapazierbare Loyalität“ zu. Der evangelikale Pence sei für Trump ein wichtiges Bindeglied zum „erzkonservativen Flügel“ der Republikanischen Partei. Viele Medien sind sich einig, dass er konservativen Republikanern und evangelikalen Christen, die mit Trump als Kandidat unzufrieden waren, einen Grund gab, Trump zu wählen.

Deutliche Meinungsunterschiede zwischen Pence und Trump

Eigentlich hatte Pence sich bei den Vorwahlen für dessen Kontrahenten Ted Cruz ausgesprochen, ließ sich aber dann von Trump anwerben. Focus Online sieht durch seine ruhige und sachlichen Art, aber auch durch seine pointierten Aussagen, eine wichtige Ergänzung zu Trump. Dabei habe Pence gerade in Bezug auf die Homosexuellen-Rechte deutlich konservativere Ansichten als der künftige Präsident. Bereits kurz nach seiner Wahl in den Kongress im Jahr 2000 forderte er das Parlament auf, für Einrichtungen zu spenden, die Menschen dabei unterstützten, „ihr sexuelles Verhalten zu ändern“, um von ihrer Homosexualität „geheilt“ zu werden. Unterschiedliche Meinungen vertreten Pence und Trump auch beim Freihandel und beim Thema Syrien.
Vier Tage vor der Wahl hatte Pence gefordert, dass man für das Land beten solle, „aber so, wie Lincoln es in seinen Gebeten tat: nicht in der Art, dass Gott auf unserer Seite sei, sondern dass, in seinen Worten, wir auf Gottes Seite sein mögen“. Aus Sicht von Welt-Redakteur Torsten Krauel meldete sich Pence immer dann zu Wort, wenn Sichtweisen der Evangelikalen angegriffen wurden. Gerne würde Pence auch ein Gesetz von 1954 revidieren, das politische Reden auf der Kanzel verhindert. Dies würde ihm aus Krauels Sicht für eine weitere politische Karriere – eine mögliche Präsidentschaftskandidatur 2020 – nützen.
Aufgewachsen ist Pence in einem katholischen Elternhaus im Bundesstaat Indiana. Ursprünglich wollte er Priester werden. Während seines Jurastudiums hatte er ein Erwecungserlebnis, und besucht seitdem eine Freikirche. Er arbeitete zunächst als Anwalt und Moderator. Pence wurde 2008 als möglicher Kandidat für die damalige Präsidentschaftswahl gehandelt, er entschied sich aber gegen eine Kandidatur. Der 57-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. (pro)Trump-Wahl: Schock für die Berufs-Besserwisser (pro)
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