John Micklethwait, Chefredakteur der Nachrichten- und Bildagentur Bloomberg News, hat in einem Interview der Tageszeitung Die Welt vom Dienstag ein „Comeback des Bezahlens für Informationen“ im Internet konstatiert. In dem Gespräch mit Welt-Journalist Christian Meier zeigte sich der Bloomberg-Chefredakteur zuversichtlich, was die Geschäftsmodelle der Branche angeht. Als Grund nannte Micklethwait den Umstand, dass die junge Generation bereit sei, für „digitale Abo-Modelle“ zu bezahlen. Die Medienindustrie habe jedoch einen „unheilvollen Fehler“ begangen, indem sie zunächst ihre Inhalte umsonst im Internet angeboten habe. Damit hätten die Medien ihrer „eigenen Existenz den Boden unter den Füßen weggezogen“.
Lokaljournalimus unter Druck
Micklethwait sieht vor allem Schwierigkeiten für Lokalzeitungen. Beispielsweise in den USA könnten viele Zeitungen „ihre Berichterstattung nicht mehr so aufrechterhalten, wie es für eine effektive Politikkontrolle nötig wäre“. Micklethwait erkennt in dem Gespräch die Herausforderung, die die moderne Technik für den Journalismus bedeutet. „Technologie kann inzwischen Quartalszahlen zu einer Meldung verarbeiten, ein Fußballspiel oder die Wetterprognose“, sagte Micklethwait, und weiter: „Reporter werden sich zunehmend auf exklusive Informationen, Analysen und Kommentare konzentrieren.“ In Google und Facebook sieht der Bloomberg-Chefredakteur keine Gefahr für den Journalismus. Die Unternehmen spielen seiner Meinung nach „keine große Rolle“ bei der Erstellung von Informationen. Die Plattformen hätten allerdings deren Verbreitung „revolutioniert“.
Von: Norbert Schäfer