Bei einer Nachlese zur Familiensynode der Katholischen Kirche, die im vergangenen Jahr im Oktober in Rom stattfand, hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch am Montag vor etwa 350 Besuchern in der Katholischen Akademie in Berlin eine Lanze für die Ehe gebrochen. Dabei hat er sich klar für die Unauflösbarkeit der Ehe ausgesprochen. Koch will sich dafür einsetzen, dass „das Sakrament der Ehe wieder als ein Freudenfest des Glaubens“ verstanden wird.
„Es ist schon paradox, wenn wir meistens über die Scheidung sprechen und kaum über die Eheschließung“, sagte der Erzbischof, der die Ehe für unauflöslich hält. Viele Fragestellungen zur Familie, über die man sachlich reden könne, würden durch die eigenen familiäre Erfahrungen der Synodalen erschwert und erhielten aus persönlicher Betroffenheit eine andere Qualität. Ehe werde in der Gesellschaft oft völlig konträr verstanden, erklärte Koch und nannte als die drei wesentlichen Elemente von Ehe nach katholischem Verständnis die Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, die Anlage der Ehe auf Lebensdauer und auf Nachkommenschaft. „Alle drei Bedingungen sind heute in unserer Gesellschaft nicht mehr konsensfähig oder allgemein vertreten“, sagte Koch.
Durch die Diskussion über Ehe und Familie seinen unmittelbar viele andere wesentliche Themen mit betroffen. „Wenn man an diesem Thema, diesem Begriff, dieser theologischen Frage etwas ändert, das hat sofort Auswirkungen auf Gebiete, die man gar nicht im Blick hat“, sagte Koch. Ändere man beispielsweise das Sakramtensveständnis der Ehe, käme dabei auch ein geändertes Sakramentsverständis der Eucharistie heraus.
Koch gab einen Einblick in die leidenschaftlichen Diskussionen in der Synode und den Beratungen der deutschen Arbeitsgruppe, der der Berliner Erzbischof als Relator (Sprecher) vorstand. Man habe in den Fragen miteinander gerungen. Papst Franziskus hatte sich 2014 mit den Worten „Redet mit Freimut und hört zu mit Demut“ an die Teilnehmer einer ausserordentlichen und vorbereitenden Synode zur Familiensynode gerichtet. Der Berliner Erzbischof bemängelte, dass zwischen den beiden Synoden dann nicht weiter in der Tiefe und kontrovers weiter gearbeitet worden sei.„In vielen Fragen sind wir nach der Synode nicht einer Meinung“, erklärte der Theologe. Die Synode habe mit einem Doppelpunkt geendet, nicht mit einem Punkt. Der Papst will sich nach Angaben von Koch noch im Frühjahr mit einem Abschlussdokument zur Familiensynode an die Gläubigen wenden. Mit der Verlautbarung des Kirchenoberhauptes ende dann der synodale Prozess zu dem Thema.
Koch unterstrich, dass es keinen Zweifel daran geben könne, dass die Synodalen gewillt seien, dem Papst in allen Fragen die kirchliche Einheit betreffend zu folgen. „Wir sind eine Kirche, und in grundlegenden Fragen sind wir sehr eins“, erklärte der Erzbischof. In der Diskussion der Familiensynode sei es gerade mit den afrikanischen Bischöfen nicht vordringlich um die Frage der Homosexualität gegangen. Vielmehr sei der Vorwurf geäussert worden, dass durch das Drängen zur Übernahme westlicher Vorstellung über Gender, Abtreibung und Homosexualität als Gegenleistung zum Erhalt finanzieller Hilfe Afrika erneut kolonialisiert werden soll. Die Chinesen, die sich massiv wirtschaftlich auf dem afrikanischen Kontinent engagierten, raubten nach Ansicht der afrikanischen Bischöfe zwar die Bodenschätze, jedoch nicht die Gesinnung. Die sei „den Chinesen egal“. Die Synode hatte auch über Homosexualität diskutiert, nach Kochs Worten „ein ganz wichtiges Thema, aber es ist in erster Linie nicht ein Familienthema“. Die Synodalen hätten daher vornehmelich über Homosexualität in der Familie, jedoch nicht über Homosexualität an sich diskutiert.