Meinungsfreiheit unter Druck

Nur 43 Prozent der Menschen in Deutschland glauben, ihre Meinung frei äußern zu können. Das zeigt eine Studie im Auftrag von „Media Tenor“.
Von Norbert Schäfer

Viele Menschen in Deutschland haben nicht mehr das Gefühl, ihre Meinung offen sagen zu können. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut „Mentefactum“ im Auftrag des schweizerischen Unternehmens „Media Tenor“ hervor. Demnach stimmten lediglich 43 Prozent der Aussage zu, dass man seine Meinung „frei äußern“ könne. 57 Prozent gaben an, es sei besser, vorsichtig zu sein.

Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Befragten gab an, dass seit Beginn der schwarz-roten Koalition im Mai die Möglichkeit freier Meinungsäußerung eher schlechter geworden sei. Nicht einmal jeder Zehnte (9 Prozent) vertrat die Ansicht, dass sich seit dem die Meinungsfreiheit verbessert habe.

Bei der aktuellen Umfrage gaben 85 Prozent der Befragten mit Präferenz für die Grünen an, man könne seine Meinung frei äußern. Bei SPD-Befürwortern taten das 66 Prozent, bei Anhängern der Union 58 Prozent, und bei Parteigängern der Linken 52 Prozent. Ein völlig anderes Bild zeichnet sich bei Anhängern der AfD ab. Dort waren lediglich elf Prozent der Befragten der Auffassung, die eigene Meinung frei äußern zu können. 89 Prozent der AfD-Anhänger stimmten der Aussage zu, es sei besser, vorsichtig zu sein.

Für die repräsentative Online-Studie wurden 1.500 Menschen im Zeitraum zwischen dem 26. November und dem 3. Dezember befragt. Die aktuelle Studie deckt sich mit einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach von Mitte Oktober, die zeigte, dass weniger als die Hälfte der Bevölkerung das Gefühl hat, politisch unbeeinträchtigt reden zu können.

Ein weiterer Befund der Studie: Deutsche Leitmedien reflektieren nur in geringem Umfang die Ansichten ihres Publikums. Auf die Frage, wie stark eigene Meinung und politische Einstellung in den führenden Medien (öffentlich-rechtlicher Rundfunk, „Spiegel“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, örtliche Tageszeitung, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Bild“, private Rundfunk- und Fernsehsender) abgebildet würden, antwortete jeweils die Mehrheit der Befragten, dass dies als „eher schwach/fast überhaupt nicht“ empfunden werde.

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